Meade Glenn
Ermittlungen zu konzentrieren. Murphy hatte ihm und Kursk einen weiteren Special Agent zugeteilt.
Lou Morgan arbeitete in der Antiterrorbekämpfung und war darauf spezialisiert, islamistische Terrorgruppen zu beschatten.
Ein Agent namens Matt Flood, der fließend Russisch sprach, stand für eventuelle Sprachprobleme zur Verfügung. Sie alle hatten den Auftrag, Nikolai Gorev und Mohamed Rashid zu schnappen, falls diese sich auf amerikanischem Boden aufhielten. Collins konnte sich gut vorstellen, warum Murphy ihn für die Sondereinheit ausgewählt hatte. Er war hochgradig motiviert, denn dieser Terrorist war für Seans Tod verantwortlich. Falls er sich in Washington aufhielt, würde er ihn zur Strecke bringen. Als Collins Schritte hörte, steckte er das Foto zurück in den Umschlag.
Ein großer dunkelhäutiger Mann Anfang dreißig kam auf ihn zu. Er rieb sich die Hände. »Verdammt kalt heute Morgen.«
Collins kannte den Agenten, der sich zu ihm auf die Bank setzte. Sie hatten vor einigen Jahren in mehreren Fällen zusammen ermittelt. Lou Morgan war der Sohn eines Versicherungsvertreters aus Baltimore und sah überhaupt nicht wie ein FBI-Agent aus, was bei Undercover-Einsätzen von entscheidendem Vorteil war. Seine Fälle führten ihn in jeden Winkel der Vereinigten Staaten, obwohl er hauptsächlich in der Landeshauptstadt ermittelte. Er hatte langes, krauses schwarzes Haar und war unrasiert. In der Brusttasche seiner Lederjacke steckte eine dunkle Brille. Seine Turnschuhe waren ziemlich ramponiert. »Alles okay, Jack?«
»Klar. Wollte nur mal ein bisschen frische Luft schnappen.«
»Hab dich oben vom Fenster aus gesehen. Dachte, ich komm mal runter und leiste dir Gesellschaft. Die haben mich von einer Beschattung in New York abgezogen und sofort hierher geflogen. Ich fühle mich wie erschlagen.«
»Murphy hat dich eingeweiht?«
Morgan nickte, zog eine Packung Zigaretten aus der Tasche und zündete sich eine an. »Klar doch. Mein Gott, einfach unfassbar. Und es gibt kein Gegenmittel gegen das Gas, nicht wahr?«
»Wurde mir jedenfalls gesagt.«
»Ein Bruder von mir lebt mit seiner Frau und vier kleinen Kindern am Dupont Circle. Wer weiß, was passiert, wenn die Ernst machen. Und ich darf sie noch nicht mal warnen.«
»Wir sitzen alle im selben Boot, Lou.«
»Vielleicht ist es zynisch, aber ich wette, die Typen aus dem Weißen Haus fliehen zu ihren Verwandten nach Seattle, sobald sich die Lage zuspitzt.«
»Glaubst du?«
»Ich weiß es. Würdest du doch auch machen, oder?« Morgan zog grinsend an seiner Zigarette. Ein kalter Wind fegte über den Platz. Plötzlich verfinsterte sich Morgans Miene. Er räusperte sich, ehe er wieder das Wort ergriff. »Hm, tut mir Leid, das mit Sean und Annie. Muss schlimm für dich gewesen sein.«
»Ziemlich«, gab Collins zu. »Aber ich hab mich wieder aufgerappelt.«
»Vergiss nicht, dass du Freunde hast, die dir helfen können.«
Morgan legte eine Hand auf Collins’ Schulter.
»Danke«, murmelte Collins.
Morgan zog seine Hand zurück, trat die Kippe aus und stand auf. In seinem Gesicht spiegelte sich Entschlossenheit. »Wenn dieser Rashid sich irgendwo da draußen aufhält, werden wir den Scheißkerl finden, Jack. Rashid und seine Komplizen. Und wenn wir die ganze Stadt auseinander nehmen müssen. Für diese Scheißkerle wird es kein Versteck mehr in unserem Land geben.«
Chesapeake
12. November
Es war kurz vor halb neun, als Karla und Gorev das Versteck in Winston Bay erreichten. Im Sommer erfreute sich der Ort großer Beliebtheit, aber in dieser Jahreszeit war hier nicht viel los. Am Strand standen größtenteils Ferienhäuser, von denen einige über eigene Anlegestege verfügten. Das gemietete Cottage lag fern von den Nachbarn auf einem 10.000 Quadratmeter großen Grundstück. Dichte Kiefern schützten das Haus vor neugierigen Blicken und dem Lärm der Straße.
»Das ist es«, sagte Karla, als sie den gewundenen Kiesweg hinauffuhr. Neben einem zweistöckigen, grau gestrichenen Cottage hielten sie an und stiegen aus. Unter einem Stein neben der Kiefer am Ende der Veranda lag der Schlüssel. »Wenn nicht zu viel Verkehr herrscht, ist man in fünfundvierzig Minuten von Washington aus hier, und von Baltimore geht es noch schneller.
Komm, ich zeig dir das Haus.«
Wie auf den meisten Veranden in Winston Bay wehte hier eine kleine amerikanische Flagge. Fünfzig Meter hinter dem Haus führte ein Holzsteg zum Wasser, und am Ufer der Bucht stand ein Bootshaus. Karla
Weitere Kostenlose Bücher