McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner
solle anhalten. Er fuhr an einer Bar vor, und ich bezahlte ihn und ging hinein. Die Bar lag an der Second Avenue und war gut besucht. Die Uhr über den Flaschen zeigte sechs Uhr fünfundvierzig. Ich bestellte mir Scotch und Wasser, blieb an der Theke stehen und beobachtete die Tür.
Zehn Minuten lang hielt ich mich in der Bar auf, dann ging ich wieder auf die Straße hinaus und wandte mich der Avenue A zu. Als ich um die Ecke der Ninth Street zur First Avenue bog, schlug mir der größere mit dem dichten Schnurrbart mit etwas auf den rechten Arm, was sich wie ein Totschläger anfühlte.
Wie ich schon sagte, ich hatte gedacht, ich hätte sie abgeschüttelt, aber dem war nicht so. Ich ließ den Aktenkoffer fallen und wich vor ihm zurück. Ich wollte den rechten Arm reiben, weil er weh tat, und als ich ihn bewegte, schmerzte er sogar noch stärker. Der kleinere kam als erster auf mich los, gebückt und die steife linke Hand weit vor sich ausgestreckt. Ich vermutete in ihm einen Karateanhänger, möglicherweise dank Selbststudium, darum trat ich ihn gegen die linke Kniescheibe, und als er aufschrie und nach ihr griff, schlug ich ihn mit der linken Faust direkt unter das rechte Ohr. Ich schlug sehr fest zu, und er setzte sich aufs Pflaster, hielt sein linkes Knie und schrie weiter. Ich wandte mich wieder dem größeren zu, der noch einmal mit dem Totschläger ausholte. Ich blockierte den Schlag mit dem linken Unterarm, was sehr viel schmerzhafter war, als ich erwartet hatte, und antwortete mit einer harten Rechten gegen seine breite Brust. Er taumelte zurück, und ich rückte nach und versuchte, die Schmerzen in beiden Armen zu ignorieren.
Ein Mann mittleren Alters, der eine schwarze, nicht zugeknöpfte Weste und ein weißes Hemd ohne Krawatte trug, kam aus einem Gemüseladen und fragte: »Was geht hier vor?« Ich schlug den größeren mit der linken Faust in den Magen; ihm blieb hörbar die Luft weg. Er knickte zusammen, und der Mann aus dem Laden sagte: »Jetzt aber Schluß damit.« Ich trat dem größeren ins Gesicht, als ob ich einen Football über das halbe Feld schießen wollte. Das richtete ihn wieder lange genug auf, daß der Mann in dem weißen Hemd und ich sein lädiertes Aussehen wahrnehmen konnten. Die Hakennase war fast platt geworden, und man sah Knochen durch das Blut.
Es hatte sich eine kleine Menschenansammlung gebildet, und ein dicker Mann in blauem Anzug fragte den Mann in der Weste und dem weißen Hemd, was passiert sei. Der zeigte auf mich und sagte: »Der große Kerl da schlägt diese beiden kleinen Kerle zusammen.« Beide kleinen Kerle waren deutlich über einsachtzig
»Hat jemand die Cops alarmiert?« fragte der Dicke.
»Nee. Es hat gerade erst richtig angefangen.«
Der größere mit der lädierten Nase kniete jetzt auf dem Pflaster, nicht weit von seinem Freund mit der beschädigten Kniescheibe, von der ich hoffte, daß sie ihm noch jahrelang Beschwerden machen würde. Ich griff nach meinem Aktenkoffer und tat einen Schritt über sie hinweg. Der Größere bemerkte mich gar nicht. Er schien nichts anderes mehr wahrzunehmen, als daß seine Nase ein blutiger, formloser Klumpen Schmerz war. Der kleinere kauerte nach wie vor auf dem Pflaster, hielt weiter sein Knie umfaßt, hatte aber aufgehört zu schreien. Er sah zu mir auf. Ich hatte ein paar Fragen an ihn, mußte aber damit warten, bis sein Vorrat an Schimpfwörtern erschöpft war. Schließlich fragte ich, wer ihn auf mich angesetzt hätte, doch dann sah ich die blaue Uniform auf dem Motorrad herankommen, darum drehte ich mich um und bewegte mich in die andere Richtung – oder hatte es wenigstens vor. Der Dicke im blauen Anzug vertrat mir den Weg.
»Wollen Sie was, Freund?« fragte ich.
»Die beiden Männer da sind schwer verletzt. Sie können nicht einfach –«
Ich legte meine Hand auf seine Brust und schob sanft. Er rührte sich nicht, sondern starrte mich nur aus gehässigen, kleinen blauen Augen an, die nur Schlitze in den Fettfalten seines Gesichts waren. »Die beiden da werden in sechs Staaten gesucht«, sagte ich. »Wenn Sie sich beeilen, können Sie sie festnageln und der Polizei die Belohnung wegschnappen.«
»Wieviel?« fragte er.
»Sechstausend in Pittsburgh und siebeneinhalb in Altoona. Banküberfälle.«
Der Dicke blickte mich an und dann über meine Schulter. Er warf mir noch einen Blick zu, als ob er hoffte, in meinem Gesicht etwas zu finden, dem er glauben könne. Anscheinend entdeckte er es, denn er trat beiseite,
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