Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
McJesus

McJesus

Titel: McJesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
Vom Netzwerk:
mir Leid«, sagte Schwester Peg. »Aber Pater James ist krank und kann diese Woche nicht.«
    Dan fragte sich, wie sehr er den Herrn erzürnen würde, wenn er ohne kirchliche Zulassung von Sünden freisprach. Er überlegte, welche Sünden die Bewohner begangen haben könnten. Wahrscheinlich waren es nur lässliche Sünden. Andererseits konnte man nie wissen, wer eine Todsünde begangen hatte. Das könnte tatsächlich interessant werden, dachte er. Er strich seinen Kragen glatt und bereitete sich darauf vor, ein bisschen Absolution zu spenden.
    Ruben hatte aus ein paar Kartons, in denen Kühlschränke verpackt gewesen waren, und einer Rolle Klebeband einen provisorischen Beichtstuhl gebastelt. Er hatte wirklich sein Bestes getan und seine Arbeit der Jungfrau Maria gewidmet. Der Beichtstuhl stand etwas abseits auf der einen Seite des Fernsehzimmers. Während Mrs. Zamora und einige andere in einer Reihe warteten, schauten sie eine Glücksspiel-Show im Fernsehen bei abgestelltem Ton. Als Mr. Avery das hübsche Mädchen sah, das auf den neuen Sportwagen deutete, musste er seiner Liste noch eine Sünde unkeuscher Natur hinzufügen. Im Inneren des Beichtstuhls hatte Ruben ein Küchentuch über dem »Fenster« befestigt, durch das Beichtkind und Beichtvater miteinander sprechen konnten.
    Anfangs war Dan ziemlich nervös, aber nach zwei oder drei Beichten entspannte er sich. Er begann das Ganze tatsächlich zu genießen. Seine Art, die Beichte abzunehmen, war etwas unkonventionell, aber den Sündern schien sein Stil zu gefallen.
    Mr. Avery beichtete, dass er den Namen Gottes missbraucht hatte, als Schwester Peg ihm sagte, dass das Care Center den Bach hinunterging. »Und dafür soll ich Sie tadeln?«, entgegnete Dan.
    »Aber im zweiten Gebot heißt es doch …«
    »Glauben Sie mir«, sagte Dan. »Ich kenne die Gebote, und solange Sie nicht fünf bis zehn verletzt haben, sehe ich kein wirkliches Problem. Aber wenn Sie ein schlechtes Gewissen deswegen haben, beten Sie ein paar Ave Maria und halten Sie Ihre verdammte Zunge im Zaum. Und nun raus mit Ihnen, Sie Knallkopf.« Mr. Avery bedankte sich und verließ den Beichtstuhl mit einem angenehmen Gefühl der Erleichterung. Die Nächste war Mrs. Ciocchetti. Schlurfend kam sie in den Beichtstuhl, um ihre Seele zu entblößen.
     
    Schwester Peg stand in der Ecke und schaute zu. Sie dachte daran, selbst eine aufrichtige Beichte abzulegen. Eine Sache quälte sie besonders, obwohl sie nur ungern eine Sünde darin sah. Schwester Peg hatte eigentlich warten wollen, bis Pater James in der Heiligen Familie wieder die Beichte hören würde, aber sie wusste, dass er ihr nur die Absolution erteilen konnte und dass sie eigentlich etwas anderes brauchte. Jedenfalls beschloss sie, bei Pater Michael zu beichten. Sag einfach die Wahrheit, dachte sie. Sprich es einfach aus. Aber wie sollte sie es sagen? »Segnen Sie mich, hochwürdiger Vater, denn ich war Ihretwegen unkeusch in meinen Gedanken?« Ein bisschen sehr direkt, aber wahr. Sie hatte mehr als einmal von Dan geträumt, und hinterher hatte sie sich fleischeslustig gefühlt und sich gefragt, warum Nonnen ein Keuschheitsgelübde ablegen mussten und warum sie das auch getan hatte. Wenn eine Schar Nonnen von einer Brücke springen würde, würde ich dann auch springen?
    Als Autodidaktin fehlte Schwester Peg die traditionelle kirchliche Belehrung über die Selbstverleugnung. Sie wusste nichts über den vom Spanischen Provinzialkonzil von Elvira erlassenen Kanon XXXIII und konnte nicht über das Konzil von Nicäa diskutieren, dessen Väter sich mit dem dritten Kanon zufrieden gaben, der mulieres subintroductas verbot. Sie wusste nur eines mit Sicherheit: dass sie sich manchmal wünschte, von einem Mann in den Arm genommen und geküsst zu werden.
    Bei einer umfassenderen Kenntnis der Kirchengeschichte hätte sie in ihren Träumen vielleicht gerufen: »Vergiss den zehnten Kanon des Konzils von Ancyra in Galatien. Zum Teufel mit den apostolischen Dekreten! Und erst recht gepfiffen auf die noch strengeren Ansichten der Konzilsväter von Trullo anno 692, denn ich bin scharf wie der Teufel!« Doch weil Schwester Peg über ein solches Wissen nicht verfügte, äußerte sie solche Worte weder in ihren Träumen noch andernorts. Doch bei den seltenen Gelegenheiten, in denen sie sich erlaubte, über solche Dinge nachzudenken, fragte sie sich schon, warum der Zölibat als eine solche Tugend galt. Natürlich war die Ehelosigkeit bestimmt nicht. Und dass

Weitere Kostenlose Bücher