Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
McJesus

McJesus

Titel: McJesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
Vom Netzwerk:
trug eine ausgeleierte graue Trainingshose, ein langärmliges schwarzes Sweatshirt und eine Baseballmütze mit dem Emblem der Dodgers. Dan trug seinen Priesteranzug. Sie setzten sich an den langen Küchentisch, stützten die Ellbogen auf und vereinbarten, nicht über das Care Center zu sprechen. Schwester Peg zog die Schuhe aus und machte mit den Füßen kreisende Bewegungen, mal nach innen, mal nach außen.
    Dan sah sie einen Augenblick prüfend an und fragte sich, was passieren würde, wenn er sich über den Tisch beugte und sie küsste. Wahrscheinlich würde ich mir ein paar Ohrfeigen einfangen und hochkantig rausfliegen, dachte er, und Recht hätte sie. Trotzdem fragte er sich, ob die Zölibatsvorschrift Küssen ein- oder ausschloss. Doch wie auch immer … Dan hatte nicht die Absicht, die Probe aufs Exempel zu machen. »Zum Wohl.« Er hob seine Tasse. Schwester Peg stieß mit ihm an und erwiderte für einen Moment seinen Blick. Dann lächelten sie und tranken. Es war schon einige Zeit her, dass Dan mit jemandem, geschweige denn mit einer Nonne, Konversation gemacht hatte. Er wusste nicht recht, wo er anfangen sollte. »Also. Wo haben Sie Zeichensprache gelernt?«
    Schwester Peg stellte ihre Tasse ab und machte Zeichen, während sie antwortete. »Ich habe sie von Ruben gelernt. Er hat mir ein Buch gegeben für die Grundregeln, und den Rest hat er mir dann beigebracht. Angefangen habe ich vor ungefähr einem Jahr.«
    Dan ahmte ihre Bewegungen nach, während er sprach. »Was ist Ihr Lieblingsfilm? ›Citizen Kane‹ oder ›Sister Act‹ gilt nicht.«
    Schwester Peg legte ihr Gesicht in nachdenkliche Falten. »Lassen Sie mich überlegen.« Sie zog die Unterlippe lang, zog diverse andere Datenspeicher durchforstende Grimassen, nippte an ihrem Whiskey und sah plötzlich sehr zufrieden mit sich aus. »›Pretty Woman‹«, sagte sie. »Das Beste, was Julia Roberts je gemacht hat.«
    Dan nickte. »Ja, schon. Nur in der wirklichen Welt sehen Nutten nicht ganz so gut aus, oder?« Er schwenkte den Whiskey in seiner Tasse. »Für eine Nutte war sie mir einfach zu – wie soll ich sagen – zu sauber und zu temperamentvoll.«
    Schwester Peg saß plötzlich sehr aufrecht und sah ihn beinahe drohend an. »Wie bitte? Glauben Sie vielleicht, das sind alles abgefuckte Junkies?«
    Dan war verblüfft, sowohl über ihre Heftigkeit als auch über ihr Vokabular. »Abgefuckt?«
    »Ich habe mit einigen dieser Mädchen gearbeitet«, sagte Schwester Peg. »Viele sind attraktiv und intelligent und …« Sie verkniff sich, was sie noch sagen wollte. »Ich finde einfach, dass Julia Roberts fantastisch war. Das ist alles.«
    Sie trank ihren Bourbon aus und schenkte sich noch einmal ein.
    Dan fragte sich, warum sie sich so aufregte. Er hatte sie noch nie so erlebt, nicht einmal, wenn es um das Care Center ging – und ausgerechnet bei einem Film mit Richard Gere? Schwester Peg legte die Hände um ihre Tasse, so dass der verdampfende Alkohol wie durch einen Trichter in ihre Nase stieg. Sie wusste, dass sie überreagiert hatte, und beschloss, das Thema zu wechseln. Sie sah Dan an. Er strich sich mit beiden Händen über das Gesicht. »Warum sind Sie Priester geworden?«
    Dan spähte zwischen seinen Fingern hervor. »Ja nun, damals schien es keine andere Wahl für mich zu geben«, sagte er, während er nach der Whiskeyflasche griff. »Ich glaubte, dass es das war, was ich tun musste.« Dan frischte seinen Drink auf.
    Schwester Peg nickte, als wäre damit auch ihre Entscheidung, Nonne zu werden, beschrieben. »War es so was wie ein großer Moment?«
    »Das könnte man sagen.« Der Alkohol verleitete Dan, die Geschichte auszuschmücken. Er hielt sich zwar an die Fakten, nur den Ablauf der Ereignisse stellte er etwas um. »Ich wurde katholisch erzogen, habe an der Uni einen B.A. gemacht, jede Menge alte Sprachen gelernt und ein paar Marketing-Kurse nachgeschoben. Einmal habe ich tatsächlich daran gedacht, in einer Werbeagentur zu arbeiten.«
    »Und das hat Sie dazu bewogen, Priester zu werden?«
    »Ich schrieb eine Arbeit für das Fach Werbung. Es war eine kritische Untersuchung zu Neil Postmans Behauptung, die besten Fernsehcommercials seien im Kern so etwas wie biblische Gleichnisse.« Schwester Pegs amüsierter Blick ermutigte ihn, fortzufahren. »Die Machart ist ein bisschen überholt«, sagte Dan. »Sie wurde damals hauptsächlich bei Körperpflegemitteln und Haushaltsreinigern angewendet.« Aber er erinnerte sich noch an die interessanteren

Weitere Kostenlose Bücher