McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
gemeißelt.
Der Sheriff verzog den Mund. »Sie sehen nicht aus wie ein Mann, der Bäume ausreißen könnte, McQuade. Sie sehen vielmehr ausgemergelt und krank aus. Außerdem tragen Sie keine Waffe. Schätzungsweise verfügen Sie auch über kein Geld. Der Weg nach Arizona ist weit. Falls es Ihnen gelingt, die Mörder Ihrer Angehörigen zu stellen – was dann? Wollen Sie auf die Schufte mit einem Knüppel losgehen?«
»Ich verkaufe die Ranch«, murmelte McQuade. »Sicher bekomme ich genug Geld dafür, um mich auszurüsten.«
»Kein Mensch kauft ihnen die Ranch ab«, versetzte der Gesetzeshüter mit geschürzten Lippen. »Weder Grund und Boden noch die Rinder, die zu hunderttausenden auf den Weidegründen stehen, sind in Texas etwas wert.«
»Ich werde es versuchen«, knurrte McQuade. »Wenn ich nur so viel bekomme, dass ich mir einen Revolver, ein Gewehr und ein gutes Pferd kaufen kann. Kann ich jetzt mit Sheridan sprechen?«
Der Sheriff nickte und erhob sich. Ehe er aber Anstalten machte, sich zur Tür zum Zellentrakt zu bewegen, sagte er: »Ich glaube, ich kann Ihnen helfen, McQuade. Sie bekommen von mir die Waffen und das Pferd Sheridans. Nach allem, was Ihnen dieser Schuft zusammen mit seinen Kumpanen angetan hat, denke ich, dass Sie einen Anspruch darauf haben.«
Nach dem letzten Wort wandte sich der Sheriff ab und setzte sich in Bewegung. McQuade folgte ihm.
*
Es war später Nachmittag, als McQuade am Stadtrand von Willcox sein Pferd parierte. Der kleine Ort war von Bergen eingerahmt. Auf ein Holzschild, das an einen Pfahl genagelt war, war der Name der Ortschaft gepinselt. Die Farbe blätterte schon ab. Von den Pferchen und Corrals, die die Bewohner außerhalb der Stadt errichtet hatten, wehte beißender Uringeruch heran.
Die Sonne stand über den Dragon Mountains im Südwesten. Soweit das Auge reichte, erstreckte sich unfruchtbares Land. Kreosot und dornige Comas wucherten in den Ebenen und auf den Abhängen.
McQuade ließ die Eindrücke, die sich ihm boten, auf sich wirken. Willcox war eine Ansammlung von Häusern und Hütten, die zu beiden Seiten der Überlandstraße errichtet worden waren, die innerhalb des Ortes als Main Street diente. Hier und dort waren auf den Fensterbänken Blumenkästen mit verstaubten Geranien zu sehen. Im Straßenstaub glitzerten winzige Kristalle. Klirrende Hammerschläge waren zu hören. Auf den Gehsteigen waren nur wenige Menschen zu sehen.
McQuade trieb sein Pferd an. Die Gebisskette klirrte, das Sattelleder knarrte, dumpf pochten die Hufe. Einige Passanten blieben stehen und beobachteten den Mann, der mitten auf der Hauptstraße ritt. In McQuades Gesicht wucherte ein tagealter Bart. Auf seinem Kopf saß ein flachkroniger, schwarzer Hut. Er war mit einem langen, braunen Staubmantel bekleidet. Die tiefen Linien in seinem Gesicht ließen ihn älter wirken als er tatsächlich war. Seine Augen waren in ständiger Bewegung. Er machte sich mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut.
McQuade fand den Mietstall und lenkte sein Pferd in den Wagen- und Abstellhof. Sattelsteif saß er ab, nahm seinen Vierbeiner am Kopfgeschirr und führte ihn in den Stall. Bei jedem Schritt, den er machte, rieselte feiner Staub von seinen Schultern und der Krempe seines Stetsons. Er überschritt die Schattengrenze unter dem hohen Tor und der Geruch von Heu, Leder und Pferdeausdünstung empfing ihn.
Der Stallmann, der dabei war, mit einer Forke eine Box zu reinigen, richtete sich auf, lehnte das Werkzeug weg und wischte sich die Hände an der Hose ab, dann setzte er sich in Bewegung und ging McQuade entgegen. Es war ein grauhaariger Bursche mit faltigem, verkniffenem Gesicht und dem scharfen Blick eines Raubvogels. »Hallo, Fremder, an Ihnen haftet der rote Staub der Peloncillo Berge. Das sagt mir, dass Sie von Osten kommen. Ihr Pferd sieht ziemlich abgetrieben aus. Sie hatten es wohl sehr eilig."
Er musterte, während er sprach, McQuade eindringlich, als versuchte er, in dessen Zügen zu lesen.
McQuade wischte sich mit dem Halstuch den Schweiß aus den Augenhöhlen, räusperte sich und antwortete: »Falls Sie erfahren möchten, ob ich vom Gesetz verfolgt werde, dann sollen Sie wissen, dass es dem nicht so ist. Aber Sie haben Recht: Ich hatte es eilig, nach Willcox zu kommen. Denn ich vermute, dass sich hier die Männer aufhalten, die vor etwa drei Monaten in Texas meine Familie brutal ermordet haben. Ihre Namen sind Cole Weston, Bud Logan und Hal Carter.«
Jeder Zug im Gesicht des
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