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Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)

Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)

Titel: Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Grimke
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dieses Mal folgten sie einer verwirrenden Vielzahl von Gängen, Korridoren und Treppen, bis sie vor einer großen Tür standen, deren beide Flügel nach außen geöffnet waren. Man sah, dass von dort eine große Treppe in einen Saal hinabführte. Von unten drangen getragene und doch melodische Musik und Stimmengewirr zu ihnen herauf. Der Diener übergab seine Gäste an einen Mann in bunter Uniform mit einem langen Stab in der Hand, der innen neben der Tür stand. Schließlich standen Mayra und ihre Großeltern an der Schwelle. Mayras Herz machte einen Stolperer, als sie sah, dass unter ihnen ein riesiger Saal gedrängt voll war mit Leuten in edlen, bunten Kleidern, die einen komplizierten Schreittanz vollführten. Links gab es eine Empore. Dort saß der König auf einem Thron, prächtig gekleidet in Blaugold, seine beiden Statthalter neben sich. Mayra bekam Angst, alles in ihr sagte: „Flucht!“ Doch sie atmete tief durch, dachte an Djuma und blieb stehen, auch wenn alles vor ihren Augen ein bisschen verschwamm. Der Mann in der bunten Uniform knallte seinen Stab laut auf den Boden und rief: „Admiral Rogers von Unionia, seine Frau Ursula Rogers, seine Enkelin Mayra!“
    Von den Leuten unten kam auf diese Ansage hin keine erkennbare Reaktion. Langsam ging Mayra hinter ihren Großeltern die Treppe hinunter. Am Fuß der Treppe näherte sich ihnen ein Adliger und verwickelte den Admiral in ein Gespräch. Mayra verließ der Mut. Einen Frontalangriff auf Ragnar, direkt auf die Empore zuzugehen, wagte sie nicht. Sie wollte auch nicht wie angeklebt neben ihrem Großvater an einer solch präsenten Stelle im Raum stehen bleiben, wo sie nun doch die Blicke der Terrestraner in ihrer Nähe auf sich zog. Daher löste sie sich von ihren Großeltern, die sie gar nicht beachteten, und ging nach rechts, wo sie an der Stirnseite neben dem Orchester einen Getränkestand entdeckt hatte.
    Dort organisierte sie sich eine Wasser-Apfelsaft-Mischung und hielt sich dann mit beiden Händen an dem Glas fest, während sie über die Tanzfläche schaute, ohne wirklich etwas zu sehen. Etwas Blaugoldenes trat in ihren Gesichtskreis. Mayra schaute näher hin, jedenfalls so genau, wie sie es in ihrer Aufregung schaffte. Blaugold, blonde Haare, oh, nein, Prinz Ragnar näherte sich ihr. Wie erstarrt blieb sie stehen. Der Prinz trat vor sie – und sie sah in Djumas Augen! Der lächelte und hob die Hand, während er fragte: „Darf ich um diesen Tanz bitten?“
    Wie in Trance stellte Mayra das Glas ab. Sie legte ihre Hand in seine und ohne auch nur eine Sekunde die Augen von seinem Gesicht abzuwenden, ließ sie sich von Djuma in die Mitte des Saales führen – von Djuma, der Ragnar war! Sie ließ sich führen in diesem Reigen. Sie und Djuma umschritten einander und ihre Hände berührten sich. Sie war an seiner rechten Seite und sie wechselte auf seine linke. Die Schrittfolge trennte sie, und Mayra fand andere Partner. Doch immer schaute Mayra auf Djuma und er auf sie. Mayra umkreiste die anderen Männer. Doch sie war sich nur Djumas bewusst. Sie waren getrennt und sie fanden wieder zueinander.
    Als die Musik endete, verbeugte der Prinz sich wie alle Männer vor ihr als seiner Tanzpartnerin und führte sie dann durch große, gläserne Flügeltüren hinaus aus dem Saal auf die Terrasse. Sie standen voreinander und einen Augenblick schwiegen beide. „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht!“, hielt Mayra es nicht mehr aus. Ihr Ton war voller Vorwurf. Sie blickte in Djumas Augen, die fremd wirkten, so blau und schwarz umrandet, und die ihr doch so vertraut waren.
    „Ich weiß!“, sagte Djuma leise. „Glen hat mir erzählt, wie sehr du ihm zugesetzt hast.“
    „Du warst plötzlich weg. Ich hab dich überall gesucht. Myrddin gefragt. Diesen rothaarigen Soldaten gefragt. In jedem Mann, den ich in der Stadt gesehen habe, hab’ ich dich gesehen. Prinz Ragnar war meine letzte Chance. Aber das bist ja du!“ Mayras ganze Not brach aus ihr heraus. Djuma sah sie voller Mitgefühl an.
    „Mayra, es tut mir wirklich, wirklich leid!“
    Mayra spürte, wie sie anfing zu zittern. „Aber warum das Ganze? Warum die Lüge, warum die Verhaftung, die keine war? Warum hast du dich nicht gemeldet?“
    Sanft strich Djuma ihr über das Haar. Mayra ließ es geschehen. „Weil auch ich Angst hatte.“ Seine Worte waren kaum mehr als ein Flüstern, und er ließ seine Hand sinken. Immer noch sehr leise erklärte er: „Ob du den Prinzen magst oder mich, wenn du es erst einmal

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