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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Volksabstimmung. Wir wollen nicht in die Unabhängigkeit gezwungen werden. Wir wollen, daß die Dinge hier so bleiben, wie sie sind und wie sie es von jeher waren. Wir wollen weder von Mr. Johnson noch von Mr. Livingstone regiert werden. Wir appellieren an London.«
    Draußen auf dem Behelfsflugplatz stieg aus einem Taxi Barney Klinger. Er war ein kleiner, rundlicher Mann, der ein ansehnliches Besitztum im spanischen Stil in Coral Gables, Florida, bewohnte. Das Revuegirl, das ihn begleitete, war weder klein noch rundlich; sie sah phantastisch aus und hätte dem Alter nach Klingers Tochter sein können. Mr. Klinger besaß ein Ferienhaus am Abhang des Spyglass Hill, in dem er gelegentlich diskret Urlaub machte, fern seiner Gattin. Er wollte an diesem Vormittag nach Key West fliegen, dort seine Freundin in eine Linienmaschine nach Miami setzen und anschließend nach Hause fahren, ein müder Geschäftsmann, der von einem Besuch bei einem Geschäftspartner zurückkehrte, mit dem er einen langweiligen alten Kontrakt besprochen hatte. Mrs. Klinger würde ihren Mann am Flughafen von Miami abholen und feststellen, daß er ohne Begleitung war. Man konnte nicht vorsichtig genug sein. Mrs. Klinger war mit ein paar sehr guten Anwälten bekannt. Julio Gomez rappelte sich hoch und näherte sich.
    »Sind Sie Mr. Klinger, Sir?«
    Klinger blieb beinahe das Herz stehen. Ein Privatdetektiv?
    »Sie wünschen?«
    »Sehen Sie, Sir, ich habe ein Problem. Ich habe hier Urlaub gemacht und einen Anruf von meiner Frau bekommen. Unser Kind ist bei einem Unfall verletzt worden. Jetzt muß ich nach Hause, unbedingt. Und heute geht kein Flugzeug von hier ab. Kein einziges. Man kann nicht einmal eine Maschine chartern. Da hab ich mir gedacht, ob Sie mich nicht vielleicht nach Key West mitnehmen könnten. Ich wäre Ihnen zu ewigem Dank verpflichtet.«
    Klinger zögerte. Es war immer noch möglich, daß der Mann ein Privatdetektiv war, von Mrs. Klinger auf ihn angesetzt. Er reichte seine Reisetasche einem Träger, der sie zusammen mit dem übrigen Gepäck im Laderaum der Navajo zu verstauen begann.
    »Tja«, sagte Klinger, »ich weiß nicht recht.«
    Sechs Leute standen neben der Maschine; der Paßbeamte, der Träger, Gomez, Klinger, seine Freundin und ein weiterer Mann, der beim Beladen der Navajo half. Der Träger nahm an, der sechste Mann gehöre zu Klingers Begleitung, Klinger und seine Freundin nahmen an, er gehöre zum Personal des >Flughafens<. Der Pilot war in seiner Kanzel außer Hörweite, der Taxichauffeur schlug gerade fünfzehn Meter weit weg im Gebüsch sein Wasser ab.
    »Aber, honey, das ist ja furchtbar! Wir müssen ihm helfen«, sagte das Revuegirl.
    »Also gut«, sagte Klinger. »Solange wir rechtzeitig starten.«
    Der Paßbeamte stempelte rasch die drei Pässe, die drei Passagiere gingen an Bord, der Pilot brachte beide Motoren auf Touren, und drei Minuten später verließ die Navajo mit einem eingereichten Flugplan nach Key West, siebzig Flugminuten entfernt, die Insel Sunshine.
    »Meine lieben Freunde, und ich hoffe sehr, daß ich Sie Freunde nennen darf«, sagte Sir Marston Moberley, »versuchen Sie bitte die Position der Regierung Ihrer Majestät zu verstehen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wäre eine Volksabstimmung ganz und gar fehl am Platz. Undurchführbar, weil verwaltungsmäßig zu komplex.«
    In seiner diplomatischen Laufbahn, die ihn auf Posten in verschiedenen Commonwealth-Staaten geführt hatte, hatte sich Sir Marston unter anderem auch eine gönnerhafte Herablassung zugelegt.
    »Erklären Sie uns bitte«, grollte Drake, »inwiefern ein solches Referendum komplexer ist, als allgemeine Wahlen es sind. Wir verlangen lediglich das Recht, entscheiden zu dürfen, ob wir überhaupt wählen wollen.«
    Die Erklärung war recht einfach, blieb aber besser unausgesprochen. Die Kosten einer Volksabstimmung müßte die Regierung in London tragen, während der Wahlkampf von den Kandidaten selbst bezahlt wurde; womit, danach hatte sich Sir Marston allerdings nicht erkundigt. Er wechselte das Thema.
    »Sagen Sie, mein Freund, wenn Sie so denken, warum kandidieren Sie dann nicht selbst für das Amt des Premierministers? Wie Sie die Dinge sehen, müßten Sie doch gewinnen.«
    Die Delegationsmitglieder wirkten verblüfft. Reverend Drake deutete mit einem wurstartigen Finger auf Sir Marston.
    »Sie kennen den Grund, Herr Gouverneur. Die beiden Kandidaten benutzen Druckpressen, PA-Anlagen, sie haben sogar Wahlkampfmanager auf die Insel

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