Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
gegenüber. Er ist natürlich beim GRU, aber privatim haben sogar Offiziere des militärischen Geheimdienstes der Russen gelegentlich einen besonderen Geschmack. Anscheinend hat er eine Schwäche für Mädchen, kostspielige Mädchen, die Sorte, wo ohne teure Geschenke nichts läuft. Also nimmt er selber Geschenke an, Scheine, im Umschlag.«
    Rowse überlegte. Er wußte, daß Korruption in der sowjetischen Gesellschaft eher die Regel als die Ausnahme war, aber ein GRU-Major, der sich schmieren ließ? Der Waffenhandel ist eine seltsame Branche; alles ist möglich.
    »Ach übrigens«, sagte Kleist, »in diesem. Roman von dir, kommt da auch die IRA vor?«
    »Wieso, wie kommst du darauf?« fragte Rowse. Er hatte die IRA nicht erwähnt.
    Kleist zuckte die Achseln.
    »Die haben hier eine Zelle. Ihr Stützpunkt ist ein Lokal, das von Palästinensern geführt wird. Sie haben Kontakte zu anderen Terroristengruppen in verschiedenen Ländern, und sie kennen sich im Waffenhandel aus. Soll ich dich mit ihnen zusammenbringen?«
    »Warum denn das?«
    Kleist lachte, eine Idee zu laut.
    »Könnte doch lustig werden«, sagte er.
    »Und wissen diese Palästinenser, daß du mal vier von ihnen das Licht ausgeblasen hast?« wollte Rowse wissen.
    »Wahrscheinlich ja. In unserer Welt kennt jeder jeden. Vor allem jeden Feind. Aber ich geh trotzdem in ihre Kneipe.«
    »Warum?«
    »Macht Spaß, den Tiger am Schwanz zu ziehen.«
    Du bist wirklich verrückt, dachte Rowse.
    »Ich finde, Sie sollten hingehen«, sagte McCready am späten Abend zu Rowse. »Vielleicht erfahren Sie etwas oder sehen etwas. Oder vielleicht sehen die Sie und fragen sich, wer Sie sind. Wenn sie nachforschen, stoßen sie auf die Geschichte von dem recherchierenden Autor. Sie werden sie nicht glauben und messerscharf folgern, daß Sie tatsächlich Waffen kaufen wollen, für die Verwendung in Amerika. Das spricht sich herum, und es soll sich ja herumsprechen. Trinken Sie einfach das eine oder andere Bier und bleiben Sie cool. Und dann halten Sie sich von dem verrückten Deutschen fern.«
    McCready hielt es nicht für nötig zu erwähnen, daß er die fragliche Kneipe kannte. Sie trug den Namen Mauseloch, und es ging das Gerücht, ein deutscher Geheimagent, der für die Briten gearbeitet hatte, sei vor einem Jahr dort enttarnt und in einem Zimmer im ersten Stock erschossen worden. Auf alle Fälle war der Mann spurlos verschwunden. Für eine Durchsuchung hatte die Polizei nicht genug in der Hand, und die deutsche Spionageabwehr zog es vor, die Palästinenser und die Iren dort zu lassen, wo sie waren. Hätte man sie aus ihrem Hauptquartier vertrieben, dann hätten sie sich bloß woanders niedergelassen. Trotzdem wollte das Gerücht nicht verstummen.
    Am nächsten Abend zahlte Uli Kleist das Taxi, mit dem sie zur Reeperbahn gefahren waren, und führte Rowse durch die Davidstraße, vorbei an der Herbertstraße, in der die Prostituierten Tag und Nacht in ihren Fenstern sitzen, vorbei an den Toren der Brauerei bis zum Ende, wo man die Elbe im Mondschein glitzern sah. Sie bogen nach rechts in die Bernhard-Nocht-Straße ein, und nach zweihundert Metern blieb Kleist vor einer Holztür mit Eisenbeschlägen stehen.
    Er drückte auf eine versteckte Klingel, und ein kleiner Schieber in der Tür wurde geöffnet. Ein Auge sah ihn prüfend an, man hörte hinter der Tür flüstern, und die Tür ging auf. Der Türsteher und der Mann im Smoking neben ihm waren beide Araber.
    »Abend, Herr Abdallah«, sagte Kleist aufgeräumt. »Ich habe Durst und würde gern was trinken.«
    Abdallah sah Rowse an.
    »Ach, der ist in Ordnung. Ein Freund von mir«, sagte Kleist. Der Araber nickte dem Türsteher zu, der daraufhin die Tür weit öffnete, um die beiden hereinzulassen. Kleist wirkte trotz seiner Größe eher schmächtig neben dem Türsteher, der ein Schrank von einem Mann war, einen kahlrasierten Schädel hatte und vermutlich nicht mit sich spaßen ließ. »Stell es fest«, sagte der erste Mann. »Der kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    Sie kamen, als Rowse auf die Toilette ging. Er hatte das Pissoir benutzt und wusch sich gerade die Hände, als die zwei Männer hereinkamen. Der eine baute sich vor einem Becken auf und nestelte an seinem Hosenschlitz. Er war der kräftigere von beiden. Der schlankere, gutaussehende Ire blieb an der Tür stehen. Er nahm einen kleinen hölzernen Keil aus seiner Jackentasche, ließ ihn auf den Boden fallen und schob ihn mit einem Fuß unter die Tür. Man wollte ungestört

Weitere Kostenlose Bücher