McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
Wenn ich dich lebend über die Grenze bringe, dann nur, weil ich Leichengeruch nicht ausstehen kann.«
Blitzschnell schlug er zu. Strother Brady kippte auf die Seite. Die Benommenheit kam wie eine graue, alles verschlingende Flut. Jeglichen Gedankens, jeglichen Willens beraubt ließ er sich fesseln.
Zwei Minuten später ritten sie. Strother Brady saß nach vorne gekrümmt auf dem Pferd. In seinem Kopf hämmerte der Schmerz, in seinen Ohren rauschte das Blut. Eine Pferdelänge hinter ihm ritt der Kopfgeldjäger. Er hielt das Gewehr in der Hand, es lag quer über dem Mähnenkamm des Pferdes. McQuade war ein Bündel angespannter Aufmerksamkeit.
Die Nacht lichtete sich mehr und mehr. Die Sonne schob sich über den Horizont und vergoldete mit ihrem gleißenden Licht das Land. Vogelgezwitscher und das Rascheln des Windes in den trockenen Blättern der Sträucher umgab sie. Staubwirbel glitten über den Boden.
Es war ein schönes Land – es war aber auch ein hartes, grausames Land, das jeden vernichtete, der aus den Lektionen, den es ihm erteilte, nicht lernte.
Schließlich hatte der Tag die Nacht endgültig besiegt. Es wurde heiß. Sie befanden sich zwischen hohen Kakteen mitten in einer staubigen Senke. Nur ein paar Felsen gaben Deckung. Harte, dornige Comas hatten sich neben den Felsen eingenistet. Im Norden – etwa dreihundert Yard entfernt -, erhoben sich schroffe, zerklüftete Felsen. Enge Schluchten und Risse spalteten das Massiv.
Und aus einer dieser Schluchten quollen Reiter. Sie trugen dunkle Anzüge und Sombreros mit wagenradgroßen Krempen. Es waren über ein Dutzend.
Brady zügelte sein Pferd und schaute über die Schulter auf McQuade. Sein Gesichtsausdruck zeugte von dem Schrecken, der in ihm tobte. Mit gepresster Stimme rief er: »Rurales, Menschenjäger. Wenn wir ihnen in die Hände fallen, ist unser Leben keinen rostigen Cent mehr wert.«
Das Rudel zog eine brodelnde Staubwolke hinter sich her.
McQuade nagte an seiner Unterlippe. Schließlich stieß er hervor: »Wir biegen nach Osten ab. Vorwärts!«
»Zu spät«, knurrte Brady. »Sie haben uns gesehen.«
Der Kopfgeldjäger presste die Lippen zu einem dünnen, blutleeren Strich zusammen. Die Rurales hatten ihre Pferde angetrieben und galoppierten in ihre Richtung.
Das Rudel vermittelte einen erschreckenden Eindruck von Wucht und Stärke. Die beiden Amerikaner spürten den Pulsschlag der tödlichen Gefahr.
Strother Brady verlor die Beherrschung. »O verdammt!«, knirschte er. »In diesem verdammten Land will ich nicht vor die Hunde gehen. Wenn du hier krepieren willst, McQuade, bitte … Ich jedoch …«
Der Bandit drosch seinem Pferd unerbittlich die Sporen in die Seiten. Erschreckt vollführte das Tier einen Satz nach vorn, wieherte, ein harter Schenkeldruck des Banditen verhinderte, dass es auf der Hinterhand stieg, es streckte sich. Mit dem Zügelende und schrillem Geschrei peitschte es der Bandit vorwärts. Die Hufe wirbelten und schienen kaum noch den Boden zu berühren.
Bei den Rurales dröhnte ein Schuss. Der Knall trieb heran und verebbte. Damit forderten die Polizeireiter die beiden Amerikaner auf, anzuhalten und sich ihnen zu stellen.
McQuade entschied sich. Er riss an den Zügeln, die Nase des Pferdes wies nach Osten, der Kopfgeldjäger spornte das Tier an und gab ihm den Kopf frei. Muskeln und Sehnen des Pferdes begannen rhythmisch zu arbeiten …
*
Brandender Hufschlag erhob sich. Dem Fegefeuer seiner Gedanken ausgesetzt stob McQuade hinter dem Banditen her, der sein Pferd unbarmherzig mit den Sporen traktierte und spitze Schreie ausstieß. Die Gegend schien an ihm vorbeizufliegen.
Als McQuade einmal über die Schulter nach hinten schaute, sah er, dass die Rurales in wilder Karriere hinter ihnen hersprengten. Er konzentrierte seine Aufmerksamkeit wieder nach vorn. Bis zu den Felsen und Hügeln, die die Mulde auch im Osten begrenzten, waren es noch gut dreihundert Yard.
Vor den Nüstern der Pferde bildete sich weißer Schaum. Schaumflocken wurden vom Reitwind gegen die Beine der Reiter gewirbelt. Die Krempen der Sombreros, die die Rurales trugen, wurden vorne vom Reitwind senkrecht aufgestellt. Farbige Halstücher flatterten. Die Pferde wurden rücksichtslos getrieben, und schon bald begannen die Tiere zu röcheln und zu röhren.
Das Felsgewirr rückte näher. Strother Brady jagte dreißig Schritte vor McQuade dahin. Es ging um Kopf und Kragen. Wie am Tag zuvor schon griff der Tod mit knöcherner Klaue nach
Weitere Kostenlose Bücher