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McJesus

McJesus

Titel: McJesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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dämpfte er den Ton und drückte »Random Play«, auf seinem 100-Scheiben-CD-Player. »Ich dachte nicht, dass du nach Afrika verschwinden würdest.« Als die Musik aus den verborgenen Lautsprechern drang, ging Dan zur Bar. »Ich habe einen sehr teuren Single Malt Scotch, einen schwer aufzutreibenden Single Barrel Bourbon und einen fabelhaften Wodka aus einer sehr exklusiven russischen Brennerei. Ich schlage vor, wir nehmen zuerst einen Schluck Scotch und gehen dann zum Verschnitt über.«
    Michael richtete den Zeigefinger auf Dan. »Für dich war Teilen immer ein Problem.«
    »Ich habe den Mutterleib mit dir geteilt, oder nicht? Das ganze Fruchtwasser und was sonst noch alles.« Er füllte zwei dicke Kristallgläser ein paar Finger hoch mit schottischem Malzwhisky. »Das berechtigt dich nicht zur Teilhabe an meinem Einkommen. Die Gesetze für Gütergemeinschaft finden keine Anwendung in utero oder wenigstens sollten sie das nicht.« Er ging zum Sofa und reichte Michael ein Glas. Sie stießen an und tranken.
    »Und wie sieht’s aus auf dem schwarzen Kontinent?«
    »Düster«, sagte Michael. »Und es wird jeden Tag schlimmer.«
    Er rieb sich den steifen Nacken, während er mit einem Dutzend Horrorgeschichten über die Flüchtlingslager in Afrika aufwartete. Er sprach von Hunderten von Kindern, die er jede Woche sterben sah; und dass das einheimische Militär regelmäßig die Vorräte der Hilfsorganisationen stahl. Er zeichnete ein grausiges Bild der Verhältnisse, die sich seiner Meinung nach noch verschlechtern würden. Die Uno könne die örtlichen Machthaber und Regime noch so oft anprangern und verurteilen – in Afrika könne sich niemand etwas dafür kaufen.
    »Was die Menschen dort brauchen, sind Lebensmittel und Geld.«
    Dan schüttelte den Kopf. »Wann wirst du lernen, dass noch so viele milde Gaben nicht helfen. Diese Leute müssen lernen, sich selbst zu helfen. Zeig einem Mann, wie man fischt. Nur so hilfst du ihm.«
    »Weh euch Reichen, denn ihr habt euren Trost dahin«, sagte Michael.
    »Jaja, und du machst heute mal Pause«, sagte Dan. »Hast du in letzter Zeit mal in den Spiegel gesehen? Besonders gut siehst du nicht aus. Bist du in Ordnung?«
    »Das ist einer der Gründe, warum ich zurückgekommen bin. Ich hatte ein paar gesundheitliche Probleme. Ein Arzt vom Roten Kreuz sagte, ich bräuchte etwas Ruhe und anständiges Essen.«
    »Wetten, dass ich dich aufpäppeln kann?«, sagte Dan. »Hast du eine Unterkunft?«
    »Ich dachte, dass ich vielleicht ein paar Tage bei dir bleiben könnte, bis ich etwas gefunden habe.«
    »Kein Problem«, sagte Dan. »Aber niste dich nicht zu sehr ein. Das hier ist keine billige Absteige für heruntergekommene Priester.« Trotz seiner verbalen Stichelei freute sich Dan, seinen Bruder wieder zu sehen. Er war der einzige Mensch, mit dem sich Dan wirklich verbunden fühlte, und dieses Band war stark.
    Pater Michael hob sein Glas: »Auf Glaube, Liebe, Hoffnung, diese drei«, sagte er. »Aber für mich ist Nächstenliebe das Wichtigste.«
    Dan beugte sich vor und stieß mit Michael an. »Weil wir gerade von Nächstenliebe sprechen«, sagte er. »Erinnerst du dich an Mom?«
    Pater Michael leerte sein Glas. »Mom? Kommt mir nicht bekannt vor.«
    Dan lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Aber ja doch.« Er hielt die Hand einen Meter über den Boden. »Ungefähr so groß.
    Eine süße kleine Verrückte, für die ich in den letzten vier Jahren vierzigtausend per annum ausgegeben habe. Wie gut kannst du kopfrechnen?«
    Michael schnitt eine Grimasse. »Sie ist nicht verrückt, Dan. Sie ist unbefangen.«
    »Aha. Dann lass dich mal vor einer wichtigen Konferenz mit einer Farbpistole beschießen.«
    »Okay, sie ist eine unbefangene Manisch-Depressive. Wie geht es ihr?« Pater Michael schob den Unterkiefer von einer Seite zur anderen, um seine verkrampften Muskeln zu lockern.
    »Es geht ihr gut, solange sie ihre Medikamente bekommt. Aber selbst dann ist sie nicht ganz zurechnungsfähig.«
    Sie sprachen eine Weile über Ruth, und bald waren sie bei Kindheitserinnerungen angelangt, und es waren zum größten Teil die guten. Sie tranken noch etwas mehr, und die Unterhaltung sprang von einem Thema zum anderen, wie das Gespräche über eine gemeinsame Vergangenheit so an sich haben. Sie wussten genau, auf welchen Knopf sie beim anderen drücken mussten, und sie taten es aus purem Spaß. Nach ein paar Stunden waren sie wieder da, wo sie angefangen hatten, und sprachen über ihre Mutter.
    Pater

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