Meade Glenn
»Woran hast du gedacht, Benny?«
»Ein Freund von mir hat ein paar Mädchen, die in der Scheiße sitzen. Gegen sie werden zig Klagen erhoben, nachdem die Bullen heute Morgen in einem Therapiezentrum eine Razzia gemacht haben. Dieser Freund wäre sehr froh, wenn die Anklagen gegen die Mädchen fallen gelassen werden. Geld wurde auch beschlagnahmt. Zwölf Riesen. Mein Freund ist sehr betrübt. Es hat mich gequält, ihn so traurig zu sehen.«
»Wenn du dic h auf den Straßen umhörst und etwas herausfindest, sorge ich dafür, dass die Klagen fallen gelassen werden und dein Freund sein Geld zurückbekommt.«
»Hört sich gut an.«
Der Agent schob ihm unter dem Tisch einen Zettel zu. »Unter dieser Nummer bin ich Tag und Nacht erreichbar. Wenn du was hörst, schreist du.«
Visto nahm den Zettel. »Wie am Spieß.«
Die beiden Männer standen auf. »Guten Appetit noch.«
»Werd mir Mühe geben.«
Die Agenten gingen zur Tür und verließen das Restaurant.
Visto griff nach seiner Serviette und tupfte sich gedankenverloren den Mund ab. Frankie und Ricky kehrten an den Tisch zurück. »Was, zum Teufel, wollten denn die Bullen hier?«
»Die suchen Araber.« Visto schob seinen Teller zur Seite und zündete sich stirnrunzelnd eine Zigarette an. »Aus dem Nahen Osten.«
»Warum?«
»Ist irgendwas im Busch«, erklärte Visto. »Ein ganz großes Ding. Wenn die Bullen mit Geld um sich werfen und mir eine Nummer geben, unter der sie Tag und Nacht erreichbar sind, müssen die ganz schön in der Scheiße sitzen.«
»Und was hast du vor?«, fragte Frankie.
»Diesen Arschgesichtern bin ich nichts schuldig, also interessiert es mich nicht. Trotzdem nicht schlecht, wenn ihr Augen und Ohren offen haltet. Selbst wenn nichts dabei rauskommt, könnte es sich auszahlen, die Bullen hinzuhalten und ihnen irgendwelchen Mist aufzutischen. Ich könnte meine zwölf Riesen zurückkriegen und meine Mädchen wieder zur Arbeit schicken.« Er grinste. »Kapiert?«
29
FBI-Zentrale, Washington, D.C.
12. November, 9.15 Uhr
Der stämmige Mann am Kopfende des Tisches stellte sich vor. Sein Ton verriet, dass er beim FBI etwas zu sagen hatte.
»Major Kursk, ich bin Tom Murphy, der Leiter der Antiterroreinheit des FBI.« Kursk hatte die Nervosität sofort gespürt, als er das Büro betreten hatte. Den vier Unbekannten, die auf ihn warteten, stand die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Murphy stellte ihm seine drei Kollegen vor: Jack Collins, Lou Morgan und Matt Flood. Letztgenannter sprach fließend Russisch und würde als Dolmetscher agieren. Kursk schüttelte ihnen die Hände. Jeder FBI-Agent hatte seine Dienstmarke an einer dünnen Metallkette um den Hals hängen.
Kursk prägte sich die Namen ein. Nach ein paar Minuten Smalltalk stand fest, dass seine Sprachkenntnisse ausreichten, um der Besprechung in englischer Sprache zu folgen. »Sie sind sicher bereits über die Art der Bedrohung, der unsere Stadt ausgesetzt ist, in Kenntnis gesetzt worden, Major«, sagte Murphy.
Kursk nickte. »Ja.«
»Dann informiere ich Sie nun am besten über die genauen Ereignisse und den aktuellen Stand der Ermittlungen.« Murphy erklärte ihm geduldig, was sich ereignet hatte, seitdem der Videofilm bei dem saudiarabischen Diplomaten abgegeben worden war. »Wir hatten nicht die geringste Spur, bis wir von dem Mord an Boris Novikov in Moskau und Ihren Ermittlungen erfuhren. Vielleicht könnten Sie uns den Fall detailliert schildern, Major.«
Kursk sprach knapp zehn Minuten über die Ermordung des russischen Ex-Offiziers. Der Dolmetscher sprang ein, wenn er stockte oder einen bestimmten Begriff suchte. Als er verstummte, ergriff Murphy sofort das Wort: »Nach meinen Informationen kennen Sie Nikolai Gorev persönlich. Darf ich fragen, woher?«
Kursk klärte die Kollegen über seine Beziehung zu Nikolai Gorev auf. Es folgte betretenes Schweigen. Murphy schaute den russischen Kollegen unsicher an. »Ich wusste nicht, dass Sie sich so nahe standen, Major.«
Kursk spürte den Blick des Agenten Collins auf sich ruhen.
Vielleicht betrachteten die Agenten ihn als Eindringling, den sie alles andere als willkommen hießen. Immerhin war er eigens aus Russland angereist, um die Amerikaner zu unterstützen. Kursk wusste, dass es bei Ermittlungen immer wieder zu Rivalitäten zwischen unterschiedlichen Dienststellen und Behörden kam.
»Hm… Ich muss Ihnen eine Frage stellen«, begann Murphy zögernd. »Gesetzt den Fall, Gorev hält sich mit Rashid in Washington auf.
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