McJesus
Schranktür. Aber alles, was er mit Sicherheit feststellen konnte, war, dass Mr. Moore seine Wohnung einer Frau mit beigefarbenen Pumps zeigte. »Ist die Wohnung möbliert?«, fragten die Pumps.
Darüber hatte Mr. Moore noch nicht nachgedacht. »Mh, ja«, sagte er, »es bleibt alles drin bis auf die Geräte – Fernseher, Stereo, diese Sachen.«
»Ich nehme die Wohnung.« Die Frau reichte ihm einen Scheck. »Morgen ziehe ich ein«, sagte sie.
Dan erwartete, dass Mr. Moore mit der Frau die Wohnung verlassen würde, aber sie ging und er blieb. Dan drückte die Latten der Jalousientür etwas auseinander und sah, dass Mr. Moore den Stecker seines 100-Scheiben-CD-Players aus der Wand zog. Dan traute seinen Augen nicht. Der Bastard plünderte seine Wohnung, und – was noch schlimmer war – Dan konnte nur zusehen.
»Klopf, klopf«, sagte eine männliche Stimme in Nachahmung eines Anklopfgeräuschs.
Dan sah, dass Mr. Moore einen Moment erstarrte. Aber er entspannte sich ebenso rasch, weil ihm anscheinend eingefallen war, dass niemand wissen konnte, ob er die Stereoanlage abholen durfte oder nicht. Er plünderte ganz gelassen weiter.
»Ich sagte: ›Klopf, klopf‹«, monierte die Stimme.
»Tut mir Leid«, sagte Mr. Moore über die Schulter hinweg. »Die Wohnung ist schon vermietet.«
Ein Paar billige, aber blitzblank geputzte Wingtips kamen in Dans Blickfeld. »Ich bin nicht wegen der Wohnung hier«, sagte die Stimme. »Ich heiße Butch Harnett und bin Versicherungsdetektiv der Mutual of California. Ich möchte mit Ihnen über Dan Steele sprechen.«
Dan ließ keine der herkömmlichen physiologischen Reaktionen auf extreme Angst aus. Seine Amygdalinsäure randalierte. Puls und Blutdruck schossen in die Höhe. Seine Nebennieren überschwemmten seinen Blutkreislauf mit Adrenalin, und sein Hypothalamus produzierte genug Endorphine, um einen Elch ohnmächtig umfallen zu lassen. Als Dans Verstand mit seinen Körperreaktionen gleichgezogen hatte, breitete sich Panik auf seinem Gesicht aus. »Dan Steele ist tot«, sagte Mr. Moore.
»Das zu beurteilen, überlassen Sie mal mir.« Harnett legte den Kopf zur Seite und schnupperte. Dan dachte, Harnett würde sich gleich zum Dielenschrank drehen, als hätte er ihn gerochen. Rasch zog er seine dicken rosa Finger aus den Jalousienschlitzen. Er hielt den Atem an. Harnett schnupperte noch einmal. Dann wandte er sich wieder Mr. Moore zu. »Soviel ich weiß, hatte er einen Zwillingsbruder.«
Mr. Moore nahm Mr. Harnett in sein Büro mit und ließ ihn die Unterlagen der Hausverwaltung einsehen. Dan blieb noch zehn Minuten im Dielenschrank. Dann packte er einen Koffer und ging noch einmal auf den Balkon, um ein letztes Mal die schöne Aussicht zu genießen. Der Blick auf den Ozean würde ihm fehlen.
Dan hatte allen Grund, deprimiert zu sein, und nicht weniger Gründe für eine Riesenwut. Er beschloss, lieber wütend zu sein. Verdammt! Das habe ich nicht verdient. Das verdiene ich nicht. Nicht so etwas. Noch vor zehn Tagen stand er kurz davor, sich in L.A. einen Namen zu machen als der More is more-Comedy on Demand-Mann – ein Genie, ein Halbgott wäre er gewesen im Celebrity-Kult. Stattdessen war er ein schwer versündigter Katholik, der Priesterkleidung trug und in der Wohnung einer Fremden herumstand. Das Einzige, womit sich Dan trösten konnte, war die Tatsache, dass man ihn für tot erklärt hatte.
Er wäre gern länger geblieben und hätte vielleicht die Reste in seinem Barschrank konsumiert, aber wahrscheinlich war Mr. Moore schon auf dem Rückweg, um die übrigen Teile der Stereoanlage und seinen Fernseher abzuholen.
Bevor Dan ging, warf er noch einen Blick nach unten und sah, wie Mr. Moore Mr. Harnett zu seinem Wagen begleitete.
Sobald der Versicherungsdetektiv weggefahren war, schlich Dan mit seinem Koffer hinunter zur Tiefgarage. Als er in den Gang zu seinem Stellplatz einbog, sah er seinen geliebten Mercedes am Haken eines Abschleppwagens davonrollen.
Dan ließ seinen Koffer fallen und rannte los. »He! Anhalten!«, schrie er, während er dem Wagen auf den Colorado Boulevard hinaus nachlief. »He, Sie!« Er schlug gegen das Fahrerfenster.
Normalerweise hätte der Fahrer kurz gebremst und die Tür geöffnet, um den Kerl zu bedienen. Aber in diesem Fall hielt er an, kurbelte das Fenster herunter und lächelte. »Was ist los, Padre?« Es war ein katholischer Abschleppwagenfahrer.
»Was zum Teufel tun Sie da?«, fragte Dan.
»Padre, ich hab den
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