McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner
und ich konnte die First Avenue überqueren. Ich hatte nur wenige Schritte zurückgelegt, als hinter mir ein Schrei ertönte. Der Dicke stand über den dunklen, spanisch wirkenden Mann mit der zerschmetterten Nase gebeugt. Der Dunkle kniete immer noch auf der Straße, und der Dicke hatte ihm von hinten einen Arm um den Hals geschlungen. Er würgte ihn. Gleichzeitig versuchte er, dem kleineren, blonden gegen den Kopf zu treten. Er verfehlte ihn auch beim zweiten Versuch, aber der Blonde schrie trotzdem und kroch auf den Rinnstein zu. Das bereitete ihm Schmerzen, und er schrie wieder, als der Dicke mit einem weiteren Fußtritt nach seinem Kopf zielte, ihn aber abermals verfehlte. Die Menge sah zu, als der Polizist erschien und ich um die Ecke bog.
Die Adresse in der Avenue A, die Padillo mir genannt hatte, erwies sich als schmieriges, siebenstöckiges Apartmenthaus, das einem verstaubt aussehenden Park gegenüber lag. Es war ein Block mit kleinen kümmerlichen Geschäften, die ihren Inhabern gerade den nackten Lebensunterhalt einbringen mochten, falls die Inhaber nicht zuviel und nicht zu oft aßen. Es waren zwei Süßwarenläden, eine Reinigung, ein kleiner Lebensmittelladen und ein Spirituosengeschäft. Keines von ihnen sah zahlungsfähig aus, und der Schnapsladen schien aus irgendeinem Grund kurz vor dem Bankrott zu stehen. Das mochte an dem niedergeschlagenen Ausdruck in den Augen des Inhabers liegen, der im Eingang zu seinem Geschäft stand und nach irgendwelchen Anzeichen des Frühlings suchte, die er in dem staubigen Park auf der anderen Straßenseite finden konnte.
Ich sah mich nach allen Seiten um, bevor ich mich verstohlen durch die schmutzige gläserne Eingangstür des Apartmenthauses drückte. Niemand auf der Straße schien sich für mich zu interessieren. Weder die junge Farbige mit dem Kinderwagen voll alter Zeitungen noch der alte Mann in dem formlosen grauen Anzug, der sich mit Hilfe eines Stocks am Rand des Bürgersteigs entlangschleppte. Der Besitzer des Schnapsladens hatte mich einmal angeschaut, als erkenne er jemanden, der sich zu einem ausgezeichneten Kunden mausern könnte. Aber er schien auch zu wissen, daß ich fremd in diesem Viertel war und mir meinen Schnaps weiter uptown kaufen würde.
Der Fahrstuhl in dem gekachelten Vestibül war groß genug für zwei Personen, solange eine der beiden den Atem anhielt.
Ich stieg ein und studierte die altmodische Steuerung, drückte auf eine ausreichende Anzahl Knöpfe, rammte die Tür fest genug zu, daß der Lift sich schließlich stöhnend zum siebten Stock in Bewegung setzte. Die Fahrt kam mir sehr lang vor.
Ich suchte nach 7C und fand die Wohnung am Ende des Gangs, behütet von einer massiven Holztür, die durch kräftiges, aufgenageltes Stahlblech verstärkt wurde, eine zusätzliche Verzierung, die New York eigentümlich ist. Ich klopfte und sah auf meine Uhr; fünf nach sieben. Ehe ich ein zweites Mal zu klopfen brauchte, war das Geräusch von einem Riegel und mehreren soliden Schlössern zu vernehmen. Die Tür wurde drei Zoll weit geöffnet, und Padillo blickte mich über die noch geschlossene Sicherheitskette hinweg an.
»Der Installateur konnte nicht«, sagte ich.
»Mein Gott«, sagte er und schloß die Tür wieder, um die Kette zu lösen. Ich betrat den Wohnraum eines Menschen, der ein Faible für Ahorn hatte. Einige der Möbel waren neu, aber die meisten alt, mindestens hundert Jahre, und alle waren sie aus Ahornholz und sahen aus, als ob sie jeden Tag poliert würden, ob sie es nötig hatten oder nicht. Was nicht aus Ahorn war, war schwindelerregender Chintz, das auf einem Sessel oder einem Sofa lag oder teilweise Fenster verhüllte. Der Boden war mit genoppter Wolle bedeckt. Es war alles sehr bizarr und nicht direkt gemütlich.
»Plomondon hat abgelehnt«, sagte Padillo.
»Er hat gesagt, dafür sei er nicht mehr gut genug. Jedenfalls nicht gut genug für Gitner. Er hofft, du bist es.«
»Weshalb keuchst du so? Funktioniert der Fahrstuhl nicht?«
»Du kannst deine Kanone wieder einstecken«, sagte ich.
Padillo blickte auf seine rechte Hand nieder, in der er eine Pistole hielt, ein ausländisches Fabrikat, das ich nicht erkannte. Er schob sie in den Hosenbund, etwas links vom Nabel. Ich hatte diese Stelle immer für unbequem gehalten, aber ihm sagte sie zu, und ich hatte die Waffe von dort in weniger als vier Zehntelsekunden in seine Hand springen sehen, weshalb ich mich nicht mehr für qualifiziert hielt, über die Frage der
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