Meade Glenn
Profile der afghanischen Terroristen zuständig.
Nachdem die Experten eingetroffen waren, skizzierte Burton die Bedrohung und betonte die absolute Geheimhaltung, ehe er zweiundzwanzigseitige Kopien mit dem Titel: Abu Hasim.
Persönlichkeits- und Verhaltensstudie, verteilte. Das Deckblatt trug den Stempel »Streng geheim« und das blassblaue Logo der CIA.
Jeder der Anwesenden wusste, woher die Studie stammte. Vor über vierzig Jahren hatte die CIA Psychologen und Verhaltensforscher eingestellt, um Persönlichkeitsmuster bestimmter Personen weltweit zu untersuchen. Dazu gehörten Präsidenten und Premierminister, einflussreiche Großindustrielle, ausländische Politiker, Topterroristen, Glaubensführer: wichtige Personen, die für die USA in Verhandlungs-, Konflikt- und Krisensituationen von Bedeutung sein könnten. Die Studien sollten helfen vorherzusagen, wie diese Personen in entsprechenden Situationen reagieren würden.
Jede Studie war mit erheblichen Unkosten, Reisen und Anstrengungen verbunden und unterlag strengster Geheimhaltung. Agenten wurden in die ganze Welt geschickt, um einen einzigen Charakterzug der Zielperson zu ergründen.
Die CIA brachte es sogar fertig, einen irakischen Undercover-Agenten in den Tikrit-Bezirk im Nordirak zu beordern, um einen Farmarbeiter auszuhorchen, der als Zehnjähriger mit Saddam Hussein zur Schule gegangen war. Oder die ehemalige Geliebte eines gefährlichen, rechtsextremistischen russischen Politikers in Moskau aufzuspüren, um etwas über seine Sexualpraktiken zu erfahren.
Alle Aspekte der Vergangenheit und der Persönlichkeit einer Zielperson wurden schonungslos erforscht. Stand die betreffende Person auf Jungen oder Mädchen? Bevorzugte sie aggressive Sexualpraktiken? War es ein ruhiges oder vorlautes Kind gewesen? Stand es dem Vater oder der Mutter näher?
Hatte es Haustiere besessen? War es grausam oder lieb zu ihnen gewesen? Gläubig oder nicht gläubig. Einzelgänge r oder ein geselliger Typ? Wie reagierte die Person unter Stress? Endlose Fragen mussten gestellt und beantwortet werden, ehe ein Profil vollständig vorlag und ein Bericht geschrieben werden konnte, der dann in den Tresoren der CIA verschwand, bis er benötigt wurde, falls es überhaupt je der Fall war.
Burton wandte seine Aufmerksamkeit dem Mann in dem Bericht zu, der drohte, Washington zu vernichten und seine Frau und seinen Sohn zu töten. Er bat Lucius Kane um seine Meinung. »Würden Sie uns bitte über das Profil von Abu Hasim ins Bild setzen, Mr. Kane? Sie sind am besten mit al-Qaida, Hasims Aktivitäten und dem Charakter dieses Mannes vertraut.
Was sagt die Studie über Abu Hasim aus?«
Kane räusperte sich und suchte nach den richtigen Worten, um seine Interpretation vorzutragen. »Der Mann ist eine islamische Kultfigur, ein Glaubensfanatiker, der von seinen Anhängern verehrt wird. Dieser Terrorist glaubt ernsthaft, ein Retter des islamischen Volkes zu sein, der von Mohammed geschickt wurde, um das Volk von dem Übel des Westens zu befreien. Er verfolgt die Menschen im Westen mit krankhaftem Hass.«
»Glauben Sie, er wird seine Drohung wahr machen? Wird er den Anschlag ausführen, wenn er nicht bekommt, was er will?«
»Sir, Fakt ist, dass Abu Hasim, ohne mit der Wimper zu zucken, die gesamten Vereinigten Staaten vernichten würde, wenn er könnte«, erklärte Kane mit Nachdruck. »Er würde jeden Mann, jede Frau und jedes Kind in diesem Land töten und anschließend Gott lobpreisen. Ich will ganz offen sein. Er ist nicht nur verrückt, sondern extrem gefährlich.«
12. November, 11.05 Uhr
An diesem Montagmorgen hielten sich am Washington Monument nur wenige Touristen auf. Auf den Parkplätzen standen zwei Busse, die gerade mal halb gefüllt waren. Der Himmel war blau und wolkenlos. Knapp einen Kilometer entfernt konnte man das Weiße Haus auf dem Beacon Hill sehen.
Karla Sharif und Nikolai Gorev kamen getrennt hier an und Setzten sich auf eine Bank. Mohamed Rashid ging auf das Denkmal zu und musterte die Touristen, die mit ihren Fotoapparaten aus den Bussen gestiegen waren. Er nahm eine Videokamera aus seinem Rucksack und machte sich daran zu schaffen. Das war das Signal, dass die Luft rein war. Er wartete, bis das zweite vereinbarte Signal erfolgte. Gorev schlug die Zeitung auf und gab vor zu lesen. Jetzt kam Rashid zu ihnen und setzte sich in ihrer Nähe hin. »Und?«
Gorev berichtete von seinem Treffen mit Visto. »Er besorgt uns alles, was wir brauchen, innerhalb von
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