McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner
hatte sich beim letzten Mal für weiß entschieden, als die Häuser angestrichen worden waren, aber es war minderwertige Arbeit gewesen, und inzwischen war die Farbe dem Wetter, dem Schmutz der Stadt und der, wie ich annahm, allgemeinen Gleichgültigkeit zum Opfer gefallen und verabschiedete sich allmählich.
Die Häuser waren mit ihren kleinen Erkerfenstern ganz ähnlich gebaut worden. In manchen Fenstern standen mutlos wirkende Topfpflanzen. Andere waren in rührende Heiligtümer verwandelt worden, die farbige Terrakotta-Figuren von Jesus, Maria und verschiedenen Heiligen zur Schau stellten. Und einige Fenster zeigten nur Jalousien, die bis nach unten heruntergezogen waren. Das Haus, nach dem wir suchten, war eins von denen.
Padillo und Wanda Gothar sahen es sich genau an, als ich zur Fifteenth daran vorbei fuhr.
»Chicano«, sagte Padillo.
»Das Viertel?«
»Jedenfalls diese Straße.«
»Ich dachte, nette Leute nennen sie mexikanischstämmige Amerikaner.«
»Nette Leute vielleicht«, sagte er, »aber wir Chicanos nicht.«
»Aha. Du willst versuchen, als einer durchzugehen.«
»So was in der Art«, sagte er. »Fahr einmal um den Block und guck mal, wie nahe an dem Haus du parken kannst.«
Ich parkte auf dem Bürgersteig neben einem Parkverbotsschild drei Häuser entfernt. Alle anderen in dem Block parkten auch auf dem Bürgersteig. Ich drehte mich um und sah zu, wie Padillo seine Krawatte abnahm und drei seiner Hemdknöpfe öffnete. »Hast du einen Lippenstift dabei?« fragte er Wanda.
»Natürlich«, sagte Wanda.
»Trag ihn auf. Jede Menge. Bring auch deine Haare durcheinander. Mach einen schlampigen Eindruck.« Er wandte sich an mich. »Lockere die Krawatte und mach einen leicht betrunkenen Eindruck. Wir werden alle einen leicht betrunkenen Eindruck machen. Der Mex und seine beiden Gringo-Freunde.«
»Zufällig hab ich noch einen Rest Whisky im Auto, um der Sache einen echten Anstrich zu geben.«
»Laß ihn rumgehen«, sagte Padillo, während er seine Pistole aus dem Hosenbund zog und rasch überprüfte.
Ich holte die Flasche unter dem Fahrersitz hervor und reichte sie Wanda. Sie nahm einen Schluck und gab sie an Padillo weiter, der ebenfalls einen tiefen Schluck nahm und sich etwas Whisky in die hohle Hand goß, um ihn auf den Jackenaufschlägen zu verreiben. Dann gab er mir die Flasche, und da nicht mehr viel drin war, leerte ich sie auf einen Zug und fühlte mich etwas besser. Nicht viel, aber etwas.
»Glaubst du wirklich, daß Kassim und Scales dort drinnen noch am Leben sind, wenn Kragstein eine Viertelstunde Vorsprung vor uns hatte?« fragte Wanda, die sich mit den Fingern durch ihr blaßblondes Haar fuhr, es vergeblich verstrubbelte, dachte ich, weil sie immer noch hübsch aussah. Vielleicht sogar schön.
»Hast du eine bessere Idee?« sagte Padillo.
Wanda trug mit drei sicheren Strichen blassrosa Lippenstift auf. »Du könntest mir sagen, warum du nicht glaubst, daß Kragstein und Gitner meinen Bruder ermordet haben.«
»Wenn du dieses Haus verläßt, weißt du es vielleicht.«
Sie drehte sich um und sah ihn an. »Du bist dir noch immer nicht sicher, was?«
»Ich habe gelernt, meinem Instinkt zu vertrauen.«
»Gibt es sonst noch was, dem du vertraust?«
»Sicher«, sagte Padillo, »meinem Gefühl.«
»Merkwürdig«, sagte sie, »ich dachte, du hättest keins.«
Da es den Anschein hatte, als könne es den ganzen Abend so weitergehen, sagte ich: »Es wird langsam spät. Wenn es also getan werden soll, tun wir’s doch einfach.«
»Okay«, sagte Padillo, »ich bin der mexikanische Zuhälter. Ich suche ein Zimmer, in dem wir uns zu dritt amüsieren können.«
Wanda fluchte auf deutsch. Ich fand, sie machte es nicht schlecht. Padillo nahm keine Notiz davon. »Ihr braucht euch nur nach mir zu richten. Falls sie uns nicht reinlassen wollen, gehen wir trotzdem rein, haltet also das, womit ihr schießt, griffbereit.«
»Ich würde das nicht einen sorgfältig ausgearbeiteten Plan nennen«, sagte Wanda.
Padillo grinste sie an. »Und doch spricht viel für die erhebende Frische der Improvisation.«
»Herrgott«, sagte ich, »gehn wir.«
Das Haus hatte keinen Vorgarten. Es schloß direkt mit dem Bürgersteig ab, und sein Erkerfenster stand etwa einen halben Meter vor. Die Tür befand sich links von dem Fenster oberhalb von drei Holzstufen. Padillo latschte darauf zu. Ich hatte den linken Arm um Wanda geschlungen, und wir folgten ihm schwankend. Wanda hielt sich die Handtasche vor die
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