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Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)

Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)

Titel: Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Grimke
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Gräser man zuerst verspeiste, kam Mayra geradezu beneidenswert vor. Eine Nadel löste sich aus ihrem Haarknoten. Mayra spürte es und sah die Nadel auf dem Boden neben ihrem Fuß liegen. Hatte sie sich das mit der Tür nur eingebildet? Waren die Scharniere einfach nur morsch gewesen? Mayra wollte sich schon nach der Nadel bücken, da stoppte sie mitten in der Bewegung. Sie sah die Nadel einfach nur an. Sie stellte sich vor, wie die Nadel in ihrer Hand lag, so wie sie die Stalltür plötzlich in der Hand gehalten hatte. Ruhig konzentrierte Mayra sich auf die Nadel und befahl ihr nach oben zu schweben. Ohne dass Mayra sich bewegen musste, lag die Nadel Augenblicke später auf ihren Fingern. Mayra war fassungslos. Wie um sich selbst zu beweisen, dass sie sich irrte, rief Mayra Halda, wortlos, in Gedanken. Sofort hob die Stute den Kopf und trabte zu ihr hinüber. Das Pferd stupste Mayra an, die völlig erstarrt da stand, und suchte in ihren Taschen nach Essbarem. Als sie nichts fand, wandte Halda sich wieder ihrem Gras zu. Das konnte doch einfach nicht wahr sein! Mayra schüttelte sich. In diesem Augenblick kam Ursula nach draußen und rief Mayra zum Essen.
    Als sie in den Aufenthaltsraum kam, waren Mayras Großeltern und die Maatin Will schon da. Adlan kam kurz nach ihr. Beim Essen war Mayras Großvater sehr ernst. Prinz Ragnar hatte im Auftrag seines Vaters jede Erweiterung des Raumhafens abgelehnt, mehr noch, er hatte gefordert, dass Rogers jeden noch so kleinen und privaten Handel zwischen der Föderation und Terrestra unterbindet. „Das kann doch nicht sein!“, rief Ursula. „Silvio hat mir doch einen Handel in großem Umfang in Aussicht gestellt!“
    „Es tut mir leid, Ursula“, bedauerte ihr Mann. „Auch für mich ist die Lage gerade sehr undurchsichtig. Der eine Statthalter sucht die Annäherung. Der andere Statthalter geht, angeblich im Namen des Königs, auf Konfrontationskurs.“
    Sein Adjutant Adlan schnaubte: „Ich hoffe mal, die lassen das nicht eskalieren. Wie stellen die sich das vor? Die Terrestraner wollen gegen die ganze Macht der Föderation gewinnen? Lächerlich.“
    „Krieg?“, fragte Ursula überrascht und entsetzt.
    Rogers schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Davon kann keine Rede sein. Ein Machtgehabe der Dynastie, das lästig ist. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Bewohner Terrestras sich an den Gedanken gewöhnt haben, dass sie Teil einer interstellaren Gemeinschaft sind.“ Mayra verstand die Hintergründe dieses beidseitigen, politischen Taktierens nicht ganz. Aber es beunruhigte sie.
    Auch ihre seltsamen Erlebnisse mit der Stalltür, der Haarnadel und Haldas Reaktion auf ihr gedankliches Rufen beschäftigten Mayra weiter. Am Abend gab sie dem Computer in ihrem Zimmer die Aufgabe, im Galactic Wide Web nach „Magie“, „paranormal“ und „psychische Fähigkeiten“ zu suchen. Als Antwort fand sie eine überraschend große Zahl von Fähigkeiten, die Menschen in altertümlichen Geschichten nachgesagt wurden. Neben der Telekinese und dem Blitzeschleudern, die Djuma erwähnt hatte, und der Telepathie, die sie womöglich mit Halda ausprobiert hatte, konnte man angeblich an mehreren Orten gleichzeitig sein, sich nur durch Gedankenkraft von einem weit entfernten Ort zum anderen bewegen, in die Zukunft sehen oder über weite Strecken sehen und hören. Mayra kam das alles auf einmal so lächerlich vor, dass sie sich sicher war, dass es für ihre Erfahrungen eine andere, ganz normale Erklärung geben musste!
    Dann schob sie die Gedanken an Physik und Magie zur Seite. Es gab Wichtigeres, als sich über Türen oder Haarnadeln zu sorgen. Sie nahm ihren Mut zusammen und ging hinüber zum Zimmer ihrer Großeltern. Das war nicht viel größer als ihr eigenes, nur dass dort ein Doppelbett stand. Ursula hatte sich schon zum Schlafen hingelegt, während der Admiral noch seine Nachrichten aus der Flottenzentrale durchging. Erstaunt sah er seine Enkelin an und fragte, was es gebe. Mayra platzte mit der Frage heraus, ob er ihr nicht Prinz Ragnar vorstellen könne. Den wollte sie zwar nur kennenlernen, um ihn nach Djuma zu fragen, aber ihrem Großvater gegenüber begründete sie es damit, dass sie dieses Gespräch für ihre Arbeit für die Schule bräuchte. Aber egal wie wichtig sie es machte, der Admiral schüttelte nur bedauernd den Kopf. Selbst als Mayra sich an einem Augenaufschlag versuchte, wie sie ihn von der Schulschönheit Cynthie kannte, wenn die bei Jungen etwas durchsetzen wollte,

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