McCreadys Doppelspiel
rasch sein kurzärmliges Hemd und beide Hosenbeine ab. Hätte Rowse den von McCready angebotenen Piepser dabeigehabt, wäre das Gerät entdeckt worden, und das Spiel wäre aus gewesen.
Im Zimmer herrschte ein furchtbares Durcheinander. Alle Schubladen waren herausgerissen und ausgeleert. Der Inhalt des Kleiderschranks über den Boden verstreut. Der einzige Trost für Rowse war, daß er nur Sachen dabei hatte, die zur normalen Ausrüstung eines recherchierenden Autors gehören - Notizhefte, Kapitelentwürfe, Touristenkarten, Prospekte, eine Reiseschreibmaschine, Kleider und Waschzeug. Seinen Paß hatte er in der Gesäßtasche. Kane zog ihn heraus und warf ihn Mahoney hin. Mahoney blätterte ihn durch, erfuhr aber nichts, was er nicht schon wußte.
»Also, SAS-Mann, vielleicht sagst du mir jetzt, was du verdammt nochmal hier zu suchen hast.«
Er zeigte sein übliches charmantes Lächeln, aber die Augen blieben kalt.
»Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden«, sagte Rowse ungehalten.
Kane holte zu einem Faustschlag aus, der Rowse in der Magengrube traf. Er hätte ihm ausweichen können, aber hinter ihm stand O’Herlihy und neben ihm Kane. Er hätte kaum eine Chance gehabt, nicht einmal ohne Mahoney. Diese Männer waren keine Waisenknaben. Rowse stöhnte auf und krümmte sich und mußte sich nach Luft ringend an die Wand lehnen.
»Was du nichts sagst«, sagte Mahoney, ohne aufzustehen. »Also normalerweise kann ich mich auch ohne Worte verständlich machen, aber weil du es bist, SAS-Mann, will ich mal nicht so sein. Ein Freund von mir hat dich wiedererkannt, neulich in Hamburg. Tom Rowse, ehemaliger Hauptmann im Special Air Service Regiment, einem Verein, der in Irland jede Menge Fans hat, kommt nach Hamburg und stellt komische Fragen. Hat zwei Einsätze in Irland hinter sich, und jetzt taucht er auf einmal in Zypern auf, ausgerechnet, wenn ich mir mit ein paar Freunden einen schönen, ruhigen Urlaub hier machen will. Also, noch mal, was machst du hier?«
»Also hören Sie«, sagte Rowse. »Gut, ich war in dem Regiment. Aber ich hab aufgehört. Hab’s einfach nicht mehr ausgehalten. Hab die Typen alle verflucht. Das war vor drei Jahren. Ich bin raus, für immer. Das britische Establishment würde mich nicht mal mehr mit der Kneifzange anfassen. Ich lebe jetzt davon, daß ich Romane schreibe. Thriller. Das ist alles.«
Mahoney nickte O’Herlihy zu. Der Schlag von hinten traf Rowse in die Nieren. Er schrie auf und brach in die Knie. Trotz der Übermacht hätte er sich wehren und zumindest einen von ihnen erledigen können, vielleicht sogar zwei, bevor er selbst seinen letzten Schnaufer getan hätte. Aber er biß die Zähne zusammen. Er hatte den Verdacht, daß Mahoney trotz seiner Arroganz eigentlich nicht wußte, was er von der ganzen Sache halten sollte. Er mußte bemerkt haben, daß er und Hakim al- Mansur letzten Abend auf der Terrasse miteinander gesprochen hatten, bevor sie weggefahren waren. Rowse war nach diesem nächtlichen Ausflug wiedergekommen. Und Mahoney stand im Begriff, ein sehr großzügiges Geschenk von al-Mansur entgegenzunehmen. Nein. Der IRA-Mann ging nicht aufs Ganze. Noch nicht. Er wollte nur seinen Spaß haben.
»Du lügst mich an, SAS-Mann, und das kann ich nicht leiden. Diesen Quatsch mit den Recherchen für dein Buch hab ich schon mal gehört. Weißt du, wir Iren sind ein sehr literarisches Volk. Und manche von den Fragen, die du gestellt hast, sind überhaupt nicht literarisch. Also was machst du hier?«
»Thriller«, jappte Rowse. »Thriller müssen heutzutage genau sein. Mit allgemeinem Gewäsch lockt man heute keinen mehr hinterm Ofen hervor. Denken Sie an Le Carré, Clancy - meinen Sie, die würden nicht jedes kleinste Detail recherchieren? Anders geht’s heute einfach nicht mehr.«
»Was du nicht sagst. Und der Gentleman aus dem fernen Land, mit dem du gestern abend geredet hast? Ist er einer von deinen Co-Autoren?«
»Das geht nur uns beide was an. Fragen Sie ihn doch selbst.«
»Stell dir vor, SAS-Mann, das hab ich schon getan. Heute morgen, telefonisch. Und er hat mich gebeten, dich im Auge zu behalten. Wenn es nach mir ginge, würden meine Freunde dich von einem ganz hohen Berg runterschmeißen. Aber mein Freund hat mich gebeten, dich im Auge zu behalten. Und das tu ich jetzt, Tag und Nacht, bis du verschwindest. Das war alles, worum er mich gebeten hat, aber eine kleine Aufmerksamkeit unter alten Freunden muß schon erlaubt sein.«
Kane und O’Herlihy gingen ans
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