Meade Glenn
achtundvierzig Stunden: den Lieferwagen, die Uniformen und alles andere.«
»Wie viel?«
»Zwanzigtausend.«
»Bist du sicher, dass er die Polizei aus dem Spiel lässt?«
»Wurde mir zugesichert.«
»Hoffentlich hast du Recht, Gorev. Wir brauchen den Lieferwagen, um die Chemikalie und den Sprengsatz in die Washingtoner Innenstadt zu schaffen, wenn es soweit ist. Das Risiko, in einem Polizeiwagen angehalten zu werden, ist geringer.«
»Was ist mit unserer Fracht und unseren beiden Freunden in dem Haus?«
»Ich war heute Morgen noch da. Keine Probleme.« Rashid warf einen verächtlichen Blick auf das Weiße Haus. »Jetzt hängt alles vom amerikanischen Präsidenten ab. Ob er sich dazu durchringt, unsere Forderungen schnell zu erfüllen. Die Antwort darauf werde ich haben, wenn ich meinen Kontaktmann treffe.«
»Wann?«
»Heute Mittag. Wir treffen uns anschließend. Sobald wir wissen, was die Amerikaner vorhaben, gebe ich meinen Bericht weiter. Dann wird Abu Hasim über die nächsten Schritte entscheiden.«
»Und wenn es schlechte Nachrichten aus dem Weißen Haus gibt?«, fragte Karla. »Wenn die Amerikaner sich weigern, unseren Forderungen nachzukommen?«
Rashid stand auf und musterte sie mit starrem Blick. »Hab Vertrauen, Karla Sharif. Der amerikanische Präsident wird genau das tun, was wir verlangen. Er hat keine andere Wahl.
Welcher Präsident würde seine eigene Landeshauptstadt dem Tod weihen, wenn er nicht vollkommen den Verstand verloren hat?«
27
»Mr. Kane«, sagte Paul Burton grimmig, »Sie haben ein interessantes, aber beängstigendes Bild gezeichnet.«
Lucius Kane von der CIA hatte die anderen mit dem etwa zwanzigminütigen Bericht über Abu Hasims Leben in seinen Bann gezogen. Der CIA-Bericht enthielt alle interessanten Details des Terroristen: Er wurde 1957 als siebzehnter Sohn des Scheichs Wahib Hasim und seiner elften Frau, einer Syrerin, geboren. Sein Vater war einer der reichsten Geschäftsmänner des Nahen Ostens, ein frommer Sunnit aus dem Jemen, der Anfang des Jahrhunderts nach Saudi-Arabien emigriert war und mit einer kleinen Baufirma begonnen hatte, aus der ein Imperium werden sollte.
Die Freundschaft seines Vaters zur saudischen Königsfamilie wurde mit dem einträglichen Vertrag, Mekka, die heilige islamische Stadt, zu erneuern, belohnt. Dieser Freundschaft hatten die Hasims auch ihr industrielles und finanzielles Konglomerat zu verdanken. Im Laufe der Jahre hatte der Großunternehmer tausende von Häusern, militärischen Einrichtungen, Fabriken, Straßen und öffentlichen Gebäuden in fast jeder Stadt in der Golfregion erbaut. Das Konglomerat war an internationalen Finanzunternehmen und Banken, Landwirtschafts- und Bewässerungsbetrieben beteiligt und hatte Exklusivrechte, angesehene ausländische Unternehmen wie Audi und Porsche zu repräsentieren.
Abus Vater kam Anfang der Siebziger bei einem Flugzeugunglück ums Leben und hinterließ zweiundfünfzig Kinder, die aus zwölf Ehen hervorgegangen waren. Noch beeindruckender war sein Nachlass im Wert von über fünf Milliarden US-Dollar. Abu Hasim erbte über eine Million. Er investierte dieses Vermögen und wurde noch reicher. Einige schätzten sein Vermögen auf fünfhundert Millionen Dollar.
Nachdem Abu Hasim 1973 seine Schulausbildung beendet hatte, führte er ein ausschweifendes Leben. Er fuhr häufig in die libanesische Hauptstadt Beirut, in der es damals von schäbigen Nachtclubs und Bars nur so wimmelte. Ein paar Jahre führte er das Leben eines Playboys. Er hatte den Ruf, ein Säufer und Spieler zu sein, der oft in Gesellschaft schöner Frauen in den Beiruter Kasinos verkehrte. CIA-Quellen zufolge war er im Rausch in mindestens drei Schlägereien mit anderen jungen Männern verwickelt, wobei es um attraktive Frauen und Tänzerinnen ging.
Hasims Verbitterung, das schwarze Schaf der Familie zu sein und immer im Schatten eines älteren Bruders zu stehen, der als Nachfolger seines Vater ausgewählt worden war, wuchs zusehends. Allmählich realisierte er, dass er die Zuneigung des Vaters und die Anerkennung seiner Familie niemals gewinnen konnte. Doch eines Tages eröffnete sich dem schwarzen Schaf der Familie der Sinn des Lebens. Abu Hasim studierte damals an der King-Abdul-Aziz- Universität in Jeddah Ingenieurwissenschaften und lernte die muslimische Bruderschaft kennen.
Das war die Wende im Leben des jungen Mannes, der eine tief greifende Veränderung durchmachte und sich in einen erbitterten islamistischen
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