McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
dornigen Büschen saß er ab, band das Pferd an einen Ast und lief auf den Kamm. Das Feuer war jetzt direkt unter ihm. Es brannte am Rande einer Gruppe von Sträuchern. Die Flammen züngelten. Licht und Schatten wechselten auf dem Boden ringsum.
Den Schutz der Comas, Mesquitebäume und Ocotillos ausnutzend, die auf dem kargen, sandigen Boden wuchsen, pirschte sich der Kopfgeldjäger an das Feuer heran. Ein Mann saß am Boden und rauchte. Sein Pferd stand zwischen dem Gestrüpp und knabberte die Blätter von den Zweigen. Im Feuerschein konnte McQuade das Gesicht des Mannes sehen. Es war bärtig. Die Augen glitzerten wie Glas.
Der Kopfgeldjäger war wie elektrisiert. Seit fast vier Wochen ritt er auf der Spur des Sheriffmörders Strother Brady. Der Bandit war zuletzt in San Rafael, einem kleinen Dorf mitten in den Bergen, gesehen worden. Nahe daran, aufzugeben, hatte sich McQuade nach Norden gewandt, um in die Staaten zurückzukehren. Doch nun …
Es war wohl die Vorsehung, die ihn hierher geführt hatte. Die Überraschung wich, grimmige Genugtuung ergriff von dem Kopfgeldjäger Besitz. Er war wieder einmal am Ende einer Fährte angelangt.
McQuade nahm das Gewehr an die Hüfte, schritt um den Strauch herum, der ihn deckte, und rief mit staubheiserer, trockener Stimme: »Rühr dich nicht, Brady. Ich habe den Zeigefinger am Drücker und die Mündung zeigt genau auf dich.«
Der Kopf des Banditen zuckte herum. Er hielt die Luft an und schien den Worten hinterherzulauschen. Eine hohe Gestalt näherte sich ihm, ein Schemen, der nach und nach Form annahm. Matt glänzte der Lauf eines Gewehres im vagen Licht, wie Gold schimmerte der Verschlusskasten der Henrygun. Das Mahlen von Sand und das Knarren von Stiefelleder begleiteten jeden Schritt des Mannes. Am Rande des Feuerscheins hielt er an. Sein Gesicht lag im Schatten der Hutkrempe. Eine unheimliche Drohung ging von ihm aus, eine düstere Prophezeiung.
Strother Brady überwand seine Erstarrung, stieß die verbrauchte Luft aus und warf die Zigarette ins Feuer. Heißer Schreck pulsierte durch seine Blutbahnen. »Du kennst meinen Namen? Wer bist du?« Die zitternde Anspannung seiner Nerven ließ ihn hart und stoßweise atmen.
»Mein Name ist McQuade. Ich werde dich nach Arizona bringen, Brady. Dort wartet der Henker auf dich. Steh auf! Aber vorsichtig. Und dann dreh dich um.«
»Bist du ein Sheriff, oder etwa gar ein Staatenreiter?«
»Weder – noch.«
»Aaah, ich verstehe. Du möchtest dir die Prämie verdienen.« Die Stimme des Banditen sank herab. »Du bist ein verdammter Menschenjäger.«
»Ich diene dem Gesetz auf meine Weise«, versetzte McQuade eisig. »Aber das versteht einer wie du sicher nicht.« Sein Tonfall verriet Ungeduld, als er nach einer kurzen Pause gebot: »Hoch jetzt mit dir! Dreh dich um. Und keine verrückten Ideen. Der Platz hier ist nicht gut zum Sterben.«
Strother Brady zögerte noch einige Atemzüge lang, dann erhob er sich. Dabei ließ er McQuade nicht aus den Augen und belauerte ihn mit einem Ausdruck von Heimtücke und Verschlagenheit. Wie in Zeitlupe hob er die Hände in Schulterhöhe, fast gemächlich drehte er sich um und wandte McQuade schließlich den Rücken zu.
Der Kopfgeldjäger trat hinter den Banditen und schlug mit dem Gewehr zu. Er ging nicht das geringste Risiko ein. Kerle wie Strother Brady waren unberechenbar und gefährlich. Und sie waren absolut tödlich. Es waren zweibeinige Klapperschlangen.
Als hätte ihn die Faust des Satans getroffen brach Strother Brady zusammen. Hart schlug er am Boden auf.
*
Als Strother Brady zu sich kam, lag er am Boden. Seine Hände und Füße waren gefesselt. Der Schädel schmerzte ihm von dem Schlag mit dem Gewehrlauf. Er biss die Zähne zusammen, dass der Schmelz knirschte.
McQuade kauerte auf den Hacken am niedrig brennenden Feuer. In seinen Augen spiegelte sich das Licht. Dunkle Schatten legten sich in sein schmales Gesicht mit den tagealten Bartstoppeln, die von Staub und Schweiß verklebt waren. McQuade war sechsundzwanzig Jahre alt. Sein Gesicht war das eines Fünfunddreißigjährigen. Krieg, Gefangenschaft und der Mord an seiner Familie hatten es geprägt. Es war das Gesicht eines Mannes, der die Höhen und Tiefen des Lebens kennen gelernt hatte, den ein ungnädiges Schicksal nicht gebrochen hat sondern eisenhart und kompromisslos werden ließ.
»Du hast mir beinahe den Schädel eingeschlagen!«, keuchte der Bandit und drehte die Hände, um die Schnüre zu lockern, mit
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