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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Urteil geben, Joe. Er kehrt nie mehr hierher zurück. Er besudelt dieses Land nie mehr mit seinen Füßen. Er ist zu ewiger Finsternis verdammt. Sie werden nach England zurückkehren, und bevor er nach Wien entwischen kann und von dort über die Grenze nach Ungarn, worauf er sich sicherlich vorbereitet hat, seit Minstrel übergelaufen ist, werden Sie tun, was getan werden muß.«
    »Ich weiß nicht, ob ich dazu fähig bin, Sir.«
    Der DCI beugte sich über den Tisch und hob mit der Hand Roths Kinn an, so daß er dem jüngeren Mann in die Augen sehen konnte. Seine eigenen waren hart wie Obsidian.
    »Sie werden es tun. Weil ich, der Direktor, es Ihnen befehle, weil ich durch unseren Präsidenten für dieses Land spreche und weil Sie es für Ihr Land tun werden. Kehren Sie nach London zurück und tun Sie, was getan werden muß.«
    »Ja, Sir«, sagte Joe Roth.

5
     
    Der Dampfer legte pünktlich um drei vom Westminster Pier ab und begann seine gemächliche Fahrt flußabwärts nach Greenwich. Eine Gruppe japanischer Touristen drängte sich an der Reling, und das Klicken Dutzender auf das entschwindende Parlamentsgebäude gerichteter Kameras klang wie gedämpftes Maschinengewehrfeuer.
    Als das Boot die Flußmitte erreichte, stand ein Mann in einem hellgrauen Anzug auf und ging zum Heck, stellte sich an die Reling und schaute auf das schäumende Kielwasser hinab. Nach einigen Minuten erhob sich ein anderer Mann, der einen hellen Sommermantel trug, von einer anderen Bank und gesellte sich zu ihm.
    »Wie geht’s in der Botschaft?« fragte McCready leise.
    »Nicht so gut«, sagte Keepsake. »Es hat sich inzwischen bestätigt, daß eine größere Spionageabwehr-Operation im Gang ist. Bis jetzt haben sie nur meine untergeordneten Mitarbeiter unter die Lupe genommen. Das allerdings sehr genau. Wenn sie mit denen fertig sind, werden sie sich mit den höheren Rängen befassen - also auch mit mir. Ich verwische Spuren, so gut es geht. Aber manches, beispielsweise das Beiseiteschaffen einer ganzen Akte, würde mehr schaden als nützen.«
    »Was meinen Sie, wie viel Zeit haben Sie noch?«
    »Bestenfalls ein paar Wochen.«
    »Passen Sie auf, mein Freund. Seien Sie im Zweifelsfall lieber zu vorsichtig. Ein neuer Penkowski hätte uns gerade noch gefehlt.«
    Anfang der 60er Jahre hatte Oberst Oleg Penkowski vom GRU zweieinhalb glänzende Jahre lang für die Briten gearbeitet. Er war der bis dahin mit Abstand wertvollste Sowjetagent, der je angeworben worden war, und derjenige, der den Sowjets den größten Schaden zugefügt hatte. In der kurzen Zeit seiner Tätigkeit lieferte er über 5.000 Dokumente der höchsten Geheimhaltungsstufe und als Krönung im Jahre 1962 wichtige Informationen über die sowjetischen Raketen auf Kuba, die Präsident Kennedy in die Lage versetzten, Nikita Chruschtschow gekonnt auszuspielen. Aber er blieb zu lange. Als man ihn zum Aussteigen drängte, bestand er darauf, noch ein paar Wochen weiterzumachen, wurde enttarnt, verhört, verurteilt und erschossen. Keepsake lächelte.
    »Keine Angst, es gibt keine Penkowski-Affäre, diesmal nicht. Und wie läuft’s bei Ihnen?«
    »Nicht gut. Wir sind überzeugt, daß Orlow Calvin Bailey beschuldigt hat.«
    Keepsake stieß einen Pfiff aus.
    »So hoch oben. Sieh an. Kein geringerer als Calvin Bailey. Also war er das Ziel von Projekt Potemkin. Sam, Sie müssen denen klarmachen, daß sie einem Schwindel aufsitzen, daß Orlow lügt.«
    »Nichts zu machen«, sagte McCready. »Ich hab’s versucht. Die sind nicht zu bremsen.«
    »Versuchen Sie’s noch mal. Ein Menschenleben steht auf dem Spiel.«
    »Sie glauben doch nicht wirklich - «
    »O doch, alter Freund, und ob ich das glaube«, sagte der Russe. »Der DCI ist ein leidenschaftlicher Mensch. Ich glaube nicht, daß er einen weiteren großen Skandal, größer als alle bisherigen zusammengenommen, in diesem Stadium der Amtsführung seines Präsidenten zulassen kann. Er wird sich für die Möglichkeit entscheiden, Ruhe zu schaffen. Für immer. Aber seine Rechnung geht natürlich nicht auf. Er denkt bestimmt, wenn er ein für allemal Schluß macht, dann wird nie etwas ans Tageslicht kommen. Wir wissen es besser, nicht wahr? Es werden schon bald Gerüchte aufkommen, dafür wird der KGB sorgen. Das ist eine seiner Spezialitäten.
    Übrigens hat Orlow ironischerweise das Spiel bereits gewonnen. Wenn Bailey festgenommen und vor Gericht gestellt wird, was sich verheerend auf die öffentliche Meinung auswirken wird, hat er

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