McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
er eines Tages wieder nach Hause zurückkehrt. Und vor etwa anderthalb Monaten erfüllte sich unsere Hoffnung.«
McQuade richtete seinen Blick auf den Burschen, der einer der Mörder seiner Angehörigen war. Und der Hass kam bei ihm kalt und stürmisch wie ein Blizzard …
*
McQuade hatte die Nacht im Heuschober verbracht. Als der Morgen graute, saß er im Sattel. In dem Moment, als er sein Pferd antrieb, verließ Cole Weston das Farmhaus. Der Bursche war siebenundzwanzig Jahre alt, hatte dunkle Haare, maß etwas über sechs Fuß und war ziemlich hager. Sein Gesicht wies die Spuren eines lasterhaften Lebens auf. Der brutale Zug, der um seinen Mund lag, war nicht zu übersehen. Er gehörte zu der Sorte, die aus Niedertracht, Skrupellosigkeit und brutaler Härte zusammengesetzt war, aus allem, was unmenschlich und grausam macht.
»Willst du dich nicht verabschieden, O'Connor?« Cole Weston hatte angehalten und die Daumen hinter den Revolvergürtel gehakt, der um seine Hüften lag. Im Holster steckte ein langläufiger Sechsschüsser. Sein kühler Blick hing an McQuades Gesicht.
»Ich wollte euch nicht wecken«, antwortete der Texaner und spürte, wie sich der Hass auf den Anderen in ihm staute. Es kostete ihn Anstrengung und erforderte all seinen Willen, ruhig zu bleiben und seinen Gefühlen nicht freien Lauf zu lassen. »Bei deinen Eltern habe ich mich noch am Abend für ihre Gastfreundschaft bedankt.«
»Was hat dich eigentlich bewogen, Texas zu verlassen, O'Connor?«
»Es geht dort drunter und drüber, nachdem der Süden den Krieg verloren hat«, erklärte McQuade und legte beide Hände übereinander auf den Sattelknauf. »Die Yanks haben das Sagen. Außerdem gab es in Texas nichts, was mich hielt.«
»Na denn – so long, O'Connor.«
McQuade hob die linke Hand zum Gruß, dann zerrte er das Pferd herum und trieb es an. Im Trab verließ er die Farm. Bald markierte nur noch der aufgewirbelte Staub seinen Weg. Nach etwa anderthalb Meilen lenkte McQuade das Tier zwischen hohe Büsche, stieg ab und band das Pferd an einen armdicken Ast. Bienen summten, Vögel zwitscherten. McQuade angelte sich die Henrygun aus dem Scabbard, repetierte und postierte sich so, dass er den Weg zur Farm im Auge hatte.
Brad Weston hatte am Abend zuvor seinem Sohn Cole aufgetragen, am Morgen nach Willcox zu fahren, um Vorräte einzukaufen.
Die Würfel des Schicksals rollten…
Nach einer Stunde etwa – die Sonne war längst aufgegangen und begann, das Land in eine Gluthölle zu verwandeln -, vernahm McQuade fernes Rumoren. Langsam wurden die Geräusche deutlicher, und dann kam das Gespann über die Bodenwelle, an deren Fuß McQuade wartete. Es war ein leichter Schlutterwagen, vor den ein schwerer Kaltblüter gespannt war. Auf dem Wagenbock saß Cole Weston. Das Fuhrwerk polterte und rumpelte, das Pferd ging mit hängendem Kopf, manchmal klirrte es, wenn ein Huf gegen einen Stein stieß.
Als das Fuhrwerk auf zehn Yard heran war, verließ McQuade den Schutz der Büsche. Das Gewehr hielt er auf Cole Weston gerichtet, den Kolben hatte er sich unter die Achsel geklemmt, sein Zeigefinger lag um den Abzug.
Weston stemmte sich gegen die Zügel, das Gespann kam zum Stehen. Der Mörder schluckte würgend, dann blaffte er: »Bist du unter die Wegelagerer gegangen, O'Connor?«
»Mein Name ist McQuade«, erklärte der Texaner grollend. »Als ich vor einigen Wochen nach Southton in der Nähe von San Antonio heimkehrte, fand ich dort nur noch drei Gräber vor – Gräber, in denen meine Eltern und meine Schwester ihre letzte Ruhe gefunden haben, nachdem sie von einer Bande skrupelloser Banditen ermordet worden waren.«
McQuades Stimme klang brechend, sie erinnerte an zersplitternden Stahl. Seine Augen blickten hart wie Bachkiesel.
Cole Weston duckte sich. Unruhe prägte jeden Zug seines Gesichtes. Sein Blick war unstet geworden. Seine rechte Hand löste sich von den Zügeln, Weston legte sie auf seinen Oberschenkel und zog sie langsam zurück in Richtung des Holsters, aus dem der Griff des Revolvers ragte. »Warum erzählst du mir das?«, knirschte er.
»Halt die Hand ruhig, Weston!«, mahnte McQuade. »Ich werde dich jetzt für den Mord an meiner Familie zur Rechenschaft ziehen. Vorher aber habe ich noch eine Frage an dich.«
Cole Weston atmete schwer. Ein heimtückisches Glitzern war in seine Augen getreten. »Was für eine Frage?«
»Wo finde ich deine Kumpane Bud Logan und Hal Carter?«
»Such sie in der Hölle, McQuade!«,
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