Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
blieb es bei Rogers’ Ablehnung. Die Beziehungen zwischen Terrestra und der Föderation seien zu angespannt, da könne er unmöglich den Statthalter wegen eines Schulprojekts bemühen. Mayra war tief enttäuscht. Doch sie dankte ihrem Großvater artig und sagte „Gute Nacht!“ Dann würde sie eben am nächsten Morgen zu Myrddin reiten. Myrddin kannte Djumas Familie. Er wusste bestimmt, wo ihr vermisster Freund wohnte. Das letzte Mal war er ihrer Frage ausgewichen, aber diesmal würde sie auf einer Antwort bestehen.
Kapitel 39
Am nächsten Morgen ging sie, schon Sattel und Zaumzeug auf dem Arm, hinüber zu Haldas Weide, als ihr Großvater sie rief. Er sah peinlich berührt aus. Das war bei ihm selten, und Mayra blieb neugierig stehen. Der Admiral kam zu ihr hinüber und sagte: „Ich weiß, dass du ungern auf öffentliche Veranstaltungen gehst. Trotzdem bitte ich dich, diesmal eine Ausnahme zu machen. Es sind Einladungen eingetroffen für einen Ball heute Abend, oben im Palast. Ausdrücklich auch eine für dich, Mayra!“ Ihr Großvater sah sie besorgt an. „Zu dem Ball eingeladen zu werden, heißt, dass wir langsam von den Terrestranern akzeptiert werden. Darauf habe ich schon lange gehofft. Ich würde den König mit einer Absage ungern vor den Kopf stoßen. Ich würde mich sehr freuen, wenn du mitkämst!“
Mayra überlegte blitzschnell. Offizieller Ball bedeutete offizielles Personal, hieß, dass Prinz Ragnar anwesend sein würde. Mayra konnte sich gerade noch bremsen, nicht voller Begeisterung zuzustimmen. Damit hätte sie sich verdächtig gemacht. So antwortete sie: „Ja. Das ließe sich einrichten.“
Ihr Großvater war so froh über ihre Zusage, dass ihm Mayras etwas geschwollene Wortwahl nicht auffiel. „Danke, Mayra!“ Er lächelte sie an. „Kommst du mit zu Ursula? Ich denke, ihr Frauen habt jetzt die Kleiderwahl zu besprechen. Und ich würde gerne mit dir noch ein, zwei Sachen durchgehen.“
Mayra schaute auf den Sattel und auf ihr nicht ganz sauberes Reitdress. „In Ordnung!“, sagte sie und folgte ihrem Großvater nach drinnen. Der Ausritt zu Myrddin konnte warten. Dass sie sich in jemand verwandelte, die ein Prinz ernst nahm, hatte nun Vorrang.
Die ein, zwei Sachen, die Mayras Großvater mit ihr und Ursula durchgehen wollte, entpuppten sich als ein Crashkurs in Sachen terrestranische Etikette und Wortwahl gegenüber Mitgliedern der königlichen Familie. Mit den Frauen übte er auch den Hofknicks für den Fall, dass sie einem der Prinzen oder womöglich dem König persönlich vorgestellt würden. Bei dem Admiral sah der Knicks zum Schreien komisch aus – und bei Mayra nicht viel besser. Nur Ursula verfügte über die dazu erforderliche weibliche Grazie. Erst am späten Nachmittag entließ Rogers sie aus seiner Schulung.
Mayra holte ihr einziges Abendkleid, das sie von Unionia mitgebracht hatte, und ging damit hinüber in das Zimmer ihrer Großeltern. Ursula nahm ihr das Kleid ab und breitete es auf dem Bett aus. Auch dieses Kleid war aus Textol gefertigt und es schimmerte sanft in einer Farbe, in der sich das Blau und Grün eines Ozeans mischten. Cassiopeia hatte es für ihre Tochter ausgesucht, weil es einen wunderschönen Kontrast zu Mayras rötlichen Haaren abgab. Ursula war beeindruckt. „Damit wirst du jeden jungen Mann im Raum bezaubern.“ Mayra sah sie sehr zweifelnd an. Doch sie ließ es zu, dass Ursula sie dezent schminkte und ihr die Haare zu einem schön geflochtenen Knoten hochsteckte, den sie mit einem silbernen Netz befestigte, in das Perlen eingewoben waren. Dazu lieh sie Mayra Ohrgehänge und eine Kette aus Perlen. Als sie fertig war, drehte Mayra sich um und sah in den Spiegel. Sie erkannte sich kaum wieder. Eine sehr, sehr hübsche junge Frau stand vor ihr. Mayra seufzte leise. Ursula drückte ihr leicht ihre Schulter. „Du schafft das schon!“, meinte sie und lächelte Mayra im Spiegel aufmunternd zu.
An diesem Abend hatte Admiral Rogers ausnahmsweise eine Landeerlaubnis für den Außenhof bekommen. So flogen Mayra und ihr Großvater, der beeindruckend aussah in seiner grausilbernen Galauniform mit den vielen Orden, mit einem kleinen Transportgleiter bis in das Innere des Palasts. Dort erwartete sie ein Diener in Schwarz, der den Admiral und seine Begleitung jeweils mit einer knappen Verbeugung begrüßte. Ursula nahm den Arm ihres Mannes. Mit sicherem Schritt gingen die Erwachsenen voran und Mayra, sich ihrer selbst sehr viel weniger sicher, hinterher.
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