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McJesus

McJesus

Titel: McJesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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geschickt hatte, um den Armen zu helfen und das Evangelium zu verkünden.
    In der ungeheuren Weite, die ihn umgibt, sieht er etwas, das er für Giraffen hält. Seltsamerweise bewegen sie sich nicht. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Vielleicht schlafen sie im Stehen? Die einheimische Fauna hat Michael nicht studiert. Er geht ein Stück auf die Giraffen zu und entdeckt, dass es Ameisenhaufen sind – riesige, rote, wimmelnde Ameisenhaufen.
    Pater Michael weiß nicht recht, was er erwarten soll. Man hat ihm nur gesagt, wenn er an dem Ort in der Nähe von Babanusa angekommen sei, solle er dort warten, jemand werde ihn abholen und ins Flüchtlingslager bringen, sobald die Straße sicher sei. Wie lange er warten müsse, konnte ihm niemand sagen. In Afrika gingen die Uhren anders. Zeitangaben und Fahrpläne fanden hier keine Anwendung.
    Wenige Stunden nach Sonnenaufgang ist die Hitze mörderisch. Pater Michael setzt sich in den mageren Schatten eines toten Baumes und denkt an all das Gute, das er tun will. Hin und wieder geht er zu der unebenen Fahrspur, die als Straße gilt. Er schaut nach rechts und links, aber er sieht kaum ein Lebenszeichen. Pater Michael denkt an die vielen Menschen in Afrika und hofft schon deshalb, jetzt bald jemanden zu sehen. Allein im Sudan gibt es sechshundert verschiedene ethnische Gruppen. Wo sind sie? Wo sind die Dinka, die Turkana, die Nuer? Die einzige Bewegung, die er sieht, ist eine kleine Gruppe Paviane, die nach Norden zieht.
    Pater Michael trinkt den letzten Schluck Wasser aus der einen seiner zwei Feldflaschen. Sein Hemd ist schweißnass. Er hatte nicht damit gerechnet, so lange warten zu müssen. Die Hitze zwingt ihn, ruhig sitzen zu bleiben. Drei weitere Stunden vergehen. Er wollte doch so bald wie möglich im Flüchtlingslager sein, um seine Arbeit aufzunehmen. Er zieht sein Hemd aus und hängt es zum Trocknen an einen Ast. Er zieht sein Unterhemd aus und wringt es aus. Dann faltet er es zu einem ordentlichen Rechteck, legt es vor sich auf den Boden und kniet darauf nieder, um zu beten. Er dankt Gott, dass er ihn an diesen Ort geschickt hat, wo man ihn so dringend benötigt.
     
    Als Scott seinen Fernseher erschoss, durchschlug die Kugel den Fernseher und die Wand dahinter und traf in der Wohnung auf der anderen Seite des Hofs eine Hängelampe, bevor sie auf Seite 310 der Gelben Seiten des San Fernando Valley Teil Ost zur Ruhe kam. Als der Wohnungsinhaber nach Hause kam und den Schaden vorfand, rief er die Polizei. Eine Stunde später kamen die Beamten und rapportierten eine verirrte Kugel aus einem vorüberfahrenden Auto.
    Scott stand am Fenster hinter der Gardine und beobachtete nervös die Polizei, als sein Telefon klingelte. Es war Mr. Tibblett, der Leiter von Transistor Town Electronics, wo sich Scott am Vormittag um Arbeit beworben hatte. Scott bekam den Job.
    Drei Tage später legte Mr. Tibblett die Hände auf Scotts Schultern und sah ihm tief in die Augen. »Sind Sie bereit?«, fragte er, als müsste Scott über dem kambodschanischen Dschungel abspringen.
    »Ja«, antwortete Scott ausdruckslos. »Egal, wofür.« Er trug einen schlecht sitzenden, grellbunten Polyesteranzug mit einer komplett idiotisch aussehenden Weste.
    Mr. Tibblett rückte Scotts knallblaue Fliege zurecht. »Sehr schön!« Er gab ihm einen Klaps auf den Rücken und schob ihn durch die Schwingtür hinaus in den Ausstellungsraum, wo Scott beinahe ein großes Reklameschild umgeworfen hätte, auf dem stand: More is more!
     
    Das Radio meldete, dass auf dem Golden State Freeway ein Laster mit Tofu umgekippt war; es sei mit »einigen Verzögerungen« zu rechnen. So hieß es in der Verkehrssprache, wenn nichts mehr ging. Drüben auf dem Hollywood Freeway drohte jemand von der Barham-Überführung zu springen, wodurch sich in beiden Richtungen ein Stau von sechs Meilen gebildet hatte. Und die Four-level in der Innenstadt war »weit offen« mit zäh fließendem Verkehr.
    Unbehindert fuhr Dan auf der 405 nach Norden, wo man vom Sepulveda-Pass aus – ohne Smog – einen weiten Ausblick auf das San Fernando Valley hatte, 650 Quadratkilometer ehemaliges Acker- und Weideland. Das Tal war schon seit langem mit Vorstädten, Einkaufscentern, Multiplex-Kinos und Mac-Restaurants zugebaut. Die Santa Monica Mountains (die weiter östlich Hollywood Hills hießen) standen zwischen dem Tal und dem Los-Angeles-Becken wie eine Produktionsassistentin, die den Zugang zu ihrem Boss blockiert. Die Berge verhinderten die

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