McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner
Telefonrechnung prellen, nur weil wir ein Motel sind und sie im voraus bezahlen müssen. Die Telefongesellschaft sieht das auch nicht gern.«
»Zum Teufel mit der Telefongesellschaft«, sagte der junge Mann vor sich hin.
»Wenn Sie mir nur den Betrag nennen«, sagte ich.
»Wir werden von den Gästen künftig bei der Anmeldung ihre Telefonnummer verlangen«, fuhr die Frau fort. »Wenn sie dann ein Gespräch mit Honolulu oder New York führen und versuchen, uns um die Gebühren zu prellen, bekommen sie den Betrag auf ihre Monatsrechnung gesetzt. Die Telefongesellschaft hat gesagt, daß sie mitmachen will.«
»Das ist Mrs. Hinckle«, sagte der junge Mann. »Sie hat früher mal für die Telefongesellschaft gearbeitet und schwärmt heute noch davon. Wissen Sie, was ich meine?«
»Was?«
»Ich meine, es ist ein Monopol, und ich weiß, wie man ihm ein Schnippchen schlägt.«
»Wie denn?« sagte ich unwillkürlich interessiert.
»Sie wissen doch, daß die Telefongesellschaft Ihnen zusammen mit Ihrer Monatsrechnung einen Briefumschlag schickt, in dem Sie denen einen Scheck zusenden können?«
Ich nickte.
»Nun ja, auf dem Rückumschlag steht nur der Name der Telefongesellschaft, nicht Ihrer, nur der von denen. Wissen Sie, was ich deshalb tue?«
»Nein.«
Er schaute sich um, als hätte er vor, mir das Rezept zur Verwandlung von Blei in Gold zu verraten. »Ich klebe keine Briefmarke darauf«, flüsterte er. »Uns sie müssen dafür bezahlen.« Er fuhr rasch fort, immer noch flüsternd. »Jetzt stellen Sie sich vor, jeder täte das. Wieviele Leute haben Telefon, vielleicht fünfzig oder hundert Millionen?«
»Sagen wir fünfzig.«
»Und fünfzig Millionen mal sechs Cent macht wieviel? Das sind drei Millionen Dollar im Monat, die die Telefongesellschaft an Porto zahlen müsste, wenn das jeder täte.«
»Genial«, sagte ich. »Das sage ich weiter.«
»Wir müssen klein anfangen, aber sie ist nicht aufzuhalten.«
»Wer?«
»Die Revolution, Mann.«
Mrs. Hinckle kam mit einem Zettel in der Hand auf mich zu. »Nummer sechsundzwanzig schuldet uns elf Dollar und achtundzwanzig Cent für ein Gespräch mit Washington. Ich meine D. C., nicht den Staat.«
Ich gab ihr fünfzehn Dollar. »Geben Sie mir bitte eine Quittung?«
Sie nickte und kehrte zu ihrer Zentrale zurück. Ich hörte eine Polizeisirene. Sie war vielleicht noch zwei Querstraßen entfernt. »Schreiben Sie bitte die angerufene Nummer mit auf.«
Sie blickte auf, nickte kurz und schrieb weiter. Ich dankte ihr, als sie mir die Quittung reichte, und sie rang sich ein »Gern geschehen« ab. Als ich mich abwandte, flüsterte der Möchtegern-Revolutionär: »Vergessen Sie nicht die Sache mit der Telefonrechnung.«
»Könnte ich gar nicht«, sagte ich. »Das ist ein großer Schritt in die richtige Richtung.«
Auf dem Weg zum Ford warf ich einen Blick auf die Nummer, die Mrs. Hinckle auf die Quittung geschrieben hatte. Sie sagte mir nichts, aber ich hatte mir noch nie Telefonnummern merken können. Als ich die Tür auf der Fahrerseite öffnete, fegte der Streifenwagen, dessen Sirene mit einem widerwilligen Stöhnen erstarb, auf den Moteleingang zu. Die beiden uniformierten Cops schenkten mir einen flüchtigen Blick, sahen aber offenbar nichts, was ihr Interesse weckte. Ich stieg schnell ein, ließ den Motor an und fuhr auf die Van Ness. Wanda Gothar saß neben mir, Padillo auf dem Rücksitz. Ich reichte ihm die Quittung.
»Sie haben ein Gespräch mit Washington geführt«, sagte ich. »Sagt dir die Nummer etwas?«
Er las die Nummer, sagte nein und gab die Quittung an Wanda weiter. Sie schüttelte den Kopf und gab mir die Quittung zurück. »Sie müssen mindestens fünf bis sechs Minuten gesprochen haben«, sagte ich.
»Na schön«, sagte Padillo. »Dann fahren wir mal zum St. Francis.«
»Du erwartest doch nicht, sie dort zu finden?« fragte Wanda und bemühte sich nicht, den Sarkasmus in ihrer Stimme zu unterdrücken.
»Im Augenblick will ich sie gar nicht finden«, sagte er. »Morgen vormittag um zehn geht das viel einfacher. Dann wird der König mit gezücktem Füllhalter am Konferenztisch sitzen – falls er noch am Leben ist. Bis dahin wird Kragstein erfahren haben, daß diese drei Handgranaten niemanden umgebracht haben. Dann wird er sich auf die Suche nach dem König und Scales machen, und wenn er sie nicht findet, wird er nach uns suchen. Im St. Francis wird er uns zuerst suchen, denn er weiß ja, daß du dort abgestiegen bist.«
Wanda Gothar
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