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McJesus

McJesus

Titel: McJesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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Auftrag, den Wagen abzuschleppen«, sagte der Mann. »Der Kerl hat seit ewig seine Leasingraten nicht bezahlt. Außerdem ist er tot. Kennen Sie ihn?«
    »Ja. Ich bin sein Bruder. Der Wagen ist … in meiner Obhut.«
    »Mein Beileid, Padre.« Der Fahrer blickte auf sein Klippboard.
    »Haben Sie zweitausendzweihundert Dollar?«
    »Eh … nein.«
    »Tut mir Leid, Padre. Dann kann ich nichts machen. Gott ist vielleicht gnädig, aber die Bank nicht.« Der Fahrer gab Gas, und Dan stand da und sah, wie die Schrift auf seinem Stoßstangensticker immer kleiner wurde: Wer mit dem meisten Spielzeug stirbt, gewinnt. Als der Abschleppwagen nach Süden abbog, konnte ihn Dan noch eine Weile sehen, bis sein Blick auf ein Reklameschild prallte, das ihm entgegenschrie: More is more!
    »Mistkerl!« Dan stand mitten auf der Straße und fühlte sich von Gott und der Welt verlassen. Er ging zurück in die Garage, um seinen Koffer zu holen. Er begab sich zu dem Park auf dem Felsen oberhalb der Santa Monica Bay. Begreiflicherweise war dieser Park sehr beliebt bei den Obdachlosen – ein herrlicher Ausblick, frische Meeresluft und gute Möglichkeiten zum Betteln. Dan setzte sich auf eine Bank und machte Bestandsaufnahme. Er hatte alles verloren – seine Arbeit, sein Auto, seine Wohnung, seine Identität, seinen Bruder. Dann aber wurde ihm klar, dass ihm Michael etwas hinterlassen hatte. Er öffnete den Koffer und wühlte darin herum, bis er gefunden hatte, was er suchte. Es waren Schlüssel – einer davon würde ihm die Türzu einer Wohnung in Sylmar öffnen, und mit dem anderen konnte er Michaels alten VW-Bus starten, vorausgesetzt, er fand ihn.
    Dan marschierte durch die Straßen von Santa Monica und musterte jeden VW-Bus, der mehr als zehn Jahre auf dem Buckel zu haben schien. Zwanzig Minuten später hatte er ihn gefunden. Er war über und über mit Stickern der Sorte »Tut Gutes, egal was« beklebt. Unter den gebrochenen Scheibenwischern steckten zwei Strafzettel für falsches Parken. Der alte Kleinbus entsprach nicht Dans Vorstellung vom ultimativen Fahrkomfort, aber besser, als zu Fuß zu gehen, war er allemal. Er fuhr zum Ocean Boulevard, um einen letzten Blick auf die Bucht zu werfen. Dann bog er auf den Santa Monica Freeway ein, um auf die 405 zu kommen, die ihn in nördlicher Richtung ins Tal des Schattens von Universal City führen würde.
    Pater Michael hustet und hält sich die Hand vor die Augen. Der Lastwagen, der ihn an diesen unangenehmen Ort gebracht hat, rumpelt in einer Wolke aus Staub und Dieselqualm davon, weil der Fahrer noch vor Einbruch der Dunkelheit die Didinga Hills erreichen will. Der Mann, der mit einem Gewehr hinten auf der Ladefläche steht, ist ein Toposa, der angeheuert wurde, um Räuber vor einem Überfall auf den Laster abzuhalten. Er kennt ein Dutzend der vierhundert Dialekte in diesem Teil von Afrika. Pater Michael spricht nur Englisch; folglich haben die beiden während der siebenstündigen Fahrt nur ein paar Blicke gewechselt. Doch nach so langer Zeit in allernächster Nähe empfindet Pater Michael so etwas wie Kameradschaft und winkt freundlich zum Abschied. Der Toposa starrt den schwarz gekleideten weißen Mann, der gekommen ist, um mit seinem Gott hausieren zu gehen, verständnislos an.
    Pater Michael stellt seinen kleinen Koffer auf den Boden und versucht, sich zu orientieren. Er wendet sich in die Richtung, wo die Sonne aufgeht. Bevor er nach Afrika reiste, hatte er die neuesten Karten studiert, aber jetzt ist er unsicher, ob er sich noch an alles erinnert. Äthiopien liegt im Osten, das weiß er genau, denn er hatte sich das » o « als Eselsbrücke gemerkt.
    Zaire, Uganda und Kenia liegen, soviel er weiß, im Süden. Der Tschad, Libyen und Ägypten sind nördlich und/oder westlich von ihm. Das Rote Meer und die Nubische Wüste sind weit im Nordosten.
    Pater Michael kommt das Wort » desolat « in den Sinn – verlassen, einsam und trostlos. Der Lastwagen ist schon weit. Michael sieht sich um und sieht die unermessliche Weite. Das ist Afrika. Es ist exotisch. Aber exotisch ist nicht gleichbedeutend mit romantisch. Doch das wusste Pater Michael.
    Er wusste, dass er in ein raues, erbarmungsloses Land kommen würde. Jemand hatte sogar gesagt, dieses Land könnte eine Glaubensprüfung sein. Michael musste darüber lachen. Er hatte noch nie an seinem Glauben gezweifelt. Er glaubte an Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. Er glaubte an die Kirche und vor allem, dass Gott ihn an diesen Ort

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