McJesus
aus ihrem Inneren gekommen. Genau so hatte es Zacharias erlebt, als ihm ein Sohn verkündet wurde. Ruth war sich einer Stimme bewusst, die nicht ihre eigene war. Sie wusste, dass es nicht Gottes Stimme war, wohl aber die seines Boten. Das verschaffte ihr eine Pause, und in diesem Augenblick kam die Hoffnung, die ihr gefehlt hatte.
Sie nahm die Hand von der Schublade und blickte zur Zimmertür, als wüsste sie, dass jemand kam. Sie hörte ein Geräusch auf dem Flur. Dann öffnete sich langsam die Tür. Ein goldenes Licht traf Ruths Augen, aber sie zwinkerte kein einziges Mal.
Das musste ihr Schutzengel sein. Das goldene Haar des Engels glänzte trotz der dunklen Umgebung. Ruth wollte etwas sagen, aber sie wusste nicht, wo sie anfangen sollte. Vielleicht sollte sie fragen, warum der Engel keine Flügel hatte.
Der Engel war jung, aber er konnte Ruths Traurigkeit quer durch das Zimmer spüren, auch wenn er nicht das ganze Ausmaß erfasste; aber Ruths Traurigkeit hatte etwas so Elementares an sich, dass er an ihr Bett trat. Er neigte den Kopf zur Seite und blickte in Ruths trostlose Augen. »Bist du ein Engel?«, fragte Ruth.
Alissa lächelte. »Ich glaube nicht.« Sie kletterte auf das Bett und kuschelte sich neben Ruth. Und Ruths Schwermut begann sich zu lichten.
Butch Harnett saß an seinem Computer und versuchte, Zugang zu einer Information zu bekommen, die eigentlich unter den Datenschutz fiel. Trotzdem plagten ihn keine ethischen Skrupel. Er fand, dass sich ein Mann auf der Suche nach der Wahrheit nicht von Bagatellen aufhalten lassen sollte – eine Haltung, die sich mit der Politik des Hauses Mutual of California deckte. Als Butch die medizinischen Daten von Dan vorlagen und er die Wahrheit über den Wundstarrkrampf entdeckt hatte, wusste er, dass er sich auf dem richtigen Weg befand. Er knetete seinen kahlen Skalp, während er mit der Maus an einer Kreditkarten-Datenbank herumschnüffelte. Nach einigen Tastenanschlägen fand er, wonach er suchte. Er verglich die Zahlen auf dem Bildschirm mit denen auf einem Blatt aus einer Akte, die neben ihm lag, schnalzte missbilligend mit der Zunge und drückte die Druckertaste.
Eine Minute später stand er mit ausdrucksloser Miene vor seinem Chef. Er schlug den Ordner auf, nahm mit spitzen Fingern den noch warmen Computerausdruck heraus und reichte ihn seinem Chef.
»Unser verstorbener Mr. Steele?«, fragte der Chef.
Butch lächelte fein. »Suchet, und ihr werdet finden«, sagte er. Obwohl er im Allgemeinen Paulus mehr schätzte als Matthäus, hatte er diese Stelle aus dem Evangelium des einstigen Steuereinnehmers Levi in den Schatz seiner Lebensweisheiten übernommen. Es war ein schönes Credo für einen Versicherungsdetektiv. »So merkwürdig es klingt«, sagte Butch, »aber anscheinend hat Dan Steele in den Tagen nach seinem Hinscheiden einige Einkäufe getätigt.«
»Ich bin schockiert«, sagte der Boss ohne sichtliche Erschütterung. »Wo hat er eingekauft?«
Butch blickte auf seinen Computerausdruck. »El Ray del Mundos, Brooks Brothers und Fujioka-Unterhaltungselektronik.«
Der Chef schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. » More is more! « , rief er, wobei er mehr Gefühl preisgab, als Butch je bei ihm erlebt hatte. »Ich liebe den Zen-Burschen in dieser Werbung!«
»Ja, Sir«, sagte Butch sichtlich aus dem Konzept gebracht. »Ich auch.«
Schwester Peg hatte begonnen, die älteren Bewohner des Care Centers über die finanziellen Probleme zu informieren. Sie versicherte ihnen, dass sie sich um die Unterbringung in anderen Heimen kümmern werde, und entschuldigte sich, dass sie sie so enttäuschte. Sie hatte das Gefühl, diese Menschen belogen zu haben. Mrs. Gerbracht versuchte, Schwester Peg zu trösten; sie habe ihr Bestes getan, und niemand würde ihr etwas anlasten, und es seien nun mal harte Zeiten. »Wir sind das gewohnt«, sagte sie.
Dan war gerade von der Foodbank – der Lebensmittelverteilungsstelle für Sozialhilfeempfänger – zurück und packte die Kartons in der Küche aus, als Schwester Peg hereinkam.
»Pater, ich habe vergessen, Ihnen zu sagen, dass Sie diese Woche die Beichte hören müssen.« Sie blickte in den Karton, um zu sehen, ob es etwas zu naschen gab. »Die Leute warten auf Sie.« Sie wies zum Fernsehzimmer.
Dan sah aus, als hätte sie gesagt, die Bewohner warteten darauf, dass er sich mit Benzin übergieße und sich verbrenne.
»Gehen sie denn zum Beichten nicht zur Heiligen Familie?«, fragte er.
»Tut
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