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McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02

McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02

Titel: McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Herz des Eisplaneten
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Herde unentwegt zu erzählen pflegten. Sie erzählten Geschichten darüber, weshalb es gut war, auf die eine Art zu kochen und nicht auf die andere; Geschichten darüber, weshalb man ein Haus auf eine bestimmte Weise und keine andere bauen sollte. Geschichten, wie furchtbar es in ihren Heimen zugegangen war, bevor sie ins Tal der Tränen gekommen waren. Geschichten von ihrer ersten Begegnung mit dem Hirten. Obwohl einige der Geschichten beängstigend waren und die Bilder, die sie heraufbeschworen, Ziegendung mit Abscheu und Ekel erfüllten, so vermißte sie diese Geschichten doch.
    Es fehlte ihr, sie erzählt zu bekommen. Die Geschichten stellten eine Erholung von der Prügel dar und ließen die Arbeit schneller vonstatten gehen. Viele der Geschichten glichen jener, an die Ziegendung sich gerade erinnert hatte: Sie handelten davon, wie das große Ungeheuer Menschen verschlang und ihr Leben durcheinander brachte. Andere dagegen waren schön und berichteten von der alten Zeit auf der Erde. Meistens erzählte man sie, damit alle Zuhörer angemessen Trauer darüber empfanden, was sie durch ihre Sünden verloren hatten; trotzdem hörte Ziegendung die Geschichten gern.
    O ja, erwiderte die Katze. Meine Großmutter hat meiner Mutter davon erzählt und gesagt, daß sie die Geschichte von einem uralten Mann hatte, der auf dem Weg zum Sterben vorbeigekommen war.
    Aber ich finde nicht, daß diese Geschichten für Jungtiere geeignet sind.

    »Wie meinst du das?«
    Die alten Zeiten waren schlimm. Zunächst sind alle guten Dinge verschwunden, die das Leben schön machten. Dann war eine Zeitlang alles steril und bestand aus unechten Materialien. Bäume trugen totes Laub und tote Rinde, und sie wuchsen auch nicht aus der Erde, denn die war ebenfalls tot. Der Boden bestand aus hartem, unnachgiebigem Zeug, und zwischen einem selbst und dem Himmel gab es Schranken.
    Am Anfang durfte noch ein wenig echte Luft hindurch, später nur noch Licht, und manchmal war nicht einmal dieses Licht mehr echt. Das war schon schlimm genug, als alles noch sauber und frei von winzigen Lebewesen war, doch mit der Zeit war die Erde nicht nur tot, sondern auch immer schmutziger geworden. Schließlich war eine von unserer Art so gescheit, dafür zu sorgen, daß sie und ein ihr bekanntes Männchen in das Manifest aufgenommen wurden, als man Lebewesen aus unseren Ländern auswählte.
    »Was für eine merkwürdige Geschichte«, meinte Ziegendung und fügte streng hinzu, wie die Frauen es mit ihr zu tun pflegen, wenn sie ihnen etwas erzählte, was sie für eine Lüge hielten: »Das ist aber nicht, was der Heulende Hirte von der alten Erde erzählt.«
    Der Heulende Hirte, versetzte die Katze und putzte dabei ihre langen, scharfen Krallen, frißt auch seine Jungen.
    Darüber dachte Ziegendung einen Augenblick nach. »Stimmt. Rede weiter. Hat der alte Mann deiner Vorfahrin auch Einzelheiten berichtet?«
    Ja. Ich will es dir erzählen, wie es ihr erzählt wurde.
    Coaxtl stieß ein leises Hüsteln aus, das beinahe schon ein Knurren war, und fuhr fort.
    Vor langer Zeit, als unsere Vorfahren noch rotbraunes Fell trugen, lebten wir in den Bergen. Es waren keine Berge wie diese, die alle zerklüftet und eisig kalt sind, sondern glatte Berge mit heißen und duftenden Dschungeln, die fast bis an die Gipfel reichten. Damals war der Himmel voller Blattwerk und Dächern, unter denen man sich verstecken konnte.
    »Was ist denn ein Dschungel?« fragte Ziegendung.

    Ein sehr heißer Ort mit vielen Bäumen, manchmal auch mit sehr viel Regen und leuchtenden Blumen.
    »Wie im Sommer im Tiefland?«
    Nein, noch viel wärmer, und das ganze Jahr lang. Eine solche Hitze würden du und ich gar nicht ertragen. Damals gab es viele Tier- und Pflanzenarten, die heute nicht mehr existieren, jedenfalls hier nicht.
    Noch nicht.
    »Wie meinst du das, noch nicht?«
    Unser Heim, antwortete die Katze, hat Pläne.

    »Was ist los, Sean?« fragte Yana etwa zum fünften Mal, als sie bemerkte, wie Sean über die Schulter zurückblickte. Nanook hatte bereits zweimal dasselbe getan.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte er achselzuckend und grinste sie verlegen an. »Eigentlich sollten sie bei den Connellys in Sicherheit sein. Und wir sollten uns mal lieber auf den Weg machen, wenn wir heute nacht noch im Warmen schlafen wollen.« Sein Grinsen wurde breiter. »Die Luft hier oben ist kühler als unten. Ich bin gar nicht darauf gekommen, daß es nicht überall so unverhältnismäßig warm sein würde wie in

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