McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner
umrundeten den Pool, als die Explosion den Nebel durchschnitt. Es war ein tiefer, scharf krachender Knall, bei weitem zu laut für einen Schuß. Bevor das Echo erstarb, war noch ein Knall zu hören, dann ein dritter, und nach den Echos herrschte Stille, bis zwei Wagentüren zugeschlagen wurden. Der dumpfe rote Schimmer der Hecklichter ging aus, und der Motor heulte auf, als der Fahrer das Gaspedal durchtrat und der Wagen zur Ausfahrt schoß.
In dem Moment waren wir bei dem Zimmer angekommen, das Scales und der König bewohnten. Padillo hielt seine Pistole in der Hand, aber da war nichts mehr, worauf man schießen konnte. Er wirkte enttäuscht. Ein paar Gäste steckten die Köpfe zu den Türen heraus und fragten den Nebel und sich gegenseitig und die Nacht, was passiert war, aber niemand schien es zu wissen. Die Zimmertür war aus den Angeln gepustet worden und lag in der Zufahrt. Wir gingen schnell in das Zimmer und sahen, daß die Tür zum Bad ebenfalls aus dem Rahmen gerissen worden war, aber das Licht im Badezimmer war irgendwie verschont geblieben. Es war die einzige Beleuchtung.
Das Bett neben der Tür war direkt getroffen worden, und die zerfetzte Schaumgummimatratze war im ganzen Zimmer verteilt. Schreibtisch und Stühle waren völlig zertrümmert. An den Wänden hing kein Bild mehr. Das Innere des zertrümmerten Fernsehgeräts qualmte. Padillo ging ins Badezimmer und kam mit einem Glas Wasser in der Hand zurück. Er goß es in den Fernsehapparat, der kurze Zeit zischte.
Es war nichts mehr zu retten. Der Spiegel, der über dem Schreibtisch gehangen hatte, lag in kleinen Scherben auf dem Boden. In den Fenstern war kein Glas mehr. An der Wand direkt über dem ruinierten Schreibtisch war ein brauner Fleck zu sehen, der sich aber bei näherer Betrachtung als Kaffee herausstellte.
Padillo drehte sich langsam um und schob die Pistole wieder in seinen Hosenbund, während er den demolierten Raum sorgfältig musterte. Mein Revolver war noch immer in meiner Jackentasche, weil ich ihn wieder mal vergessen hatte. Padillo sah mich an und schüttelte mit milder Fassungslosigkeit und einer Entrüstung den Kopf, die nicht so mild schien. Die Fassungslosigkeit galt dem Raum, die Entrüstung ihm selber.
»Was stimmt an diesem Bild nicht?« fragte er.
»Ihm scheint eine Kleinigkeit zu fehlen. Blut beispielsweise«
»Keine blutbespritzten Wände. Keine abgerissenen Gliedmaßen liegen herum.«
»Das bedeutet«, sagte ich, »es war niemand hier.«
»Es bedeutet noch etwas anderes.«
»Was denn?«
»Wir sind entlassen. Gefeuert.«
Ich sah mich noch einmal sorgfältig im Zimmer um. »Wir haben es vermutlich verdient. Das ist natürlich nur eine Meinung aus dem Stegreif.«
Padillo bückte sich, hob ein versengtes Stück Schaumgummi auf und hielt es sich unter die Nase. »Handgranaten – mindestens drei Stück.«
»Ich glaube, ich habe drei gehört.«
Padillo sah sich um, als suche er etwas. Vielleicht einen Abschiedsbrief. »Sie müssen einen Grund gehabt haben.«
»Der König und Scales?«
Er nickte.
»Einen Grund wozu?«
»Uns zu verlassen.«
Ich schaute mich ein letztes Mal in dem Zimmer um. Was nicht zerstört war, war nicht mehr zu gebrauchen. »Wenn sie einen Grund hatten«, sagte ich, »weiß ich vermutlich, was für einer das war.«
»Was für einer?«
»Ein vernünftiger.«
19
Padillo und Wanda Gothar warteten in dem Ford, während ich das Büro des Motels betrat, wo der junge Kellner vom Zimmerservice mit den traurigen Augen sich um den Empfang kümmerte. Der Nachtmanager war in dem ausgebombten Zimmer, schnalzte mit der Zunge angesichts des Schadens und wartete auf die Polizei.
»He, haben Sie die Bomben gehört?« fragte der junge Mann. »Ein ziemlicher Krach, oder?«
»Ich war dabei«, sagte ich.
»Haben Sie die beiden Männer gekannt?«
»Nur flüchtig. Sie sagten, sie müßten dringend zum Flugplatz, und wir sollten die Rechnung für sie begleichen.«
»Sie haben nichts zu zahlen. Das hat Hinckle sofort überprüft, Hinckle ist der Nachtmanager.«
»Bei mir nicht«, sagte eine Frauenstimme. Ich drehte mich um, und eine Frau mittleren Alters mit grauem Haar und grünem Lidschatten funkelte mich von ihrem Posten an der Telefonzentrale an. »Sie haben ein Ferngespräch geführt und die Gebühren nicht bezahlt.«
Ich zückte die Brieftasche. »Ich übernehme das.«
»Sie hätten es selber bezahlen müssen«, sagte die Frau. »Manche Leute bilden sich ein, sie könnten uns um die
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