McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner
fast ständig –, und ich bemerkte, daß seine Zähne weiß und ebenmäßig und wahrscheinlich überkront waren. Aus seinem runden Gesicht ragte eine Nase hervor, die schmal und scharf und gekrümmt war. Sie paßte zu seinen dunklen, verbitterten Augen, in denen ein unruhiges Flackern stand.
»Wie Sie wohl schon bemerkt haben, bin ich von Geburt Ägypter, habe mich jedoch entschieden, amerikanischer Staatsbürger zu werden.« Er hielt einen Augenblick inne, als müsse er über diese Entscheidung nachdenken. »Sie kommen also aus Washington. Sind Sie zu Ihrem Vergnügen hier, oder handelt es sich um Geschäfte?«
»In erster Linie um Geschäfte«, sagte Padillo. »Mr. McCorkle und ich besitzen in Washington ein Restaurant.«
»Tatsächlich? Ich bin schon oft in Washington gewesen. Wie heißt es denn?«
»Mac’s Place«, sagte ich.
»In der Nähe der Connecticut?«
»Stimmt«, sagte Padillo.
»Es ist mir empfohlen worden; allerdings war ich noch nicht dort. Soweit ich mich erinnere, wurde es mir als hervorragendes Restaurant beschrieben. Stimmt das?«
»Es ist besser als die meisten«, sagte Padillo. »Mit einem Wort wie hervorragend sollte man vorsichtig umgehen, wenn es um ein Restaurant geht.«
Dr. Asfourh nickte und fuhr sich mit der Hand über einige wenige lange schwarze Haarsträhnen. Er war fast kahlköpfig und die übriggebliebenen Haare wuchsen direkt über seinen Ohren und bildeten mehrere lange dünne Bögen über seiner weißen Kopfhaut. Es brachte nicht viel, dachte ich. Er sah immer noch kahlköpfig aus.
»Also. Weshalb sind Sie in San Francisco – suchen Sie einen neuen Koch? Vielleicht einen Oberkellner?« Ohne unsere Antwort abzuwarten, fuhr er fort: »Nein, so etwas dürften Sie hier im Arabian Knight wohl kaum suchen. Es ist, wie Sie vielleicht bemerkt haben, kein erstklassiger Laden.« Er schien mit dieser Formulierung recht zufrieden zu sein.
»Wir denken daran zu expandieren«, sagte Padillo. »Nachdem wir uns bereits in New York und Chicago umgesehen haben, prüfen wir jetzt L. A. und San Francisco.«
»Alles Restaurantstädte.« Dr. Asfourh nickte wieder zustimmend. »Allerdings verstehe ich nicht recht, warum Sie gerade zu mir gekommen sind. Jack’s oder Ernie’s dürften weit geeigneter sein.«
»Wir sind auch auf der Suche nach einem Freund«, sagte ich.
»Nach einem Freund?«
»Er stammt aus dem Nahen Osten. Aus Llaquah.«
»Wir haben erfahren, daß Ihr Restaurant eine Art informelles Hauptquartier für Leute aus dem Nahen Osten ist«, sagte Padillo.
»Aus Llaquah«, sagte Dr. Asfourh. »Hier kommen nur selten Leute aus Llaquah her, und dann scheinen sie immer auf der Durchreise zu sein. Und immer wollen sie etwas. Vielleicht umsonst essen. Eine Unterkunft.« Er sah uns forschend an. »Manchmal sogar ein Versteck.«
»Und Sie verschaffen ihnen eins?« sagte Padillo.
Dr. Asfourh nahm eine lange Zigarre aus dem Humidor auf seinem Schreibtisch und zündete sie sorgfältig mit einem Streichholz an. »Ich war nicht immer Besitzer eines Restaurants. In Alexandria war ich Arzt. Ich darf vielleicht hinzufügen, daß ich ein hingebungsvoller Arzt war – vielleicht zu hingebungsvoll. Ich wurde gezwungen, in Ihr Land auszuwandern, und hoffte, hier ebenfalls eine ärztliche Praxis eröffnen zu können. Ich hielt noch immer sehr viel von den Idealen meines Berufes. Wieder diese Hingabe. Allerdings wurde mir wegen einer unglaublichen Dummheit seitens meiner Kollegen in der American Medical Association nicht gestattet, in den Vereinigten Staaten zu praktizieren, falls ich nicht ein langes, ermüdendes und fruchtloses Ausbildungsprogramm absolvierte. Langweile ich Sie?«
»Durchaus nicht«, sagte ich.
»Nun, um die Sache kurz zu machen, ich lehnte es ab, mich dieser Ausbildung zu unterziehen, und nahm illegal Abtreibungen vor. Das waren wahrscheinlich die glücklichsten – und einträglichsten – Jahre meines Lebens.« Er machte eine Pause, als wolle er an sie zurückdenken. Mit Freuden. »Meine Hingabe ließ in dem Maße nach, wie mein Bankkonto wuchs. Dann wurde mir von den lokalen Behörden auferlegt, auf jede weitere Ausübung meines Berufes zu verzichten. Ich leite dieses Restaurant und bin meinen arabischen Landsleuten behilflich, die sich hier in San Francisco befinden – und in Schwierigkeiten.«
»Und Sie tun all dies aus Mitgefühl?« fragte Padillo.
Dr. Asfourh schüttelte den Kopf auf eine Weise, von der er vielleicht hoffte, sie brächte Bedauern zum
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