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McJesus

McJesus

Titel: McJesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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Michael setzte sich auf dem Sofa gerade hin. »Sie ist der andere Grund, warum ich zurückgekommen bin.«
    Dan stand auf und schenkte eine weitere Runde ein. »Oh?«
    »Du hast deinen Teil getan«, sagte Michael. »Jetzt bin ich hier, um den meinen zu übernehmen.«
    Dan lächelte. »Also, nichts für ungut, Bruder. Es wurde allmählich auch Zeit. Aber wo willst du das Geld hernehmen?«
    »Ein Monsignore Matthews von der Diözese Los Angeles hat mir in einer Sozialstation, die sich Sylmar Care Center nennt, eine Stelle verschafft. Ich werde dort arbeiten und Mom mitnehmen.«
    Dan sah seinen Bruder misstrauisch an. »Du meinst, ich bin aus dem Schneider?«
    »Du bist frei wie ein Vogel«, sagte Pater Michael.
    Dan konnte es kaum glauben. Das war wie eine dreißigprozentige Gehaltserhöhung. Wenn dann noch die Prämie für die Fujioka-Kampagne dazukäme, wäre Dan ein gemachter Mann.
    »Und wie sieht dieses Care Center aus?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Michael. »Ich weiß nur, dass es von einer Nonne namens Schwester Peg geleitet wird und dass sie wie alle karitativen Einrichtungen, die sich um Arme kümmern, zu wenig Geld haben.«
    Dan wollte weder über Sozialarbeit noch über die Armen sprechen, deshalb brachte er das Gespräch auf sich. Zwanzig Minuten lang erzählte er stolz von seinem Job bei COD und prahlte mit den Vorzügen eines doppelten Einkommens. Pater Michael sah sich in der gut eingerichteten Wohnung um.
    »Ich vermute, das erklärt deinen Vergnügungspalast hier in diesem Haus von Sodom und Gomorrha.«
    »Lass dich nicht von Äußerlichkeiten täuschen.« Dan schnaubte verächtlich. »Ich stecke bis zum Hals in Schulden.«
    »Herzlichen Glückwunsch. Und was ist mit den zarten Banden?«
    »O verdammt!« Dan schoss aus seinem Sessel und stürzte zum Telefon. »Nein, nein und noch mal nein«, rief er, während er wie wild auf die Tasten drückte. Er hatte Beverly völlig vergessen. »Komm schon, komm schon«, flehte er das Telefon an. »Biiitte!« Vor eineinhalb Stunden hätte er sich mit Beverly treffen sollen. Trotzdem. Vielleicht konnte er noch ein bisschen Telefonsex bekommen. »Nimm ab, nimm schon ab.« Ihm wurde ganz schlecht, als die Bilder von den kleinen Perversitäten, die er sich von Beverly erwartet hatte, nur noch flimmerten wie eine Mattscheibe ohne Bild. »Ja, Zimmer 703! Schnell!«
    Pater Michael sah sich diese Verzweiflung ein Weilchen an, dann schloss er die Augen, atmete tief ein und versuchte, sich zu entspannen. Er genoss die angenehme Wirkung des Whiskys. Die Spannung in seinem Kiefer löste sich etwas.
    An Stelle von Telefonsex bekam Dan den Anrufbeantworter. Er stammelte eine Nachricht, erkannte aber bald, dass er nur Zeit verschwendete. Er knallte den Hörer auf das Telefon und blickte zu Michael. »Hoffentlich bist du ordentlich stolz auf dich«, sagte er. »Du wirst nie erfahren, wie viele Sünden du heute verhindert hast. Und ich werde es auch nie wissen.« Dan kippte seinen Drink und schenkte sich einen Doppelten nach.
    »Verdammt! Wegen diesem Mädchen wurde Sünde überhaupt erfunden!« Dan wusste sich nicht anders zu helfen. Wenn er schon nicht an lasterhaften sexuellen Aktivitäten teilnehmen konnte, musste er wenigstens die Befriedigung haben, einem anderen Mann zu sagen, wie nah er einem solchen Erlebnis gekommen war.
    Michael hörte sich geduldig und nicht ohne Interesse an, was Dan mit Beverly geplant hatte. Als Dan geendet hatte, sah ihn Michael nachdenklich an. »Du denkst also nicht daran, dich in nächster Zeit häuslich niederzulassen und eine Familie zu gründen?«
    »Mann, das ist echt stark«, schnaubte Dan, während er zu einem Schrank im Flur ging. »Ich hatte bis heute Abend eine verrückte Mutter, die mich vierzigtausend im Jahr kostete, und einen Bruder, der ein Armutsgelübde abgelegt hat.« Er nahm ein Kissen und ein paar Decken aus dem Schrank. »Ich brauche mehr Familie so dringend wie Prostatakrebs.«
    »Du brauchst eine Familie«, entgegnete Michael. »Jemand, für den du sorgen musst, für den du jeden Tag aufstehst und da hinausgehst.« Er zeigte mit dem Finger auf seinen Bruder. »Du wirst sehen, eines Tages …«
    Dan dachte an seine Fujioka-Präsentation. Dann warf er Michael das Bettzeug zu. »Bei allem Respekt, Pater. Ich habe tausend andere Gründe, um morgens aufzustehen. Und deshalb gehe ich jetzt ins Bett.«
     
    Um sechs Uhr am nächsten Morgen trank Dan seinen Kaffee auf dem Balkon, der auf die Santa Monica Bay hinausging. Er

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