Meade Glenn
vertreten, und der unseren Standpunkt vertritt. Überdies jemanden, dem Hasim vertraut. Menschen, denen er vertraut, sind in der Regel glühende islamistische Fundamentalisten wie er selbst.«
»Mir fällt auch niemand ein«, sagte Leopold. »Trotzdem scheint es mir die einzige Möglichkeit zu sein.«
Einen Moment herrschte Schweigen. Burton wandte sich an die beiden anderen Experten. »Professor Young? Mr. Kane?
Was meinen Sie dazu? Sollten wir es probieren? Sollte ich den Präsidenten dahingehend beraten?«
Beide Männer nickten. Young ergriff das Wort. »Falls wir jemanden finden, der uns hilft, müssten wir ihm genaueste Instruktionen erteilen, wie er die Sache angehen soll.«
»Und wie sollte er Ihrer Meinung nach vorgehen?«
»Es mag sich absurd anhören, aber wir müssen von Anfang an Hasims Standpunkt vertreten und ihm in allem zustimmen. Der Tenor müsste in etwa lauten: Die Vereinigten Staaten haben kein Recht, sich auf arabischem Boden aufzuhalten. Durch die Einmischung in dieser Region machen sie sich schuldig. Wir sehen unseren Fehler ein und haben die Absicht, mit ihm eine Lösung zu suchen, die seinen Forderungen entspricht.«
»Das sollen wir ihm wirklich sagen?«
»Reine Strategie. Wir müssen beweisen, dass wir ihn ernst nehmen. Auf diese Weise wird er eher einem Gespräch zustimmen.«
»Wird er uns überhaupt zuhören?«
»Sehen Sie es einmal so. Er ist nicht mehr das unbedeutende schwarze Schaf, das innerhalb der Familie keine Anerkennung findet. Er ist der Mann, der die Zukunft des arabischen Volkes in Händen hält und den mächtigsten Präsidenten der Welt in der Zange hat. Er hat eine hohe Position erreicht und erfreut sich eines Gefühls der Allmacht. Der Gedanke, dass die Vereinigten Staaten in einem Gespräch der unterlegene Partner sind, wird seinem Ego schmeicheln. Vermutlich würde er einem Gespräch zustimmen.«
»Hoffentlich irren Sie sich nicht.« Burton schaute auf die Uhr.
Die Besprechung hatte fast drei Stunden gedauert. Die Teilnehmer waren alle erschöpft. »Möchte sich noch jemand äußern, bevor wir die Besprechung beenden? Professor Stern?«
Janet Stern kniff nachdenklich die Lippen zusammen. »Wir haben etwas ganz Entscheidendes vergessen. Ich stimme Mr.
Young in allen Punkten zu. Wir müssen taktisch klug vorgehen und einen Unterhändler einsetzen, dem Hasim vertraut.
Möglicherweise würden wir ihn dann zu einem Gespräch bewegen können. Dennoch habe ich das ungute Gefühl, wir verschwenden hier alle nur unsere Zeit.«
»Warum?«
»Weil wir den wichtigsten Punkt außer Acht gelassen haben.
Den Kern des Problems.«
Burton runzelte die Stirn. »Was meinen Sie damit?«
»Amerika ist Hasim ein Dorn im Auge. Er hasst Washington und alles, wofür es steht. Für ihn ist diese Stadt die Wurzel des Bösen, der Kopf der Bestie, die erschlagen werden muss, der Teufel in Person. Sein abgrundtiefer Hass wird nicht gestillt, wenn wir seine Forderungen erfüllen. Und das ist die große Gefahr. Es ist gleichgültig, wie diese Bedrohung oder eine etwaige Verhandlung ausgehen. Dieser Mann will die Hauptstadt um jeden Preis vernichten.«
28
Washington, D.C.
12. November, 8.57 Uhr
Alexei Kursk schaute fasziniert durch die Windschutzscheibe des Ford Galaxy auf die Bürohäuser und Hotels der Washingtoner Innenstadt, die wie in einer Computeranimation in rasender Geschwindigkeit an ihm vorbeizogen.
»Noch fünf Minuten«, versprach der FBI-Agent am Steuer.
»Länger dürfte es nicht dauern.«
Der russische Geheimagent hatte fast das Gefühl, in eine andere Welt getaucht zu sein, als der Wagen an den Häuserreihen und eleganten Galerien aus Stein und Glas vorbeifuhr und er flüchtige Eindrücke der Metropole erhaschte.
Er hätte sich niemals träumen lassen, eines Tages in diese Weltstadt zu reisen. Es war zwei Minuten vor neun, und auf den Straßen der amerikanischen Hauptstadt herrschte starker Verkehr. Die zahlreichen Autofahrer und Fußgänger beachteten die beiden Zivilfahrzeuge des FBI kaum, die mit heulenden Sirenen vom Dulles Airport über die Umgehungsstraße Richtung Westen zur Innenstadt fuhren.
Kursk saß auf der Rückbank des ersten Wagens. Abgesehen von den Ghettos am Stadtrand gefiel ihm Washington ausgesprochen gut. Es war eine reizvolle Stadt mit den im Kolonialstil erbauten Häusern und den schneeweißen Granitgebäuden, die Macht ausstrahlten. Allerdings schockierten Kursk
die unzähligen Obdachlosen. Zerfetzte Bündel größtenteils schwarzer
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