Meade Glenn
Fundamentalisten verwandelte.
Als die sowjetischen Streitkräfte 1979 in Afghanistan einmarschierten, meldete sich Hasim, den diese Invasion wie viele junge Muslime zutiefst empörte, freiwillig, um mit den Rebellen der Mudschaheddin gegen die sowjetischen Eindringlinge zu kämpfen. Er nutzte sein riesiges Vermögen und seine technischen Fähigkeiten, um die Mudschaheddin finanziell und taktisch zu unterstützen. Mit seiner Hilfe wurden Feldlazarette und Ausbildungslager gebaut. Den Familien der Rebellen ließ er Fürsorge und Gelder zukommen, wodurch er bald den Ruf eines Helden genoss.
Ermutigt durch den Sieg der Muslime gegen die Sowjets in Afghanistan, wandte Hasim seine Aufmerksamkeit dem Heimatland Saudi-Arabien zu. Sein krankhafter Hass auf den Westen und sein zerrütteter Geisteszustand traten immer stärker hervor. In seinen Augen beherrschte der Westen und besonders die Vereinigten Staaten, die er als »großen Teufel« bezeichnete, die muslimische Welt. Wenn die Sowjets besiegt werden konnten, musste auch ein Sieg gegen den Westen, die kriminellen Ungläubigen, die arabische Ölfelder plünderten und die arabische Kultur untergruben, möglich sein.
Hasim hatte extreme Vorstellungen, was den Islam betraf, den er in der gesamten muslimischen Welt verbreiten wollte. Die Scharia sollte aufleben und der Koran als Grundlage aller Gesetze gelten. Frauen sollten aus Schulen und Beruf verbannt, Betrunkene ausgepeitscht, Ehebrecherinnen gesteinigt, Mörder enthauptet und Dieben die Hände abgehackt werden. Musik, Prostitution und Alkohol sollten verboten werden.
Noch erschreckender war Hasims Entwicklung zum meistgesuchten Terroristen der Welt. Er gründete das al-Qaida-Netzwerk und ließ islamischen Ländern und muslimischen Rebellengruppen finanzielle Unterstützung zukommen: in Tschetschenien, im Libanon; in Somalia, auf den Philippinen, in Pakistan und im Fernen Osten. Seine Ankündigung des Heiligen Krieges gegen die Vereinigten Staaten und den Westen sowie die von Selbstmordattentätern verübten Bombenanschläge auf US-Militärstützpunkte und amerikanische Botschaften ließen keinen Zweifel an der Entschlossenheit dieses Mannes aufkommen.
»Im Grunde ist Hasim ein Einzelgänger«, beendete Lucius Kane seinen Bericht. »Ein rätselhafter, komplexer Charakter, ein Fanatiker. Ihn treibt die Vision an, eine vereinte, mächtige islamische Welt zu schaffen, die die militärische und finanzielle Vorherrschaft des Westens umstürzen soll. Hasim sieht sich als heiligen Krieger, als eine Art moderner Saladin an, den muslimischen Befehlshaber, der Jerusalem von den Kreuzfahrern befreite. Er glaubt, dass Gott hundertprozentig auf seiner Seite steht, und ist bereit, als Märtyrer für die arabische Sache zu sterben. In Afghanistan hat er gelernt, einen militärisch überlegenen Gegner durch Beharrlichkeit, Aufopferung und Entschlossenheit besiege n zu können. Da er die USA jetzt in der Zange hat, wird er nicht einen Schritt zurückweichen und bis zum bitteren Ende kämpfen.«
»Könnte es nicht nur ein Bluff sein?«, fragte Burton. »Sie trauen ihm tatsächlich einen Giftgasanschlag auf Washington zu?«
»Auf jeden Fall. Abu Hasim ist ein skrupelloser, aggressiver Terrorist. Sie haben gesehen, wozu al-Qaida in Nairobi und Tansania und beim Anschlag auf die Cole fähig war. Er ist fest entschlossen und wird seine Drohungen in die Tat umsetzen, wenn seine Forderungen nicht erfüllt werden.«
Burton wollte sich gerade dazu äußern, doch Professor Janet Stern kam ihm zuvor. Sie war eine kleine Person Ende fünfzig mit kurzem blondierten Haar und knochigen Gesichtszügen. Die Verhaltenspsychologin trug einen schwarzen Ro llkragen-pullover, eine schwarze Hose und sportliche Schuhe. Mit dem dunklen Brillengestell auf der Stupsnase erinnerte sie Burton an die energische Briefkastentante eines New Yorker Frauenmagazins.
»Wir haben es hier mit einem Glaubensfanatiker zu tun. Die panislamische Gesellschaft, die Hasim schaffen will, lässt sein starkes Bedürfnis, Macht und Herrschaft auszuüben, erahnen.
Abu Hasim, der in seiner Familie nur einer von vielen war, spürt ein tief verwurzeltes Verlangen, sich durchzusetzen und sein mangelndes Selbstwertgefühl aufzupolieren. Mit seinem Vater verband ihn eine Hassliebe. Der Vater war ein mächtiger erfolgreicher Mann und ein überzeugter Muslim. Besonders Jungen haben das Bedürfnis, mit ihrem Vater in einen Wettstreit zu treten, und Abu Hasim ist da keine Ausnahme.
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