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McJesus

McJesus

Titel: McJesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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Schwester Peg Nonnentracht trug, änderte an ihrer menschlichen Natur auch nichts. Sie hatte die gleichen Sehnsüchte und Wünsche wie jede Frau, und doch hatte sie diesen Trieb seit Jahren – ausgenommen jene Nacht mit Monsignore Matthews – in Betriebsamkeit zugunsten des Care Centers umgesetzt. Jetzt entdeckte sie, dass sich ein Mädchen nur so lange kasteien konnte, solange sie keine Träume hatte.
    Schwester Peg wusste, dass sie sich ihrer Gedanken schämen sollte. Ihr Kopf war voll von diesen wiederholten bösen Einflüsterungen, die ihr jedoch nicht wie etwas Böses vorkamen.
    Sie schienen natürlich zu sein. O Gott, es ist das gleiche Szenario wie bei Monsignore Matthews. Wieder hatte die Arbeit Seite an Seite mit einem Mann, der sich der gleichen Sache verschrieben hatte wie sie, ihre Gefühle geweckt. Hatte sie sich in ihn verknallt? Sie hatte sich einige Male bei einem wohlgefälligen Blick auf seinen Hintern ertappt. Aber es war mehr als das.
    Sie machte sich tatsächlich etwas aus ihm, und sie befürchtete, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Aber sollte sie ihm das sagen? Was würde es nützen? Er hatte wie sie ein Keuschheitsgelübde abgelegt. Nein – wenn sie Pater Michael gegenüber ihre Gefühle erwähnte, würde es nur peinlich werden, und – schlimmer noch – er könnte sich gezwungen sehen zu gehen, um das Schicksal nicht herauszufordern. Und wie würde sie dann dastehen? Nein, sie musste sich einfach noch mehr in die Arbeit stürzen.
    Nachdem Dan Mrs. Ciocchettis Beichte gehört hatte, sagte er zu ihr, dass noch nie eine Frau mit so wenigen Sünden zu ihm in den Beichtstuhl gekommen sei. »Ich gebe Ihnen keine Buße auf«, sagte er. »Im Gegenteil. Sie haben für Ihre nächste Beichte sogar etwas gut. Gehen Sie in Frieden.« Mrs. Ciocchetti dankte ihm und ging mit dem Gefühl, doch kein so schlechter Mensch zu sein, wie sie geglaubt hatte.
    Einen Augenblick später betrat der nächste Sünder den Beichtstuhl und kniete nieder. »Segnen Sie mich, Pater, denn ich habe gesündigt.«
    Dan erbleichte. »Mom?« Diese Möglichkeit hatte er nicht bedacht. »Was tust du hier?«
    »Ich will meine Sünden beichten«, sagte sie. »Es ist lange her, dass ich das letzte Mal zur Beichte war.«
    »Aber … aber …«, stotterte Dan. »Ich glaube, es gibt eine Interessenskonfliktklausel, die so etwas nicht erlaubt.« Womöglich würde sie ihm Dinge erzählen, die er nicht hören wollte? Es gibt gewisse Dinge, die Söhne bei ihren Müttern vielleicht vermuten. Aber selbst wenn sie aufhören würden, über diese Dinge nachzudenken – was sie nie tun –, wäre das Letzte, was sie sich wünschen, dass sie ihre Mütter darüber sprechen hören.
    »Keine Bange«, sagte Ruth. »Ich wollte nur sagen, dass es mir Leid tut, dass ich eine so schreckliche Mutter war. Ich wollte dir das schon lange sagen. Kannst du mir verzeihen?«
    Dan wusste nicht, was er sagen sollte. Es brach ihm fast das Herz, zu hören, dass seine Mutter das all die Jahre mit sich herumgeschleppt hatte; dass sie sich Vorwürfe machte. »Es war nicht deine Schuld«, sagte er. »Es war Dad.« Dan fühlte sich plötzlich tief ergriffen. Die Liebe und das Mitleid, die er für seine Mutter empfand, waren so stark wie der Hass und die Verachtung für seinen Vater. »Du hast alles richtig gemacht, Mom«, sagte Dan. »Du hast uns geliebt. Du schuldest mir keine Erklärung.« Er versuchte, seine Tränen zurückzublinzeln, aber es gelang ihm nicht ganz.
    Ruth wartete einen Moment, bis Dan sich wieder gesammelt hatte. »Es tut mir Leid«, sagte sie. »Ich bin nicht gekommen, um dich zum Weinen zu bringen.« Das stimmte. Sie war gekommen, um Antworten auf ihre Fragen zu bekommen. Sie dachte auch, es könnte ganz lustig werden, Dan eine Lektion zu erteilen, weil er seine Mutter belog. Sie war ihm nicht wirklich böse, dass er sich hinter einer Lüge versteckte, aber nachdem er ihr nicht freiwillig sagte, was mit Michael los war, wollte sie ihn dazu zwingen. Und welcher Ort war dafür besser geeignet als ein Beichtstuhl? Ein Glück, dass Pater James diese Woche krank war.
    »Weißt du, ich war böse auf dich, weil du nach Afrika gegangen bist. Ich wollte herausfinden, warum mich die Männer im Stich lassen, aber ich weiß es noch heute nicht. Dan war der Einzige, der mich nie im Stich gelassen hat. Er war immer da für mich. Aber er hat mich so lange nicht mehr besucht, dass ich allmählich denke, ich habe ihn verloren.«
    In Dans Kopf drehte sich alles.

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