Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
hergestellt. Aber so wie Fredis Gesundheit in den letzten Wochen abbaute, hatte er nicht mehr viel zu verlieren.
Mayra bedankte sich bei dem alten Heiler, verabschiedete sich und ritt in langsamem Tempo zurück. Dabei versuchte sie fieberhaft, eine Lösung dafür zu finden, wie sie an diesen rothaarigen Soldaten herankommen sollte. Immer wieder schweiften ihre Gedanken ab, entweder zu Fredi, von dem sie so hoffte, dass ihm Myrddins Behandlung helfen würde, oder zu Djuma. Die Vorstellung, Djuma nicht wiederzufinden, dass er einfach verschwunden, sie für immer von ihm getrennt blieb, war unerträglich.
Als sie wieder in der Mission war, machte sie die Sendung mit Myrddins Arzneien für Fredi fertig und legte eine Nachricht bei, in der sie erklärte, wie diese einzunehmen waren und wie er sich das farbige Licht vorstellen sollte. Ursula summte an und bestand darauf, dass Mayra mit den anderen zusammen zum Essen in den Aufenthaltsraum kam. „Regelmäßige Mahlzeiten sind wichtig, mein Kind!“ Mayra fand es zu anstrengend, sich dagegen zu wehren, und so ging sie mit zum Essen.
Aus einer Bemerkung Ursulas entnahm sie dort, dass die nur in Aussicht gestellte Audienz bei Prinz Silvio am Nachmittag tatsächlich stattfinden würde.
„Bitte lass mich mit!“, rief Mayra. Sie hatte keine Idee, wie sie sonst mit dem Rothaarigen reden könnte, wenn sie nicht mit Ursula in den Palast ging.
„Aber Mayra, das haben wir doch schon besprochen!“, sagte ihre Stiefgroßmutter leicht vorwurfsvoll.
„Dann komme ich eben nicht mit in den Audienzraum. Ich will einfach nur in den Palast!“ Ursula schaute sie verständnislos an. „Das Schulprojekt! Hintergrundrecherche!“, rettete Mayra sich.
„Ich weiß nicht …“ Ursula zögerte.
„Du willst doch sicher nicht, dass ich eine schlechte Note bekomme!“, rief Mayra und kam sich mit dieser Erpressung ein wenig schäbig vor. Aber es wirkte.
„Na gut. Es kann ja eigentlich nichts schaden, wenn Silvio gar nicht mitbekommt, dass du da bist.“
Ursula wandte sich an Adlan. „Können Sie bitte Mayra nachmelden?“
„Mit dem größten Vergnügen“, sagte der Adjutant mit einem Gesicht, als ob er auf eine Sauerbeere gebissen hätte.
Kapitel 37
Nach dem Essen musste Mayra sich beeilen, um sich fertig zu machen. Wie zur Tributzeremonie zog sie ihren Hosenanzug aus Textol an. Mit diesem edlen Kleidungsstück konnte sie nichts falsch machen. Die Haare steckte sie in einem ordentlichen Knoten hoch. Dann betrachtete sie sich im Spiegel. Sie sah erstaunlich erwachsen aus, in formeller Kleidung und mit frisierten Haaren. Trotzdem war sie aufgeregt, und ihr Kopf fühlte sich an wie Watte. Durch das Tor an den Wachen vorbei zu kommen, war das eine, den Rothaarigen zu sprechen etwas ganz anderes. Mayra wollte auch nicht, dass Ursula etwas von ihren Problemen oder besser gesagt den Problemen ihres Freundes mitbekam. Sie war sich sicher, dass ihre Großeltern ihr den Kontakt zu Djuma sofort verbieten würden, wenn sie erführen, dass der von den Soldaten gefangen gesetzt worden war. Es half nichts. Mayra würde im Palast improvisieren und auf die richtige Gelegenheit warten müssen.
Adlan hatte Ursula erklärt, sie und ihre Enkelin sollten Standgleiter bis zum äußeren Tor des Palasts nehmen. Dort erwarte sie ein Diener, der sie zum Audienzraum des Prinzen Silvio führe. Während sie langsam durch die Straßen, Gassen und Gässchen der Ansiedlung kurvte, hielt Mayra Ausschau nach Djuma. Jeden Augenblick erwartete sie, dass er um die Ecke kam. Bei jedem blonden Mann, den sie von hinten sah, hoffte sie, es wäre ihr Freund. Bei jeder Bewegung, die sie aus dem Augenwinkel wahrnahm, drehte sie sich um, mit einer Hoffnung im Herzen, die dann schnell erlosch.
Es dauerte nicht lange, und sie hatten den Palast erreicht. Die beiden Frauen stellten ihre Geräte ab, und Ursula wandte sich an den Mann in Schwarz, der neben den Wachen stand und sie erwartungsvoll anblickte. Mayra erkannte ihn als den Redner von der Tributzeremonie. Er schaute ihnen ernst entgegen, als sie näher kamen, verbeugte sich leicht und winkte ihm zu folgen.
Zu dritt gingen sie über den äußeren Hof und das in schnellem Tempo. Mayra hatte Mühe ihrem Führer zu folgen, ohne anzufangen zu rennen, und war immer einen halben Schritt oder mehr hinter ihm. Auf dem Hof war, anders als das letzte Mal, viel Bewegung. Mindestens 20 Pferde waren an Ringen an der Außenmauer des Hofes angebunden und wurden von Soldaten in
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