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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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gingen in ein ungarisches Restaurant in einer der Seitenstraßen von St. Pauli, in sicherem Abstand von den Touristenfallen der Reeperbahn, aßen scharf gewürztes Essen und tranken Stierblut dazu. Rowse redete, Kleist hörte zu.
    »Ja, hört sich nach einer spannenden Geschichte an«, sagte er schließlich. »Ich habe dein Buch noch nicht gelesen. Ist es schon ins Deutsche übersetzt?«
    »Noch nicht«, sagte Rowse. »Mein Agent hofft aber, daß er noch einen deutschen Verleger findet. Das wäre nicht schlecht; der deutschsprachige Markt ist nicht zu verachten.«
    »Man kann also davon leben, daß man solche Thriller schreibt?«
    Rowse zuckte die Achseln.
    »So halbwegs.«
    »Und das neue, das über Terroristen und Waffenhändler und das Weiße Haus, hast du da schon einen Titel?«
    »Noch nicht.«
    Der Deutsche überlegte.
    »Also ich seh mal zu, ob ich jemanden finde, der dir bei deinen >Recherchen< weiterhelfen kann.« Er lachte, wie um zu sagen: Ich weiß natürlich, daß da mehr dahintersteckt, aber wir müssen schließlich alle sehen, wo wir bleiben.
    »Gib mir vierundzwanzig Stunden, und ich spreche mit ein paar Freunden. Mal sehen, ob die wissen, wen man da fragen kann. Anscheinend geht’s dir also gut, seit du der Armee den Rücken gekehrt hast. Was ich von mir nicht gerade behaupten kann.«
    »Ich hab von deinem Pech gehört«, sagte Rowse.
    »Ach was, zwei Jahre in einem Hamburger Gefängnis. Es gibt Schlimmeres. Noch zwei Jahre, und ich hätte den Laden übernehmen können. Außerdem war’s mir das wert.«
    Kleist war geschieden, hatte aber einen Sohn gehabt. Irgend jemand hatte den Jungen erst auf Kokain gebracht, dann auf Crack. Er starb an einer Überdosis. In seiner Wut kannte Uli Kleist keine Rücksichten mehr. Er ließ nicht locker, bis er die Namen des kolumbianischen Großhändlers und des deutschen Dealers kannte, von denen die Lieferung stammte, die seinen Sohn umgebracht hatte, ging in ein Restaurant, in dem die beiden beim Essen saßen, und knallte sie über den Haufen. Anschließend ließ er sich widerstandslos festnehmen. Ein Richter mit altmodischen Ansichten über den Drogenhandel fand das Argument der Verteidigung plausibel, Kleist habe im Affekt gehandelt, und gab ihm vier Jahre. Er hatte zwei Jahre abgesessen und war vor sechs Monaten entlassen worden. Man munkelte, er habe sich zu Spitzeldiensten verpflichtet. Kleist war das völlig egal. Manche sagten, er sei verrückt.
    Sie unterhielten sich bis Mitternacht, dann nahm Rowse ein Taxi zu seinem Hotel. Während der ganzen Fahrt folgte ein Mann auf einem Motorrad dem Taxi. Der Motorradfahrer sprach zweimal in ein tragbares Funkgerät. Als Rowse aus dem Taxi stieg, tauchte McCready aus der Dunkelheit auf.
    »Sie werden nicht verfolgt«, sagte er. »Jedenfalls noch nicht. Wie wär’s mit einem Schlummertrunk?«
    Sie gingen auf ein Bier in ein Nachtlokal nicht weit vom Hauptbahnhof, und Rowse berichtete.
    »Er hält also Ihre Geschichte von den Recherchen für ein Märchen?« fragte McCready.
    »Zumindest hat er einen Verdacht.«
    »Sehr gut. Hoffen wir, er geht damit hausieren. Ich bezweifle zwar, daß Sie hier an die eigentlichen Hintermänner rankommen. Aber ich hoffe, die werden sich an Sie
    ranmachen.«
    Rowse meinte, er fühle sich wie ein Stück Käse in einer Mausefalle, und ließ sich von seinem Barhocker gleiten.
    »In einer funktionierenden Mausefalle«, bemerkte McCready, während er hinter ihm aus dem Lokal ging, »passiert dem Käse nichts.«
    »Ich weiß es, Sie wissen es, aber sagen Sie das mal dem Käse«, sagte Rowse und ging in sein Hotel.
    Am nächsten Abend traf er sich mit Kleist. Der Deutsche schüttelte den Kopf.
    »Ich hab mich umgehört«, sagte er, »aber was du meinst, ist ein paar Nummern zu groß für Hamburg. Solches Zeug ist auf dem schwarzen Markt nicht zu haben. Es gibt aber einen, der dir vielleicht weiterhelfen kann. Zumindest erzählt man sich das hinter vorgehaltener Hand.«
    »Hier in Hamburg?«
    »Nein, in Wien. Der russische Militärattachè ist ein gewisser Major Witali Karjagin. Wie du bestimmt weißt, ist Wien Hauptumschlagplatz der tschechischen Firma Omnipol. Ihren Export können sie zum allergrößten Teil auf eigene Faust machen, aber für manche Sachen und manche Abnehmer brauchen sie grünes Licht aus Moskau. Der Mann, über den diese Genehmigungen laufen, ist Karjagin.«
    »Und warum sollte der mir helfen?«
    »Es heißt, er steht den schönen Seiten des Lebens durchaus aufgeschlossen

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