McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02
sie sich sofort, kaum daß er den Türriegel zurückgeschoben hatte. Es wäre ein hoffnungsloses Unterfangen gewesen, an ihm vorbei in die Nacht hinauszuhuschen, und die Falltür war zu weit entfernt, aber wenigstens konnte sie ihren Eispickel aus dem Gürtel ziehen.
»Seid still, ihr faulen Köter, sonst gibt es wieder eine Woche nichts zu fressen!« brüllte Satok, auf der Türschwelle stehend. Das Geheul wurde zu einem leisen Winseln. Er ließ den Blick ausgiebig umherschweifen; dann drehte er sich wieder zu Bunny um.
Da ihr keine raffinierteren Tricks mehr einfielen, sprang sie auf und rannte zur Falltür zurück. Dabei war sie klug genug, ihre Waffe nicht offen zu zeigen.
»Rühr mich bloß nicht noch einmal an, Freundchen«, sagte sie. Die aufgeplatzte Lippe ließ sie leicht lispeln.
Wieder begannen die Hunde zu heulen, doch diesmal ließ Satok sich nicht mehr davon ablenken. Es dauerte keine zwei Sekunden, da hatte er Bunny auch schon eingeholt, und sie mußte feststellen, daß sie plötzlich mit dem Rücken an der Wand stand, ohne jede Fluchtmöglichkeit – für jedes Tier eine sehr schlechte Situation.
Zudem stand Satok gerade auf der Falltür, als er auf sie zukam und ihr mit den Händen an die Gurgel ging.
Krachend schlug die Eingangstür auf, und ein kräftiger kalter Wind fuhr durch das Zimmer.
Bunny stieß mit ihrem Eispickel nach oben und spürte, wie die Spitze in Fleisch versank. Satoks Griff löste sich etwas, doch hatte er sich ein Stück von ihr abgewandt, um die Tür im Auge zu behalten, und so führte Bunny nicht den tödlichen Stich, den sie beabsichtigt hatte. Sie versuchte gerade, ihren Hals aus Satoks Umarmung zu lösen und die Waffe aus der Wunde zu ziehen, als ein anderer Leib gegen die beiden krachte und Bunny fast stranguliert hätte, weil der Aufprall Satoks Arm mit einem Ruck gegen ihre Luftröhre preßte.
Als Satok herumfuhr, um sich dem neuen Angreifer zu stellen, huschte Bunny zur Seite und suchte sofort nach einer weiteren Waffe.
Diego war dem großen Mann auf den Rücken gesprungen und hieb mit einem Dolch auf ihn ein, doch Satok griff nach hinten und entriß dem Jungen die Klinge, als würde er einem Säugling die Rassel wegnehmen. Bunny stöhnte auf. Diego war zwar Spitze, wenn es um Bücher und Computer ging – aber ein Kämpfer war er nicht. Sie nahm eine Rohrzange auf und umtänzelte die beiden, versuchte mal hier, mal dort einen Schlag anzubringen, fürchtete aber gleichzeitig, sie könnte aus Versehen Diego treffen.
Satok wirkte zwar verärgert, aber kaum ernsthaft bekümmert. Er stand immer noch auf der Falltür, als er hinter sich griff und Diegos Kopf mit beiden Händen packte, um ihn über seine Schulter zu reißen.
Bunny ging in die Knie, ließ sich nach vorn fallen und schlug dem großen Mann mit der Rohrzange erst gegen die Knie und dann auf die Schienbeine, so hart sie konnte. Satok fuhr herum, Diegos Kopf noch immer im Schraubgriff, und Bunny knallte die Rohrzange in die Kniekehlen ihres Gegners. Er stürzte mit einem Krachen zu Boden, schleuderte Diegos Beine dabei gegen den Computertisch und ließ das Gerät kopfunter zu Boden fallen.
Doch durch ihren Vorwärtssturz gaben Satok und Diego die Falltür frei und damit auch das Hämmern, ebenso das Stampfen unter der Tür, das von dem Kampfgetöse übertönt worden war. Bunny kroch zur Falltür und riß an dem Ring. In dem sich weitenden Spalt erschienen Krisuks Arme und sein Kopf, und mit einem Ruck schob er die Tür gegen Satoks Waden. Satok war gerade damit beschäftigt, Diegos Kopf gegen den Boden zu knallen.
Der Anblick Krisuks, wie er aus dem Loch stieg, dicht gefolgt von seinem Vater, flößte Bunny Zuversicht ein, und so schoß sie auf Satoks Kopf zu und drosch mit der Rohrzange darauf ein. Wieder entwand sich der Mann im entscheidenden Augenblick, und so riß ihm Bunnys Rohrzange nur das hintere Drittel seines Ohrs ab, als auch schon eine dritte Person aus dem Geheimgang stieg.
Satok griff sich ans verletzte Ohr, erhob sich taumelnd und rannte los, Krisuk und die anderen auf den Fersen.
Bunny kniete neben Diego nieder. »Alles in Ordnung?« fragte sie.
Er blinzelte sie zweimal an, rieb sich den Hinterkopf und sagte wehmütig: »Ich bin gekommen, um dich zu retten.«
Sie küßte ihn trotz seiner blutigen Nase und sagte: »Das bist du wirklich. Hat es dich schlimm erwischt?«
Als er die Hand wieder hervorzog, war sie blutbeschmiert. »Nicht so schlimm, glaube ich. Mein Vater hat immer
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