McJesus
Dinge«, sagte er. »Marktsegmentierung und Markenzeichen.«
»Markenzeichen?« Der Bischof war in Sachen Marketing nicht auf dem Laufenden.
Dan tat die Frage mit einer kleinen Handbewegung ab. »Ein Markenzeichen ist einfach die Verheißung einer Erfahrung«, sagte er. »Was wir tun müssen, ist Folgendes. Wir müssen verstehen und übermitteln, welche Erfahrung der katholische Markenartikel verspricht. Und noch wichtiger ist, dass wir einen erweiterten Erfahrungsbereich anbieten, um die verschiedenen Arten von Katholiken, die sich auf dem Markt tummeln, zu erreichen. Mit anderen Worten: Wir brauchen verschiedene Sorten von Katholizismus.«
Der Ober stellte zwei Teller vor den Bischof hin – einen mit Rinderfilet in Blätterteig und Sauce béarnaise und einen mit einem Hummer und Estragonbutter. »Was meinen Sie mit verschiedenen Sorten Katholizismus?« Der Bischof knackte eine Hummerschere und versah Dan mit einem Spritzer Salzwasser.
Dan begann, an den Fingern abzuzählen. »Sie haben Katholiken, die für den Erhalt des Lebens eintreten, und Sie haben welche, die für Entscheidungsfreiheit in Sachen Nachkommen sind. Es gibt Katholiken, die das Zweite Vatikanische Konzil ablehnen, und andere, die wollen, dass Frauen Priester werden können. Es gibt schwule Katholiken und schwulenfeindliche, und …«
»Okay, okay, ich weiß, was so alles kreucht und fleucht«, sagte der Bischof. »Aber wie sollen wir es allen recht machen?«
»In der heutigen Zeit werden Sie nicht mehr alle unter einen Hut bringen. Also lautet die Antwort: Nischenmarketing – wie auf dem Zeitschriftenmarkt oder beim Kabelfernsehen«, sagte Dan. »Sie müssen das Produkt so gestalten, dass es ein spezifisches Bedürfnis befriedigt. Denken Sie an Coca-Cola. Früher gab es nur eine Sorte, richtig? Inzwischen haben wir die normale Cola, wir haben Diät-Cola, koffeinfreie Cola, kohlensäure- und koffeinfreie Diät-Cola. Es geht um ein möglichst breites Angebot, in dem jeder das für ihn Passende findet. Und ähnliche Auswahlmöglichkeiten wünschen sich die Menschen auch von ihrem Katholizismus. Hallo, Sie möchten die Messe auf Lateinisch gelesen haben? Bitte sehr. Kein Problem!«
Dem konnte der Bischof nicht widersprechen. Er selbst las hin und wieder gern eine Messe auf Lateinisch. Er nahm sich ein Brötchen. »Reichen Sie mir bitte die Butter.«
»Die gesalzene oder die ungesalzene?«, fragte Dan augenzwinkernd.
Dem Bischof lief ein Tröpfchen Sauce béarnaise über das Kinn. »Sprechen Sie weiter.«
Dan reichte ihm die Butter. »Wir machen zuerst einige Umfragen. Dann entwerfen wir anhand der Analysen die Produkte. Schließlich starten wir eine landesweite Fernsehkampagne, um die Message zu verbreiten.« Dan rückte seinen Stuhl neben den Bischof und bildete mit den Fingern einen Rahmen, den er so hielt, dass der Bischof durchschauen konnte. »Sie müssen sich das so vorstellen«, sagte Dan, während sich der Bischof etwas zur Seite neigte und durch den Rahmen blickte. »Der Spot beginnt mit einem schlichten gregorianischen Choral zu einer Totalen vom Kalvarienberg … ein tolles Bild, das gleich zu Anfang eine gewisse Markenvertrautheit herstellt.«
Der Bischof nickte nachdenklich, während er sein Brötchen kaute.
»Die drei Kreuze auf Golgatha werden von einem verlöschenden Sonnenuntergang im Hintergrund beleuchtet«, fuhr Dan fort. »Die Kamera konzentriert sich auf den blutenden und kraftlos zur Seite hängenden Kopf von Christus. Sie verweilt einen Moment auf dem gepeinigten Gesicht. Dann hebt Christus plötzlich den Kopf und blickt direkt in die Kamera. Er zwinkert, dann lächelt er und sagt: ›Hi! Ich wollte Ihnen nur etwas über ein aufregendes neues Produkt von unseren Freunden in Rom erzählen …‹« Dan legte einen Arm um den Bischof und gestikulierte mit der freien Hand, während er fortfuhr.
»Christus befreit seine Hände und Füße vom Kreuz und hüpft auf den Boden. Er geht den Kalvarienberg hinunter, während er in die Kamera spricht. ›In den letzten zehn Jahren oder so haben viele von Ihnen die katholische Kirche verlassen, weil … nun ja, weil wir zick machten, wenn Sie zack wollten.‹ Schnitt.
Wir sehen Christus in einer belebten Straße in Galiläa, okay? Er bleibt stehen, um einem Lahmen die Hand aufzulegen, aber er spricht weiter in die Kamera. ›Also haben sich die Jungs in Rom zusammengesetzt und, nun ja …‹ Christus blickt auf eine seiner Hände und zieht einen großen Nagel heraus, den er zur
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