McJesus
verblüffendsten, interessantesten Bildern. Er konnte auf alles pfeifen, was man am nächsten Morgen gesehen haben musste.
Dan lachte leise in sich hinein, als er daran dachte, wie radikal er in den vergangenen Wochen seinen Lebensstil verändert hatte. Er war vom Goldkartenschwenker, dem wahr gewordenen Traum des kleinen Mannes, zu dessen schrecklichstem Albtraum, dem sozialen Absteiger, mutiert. Dan wusste seit Jahren, dass es eine Bewegung hin zu einem schlichteren Leben gab. Sie erschien auch als kleiner Impuls auf dem Radar der Werbewirtschaft, war aber als konsumbeeinträchtigend gewertet worden, weil sie dem Wesen nach unamerikanisch war – oder wenigstens so dargestellt werden konnte. Dabei ging es bei der freiwilligen »Simplicity« nicht darum, in Armut, sondern vernünftig und ausgewogen zu leben. Etwas kleinere Brötchen zu backen bedeutete, die Erfüllung nicht mehr in den Dingen zu suchen, die man kaufen konnte, sondern in dem, was man tat. Es ging um weniger Konsum, mehr Umweltbewusstsein und Selbstverwirklichung; um weniger ausgeben und mehr genießen. Es war die Reaktion auf ein Leben, das immer mehr Annehmlichkeiten bot, den Menschen aber kaum noch Zeit ließ, sie zu genießen. Es war eine heilsame Reaktion auf die Tatsache, dass wir unser Hab und Gut vermehrt, aber unsere Lebensqualität verringert hatten. Dan lebte jetzt eindeutig in einfacheren Verhältnissen, aber sicher wäre er der Erste gewesen, der zugab, dass er sich nicht freiwillig dazu entschlossen hatte.
Während er müßig in seinem schäbigen Sessel saß, nützte er die Gelegenheit, um seine Gedanken zu ordnen. Er wusste, er leistete eine wichtige Arbeit. Er wusste auch, dass er sie nirgends fortführen konnte, wenn er nicht einen Weg fand, um das Care Center zu retten. Er wusste, dass die kleine Alissa einer traurigen Zukunft entgegensah, wenn sie vom Jugendamt in Pflege gegeben wurde. Er wusste, dass Captain Boone in einer staatlichen Pflegeanstalt, nur von Fremden umgeben, langsam sterben würde, und dass seine Mutter etwas Besseres verdient hatte, als mit ihrem Sohn, einem falschen Priester, auf der Straße zu landen.
Dan war immer gut, wenn er unter Druck stand. Es war eine Fähigkeit, auf die er stolz war, und er war all die Jahre gut damit gefahren. Aber jetzt schien es, als hätte er diese Fähigkeit verloren. Hundertmal und öfter hatte er darüber nachgedacht, wie man für das Care Center Geld beschaffen könnte, aber etwas Besseres als selbst gebackene Kuchen zu verkaufen und Autowaschen war ihm nicht eingefallen, und keine dieser Aktionen würde den Kohl fett machen. Vielleicht, wenn er die Augen zumachte, könnte er ein Brainstorming veranstalten. Schnipp, schnapp, schnipp schnipp schnapp.
Das Problem ist, dass die katholische Kirche ein Einnahmeminus hat und folglich das Geld für das Care Center streicht.
Richtig? Wenn ich also eine Möglichkeit finde, die Einnahmen der Kirche zu steigern … An seinem geistigen Horizont ballte sich eine dunkle Wolke zusammen. Wie ließen sich die Einnahmen der Kirche steigern? Und plötzlich war der Geistesblitz da.
Dan schoss aus seinem Stuhl und griff nach dem Telefon. Er rief die Erzdiözese an und verlangte den obersten Obermacker zu sprechen, der gerade verfügbar war. Die Telefonistin erklärte ihm, der Bischof sei ausgegangen, um in Wolfgang Pucks neuestem Restaurant zu speisen. Dan setzte sich in seinen alten Bus und fuhr hin.
Der Bischof war noch bei der Vorspeise – Ententerrine mit Haselnüssen und grünem Pfeffer –, als ein Priester an seinem Tisch erschien, sich einen Stuhl nahm und erklärte, er werde die katholische Kirche retten. Dieser Priester legte so viel Enthusiasmus und Selbstsicherheit an den Tag, dass ihn der Bischof nicht abwimmeln konnte. »Wir haben ein Image-Problem«, sagte Dan. »Zu viel Blut und Schuld. Dieses ganze mittelalterliche Zeug muss weg.«
Der Bischof verstand, was Dan meinte. Er hatte die Angst in den Gesichtern der Kinder gesehen, wenn sie zu dem geschundenen Leib des Gekreuzigten aufblickten. Er hatte gesehen, wie sie zurückschreckten, wenn ihnen die Höllenqualen und die ewige Verdammnis geschildert wurde – wie verwirrt sie waren, wenn sie versuchten, den Unterschied zwischen Kannibalismus und dem »Nehmet hin und esset« der Eucharistie zu verstehen. Diese Idee, das Image etwas zu entschärfen, war vielleicht gar nicht so dumm. »Nun gut, und wie stellen Sie sich das vor?«
Dan lächelte. »Wir konzentrieren uns auf zwei
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