Meade Glenn
interviewt habe, wusste nicht, was da los war. Ihm wurde gesagt, es handele sich um eine Übung. Der Andrews Luftwaffenstützpunkt sei angeblich überlastet, und daher habe das Militär darum gebeten, auf den Reagan Airport ausweichen zu dürfen. Sehr seltsam.
Zuerst setzt das Militär eine Übung an und jetzt die Polizei.«
Stelman schüttelte grinsend den Kopf. »Ach, Nikki, Journalisten gehen immer gleich von einer Verschwörung aus.
Berufskrankheit. Ging mir auch so, als ich noch bei der Post war . Frag mich nicht, was am Reagan Airport los war, aber es hatte sicherlich keine Bedeutung. Sonst hätte ich doch was gehört. Hier bei uns handelt es sich um eine stinknormale Übung. Nicht mehr und nicht weniger. Ich schwöre.«
»Am Reagan Airport und hier?«
»Nikki, vergiss nicht, dass du in Washington lebst. Das ist die Hauptstadt einer Supermacht. Die Polizei und das Militär führen doch ständig Übungen durch, und die Presse wird nicht immer darüber informiert. Alles paletti. Das kannst du mir glauben.
Wenn ich etwas erfahren sollte, bist du die Erste, die ich anrufe.«
»Ich könnte ja etwas über die Übung schreiben.«
Stelman zuckte die Schultern. »Warum nicht? Wenn hier wieder der Alltag eingekehrt ist, sorge ich dafür, dass du detaillierte Infos bekommst.«
Nikki beobachtete Stelman, der einen Schluck Kaffee trank, verstohlen. Mit ihrer letzten Frage hatte sie ihn lediglich auf die Probe stellen wollen. Er wirkte vollkommen entspannt. Sie kannten sich schon ziemlich lange, und es wäre ihr bestimmt aufgefallen, wenn er sie angelogen hätte.
Als sie ihn vor ein paar Wochen telefonisch gebeten hatte, das Interview mit dem Polizeipräsidenten zu arrangieren, hatten sie sich eine Weile unterhalten. Stelman hatte die Post verlassen, um ein Jahr in New York zu arbeiten. Vor zwei Monaten war er nach D.C. zurückgekehrt und hatte seinen Job in der Pressestelle der Washingtoner Polizei angetreten. Brad war ein gut aussehender netter Kerl mit einem trockenen Humor, der Nikki gut gefiel. Ihre Zusammenarbeit hatte immer bestens funktioniert. Ehrlich gesagt, fühlte sie sich zeitweilig sehr zu ihm hingezogen. Seine Ehe, die vor fü nf Jahren geschieden worden war, blieb kinderlos. Er war ein ausgeglichener, zuverlässiger Bursche, und als Nikkis Ehe in die Brüche ging, gehörte er zu den wenigen Kollegen, denen sie sich anvertraute.
Auf ihn konnte man sich verlassen.
Er trank seinen Kaffee aus. »Wenn es dich so beunruhigt, kann ich ja versuchen herauszubekommen, was am Reagan Airport los ist. Ein Freund von mir ist Offizier am Militärstützpunkt Andrews. Ich könnte ihn anrufen und ein wenig aushorchen.«
»Würdest du das tun? Das wäre nett, Brad.«
»Kein Problem.«
Nikki schaute in ihren Terminkalender. »Und wann können wir das Interview nachholen? Morgen?«
»Morgen ist der Polizeipräsident ausgebucht. Das geht bis Freitag so. Sagen wir in der nächsten Woche um die gleiche Zeit. Ich ruf dich an, um den Termin zu bestätigen.«
»Du versuchst nicht zufällig, mich abzuwimmeln, Brad?«
»Dich? Niemals!« Stelman lachte. »Ich lade dich zum Essen ein, damit du mir glaubst und um dich für den geplatzten Termin zu entschädigen.«
»Ach, ich weiß nicht. Brad. Ich hab da jemanden kennen gelernt.«
»Das ist kein Heiratsantrag, Nikki. Ich dachte an ein nettes Essen unter Freunden. Mich würde interessieren, was bei der Post so läuft.«
»Na ja, warum eigentlich nicht?«
Er reichte ihr eine Visitenkarte, auf deren Rückseite seine Privatnummer stand. »Ruf mich heute Abend gegen sechs zu Hause an, okay? Dann habe ich auch schon mit meinem Bekannten vom Militär telefoniert. Vielleicht weißt du bis dahin, wann du Zeit für ein Essen hättest. Wie geht es übrigens Daniel?«
»Er wird in zwei Wochen vier. Wir haben dreißig Kinder eingeladen und wollen bei meiner Mutter im Garten eine große Geburtstagsparty feiern. Wenn es noch mehr wären, müsste ich mir bei euch ein paar Experten vom Krisen-Kontrollzentrum ausleihen.«
Stelman lachte und streichelte freundschaftlich ihre Hand.
»Du hast einen tollen Sohn, Nikki. Und er hat Glück, eine so großartige Mutter zu haben. Du schaffst das schon. Wenn du Hilfe brauchst… Du hast ja meine Nummer.«
»Danke, dass du mir Bescheid gesagt hast, Brad.«
»Gern geschehen. Jetzt muss ich aber gehen. Du rufst mich an, okay?«
»Ja, mach ich.«
Stelman stand auf und verließ die Imbissbude. Nikki sah ihm nach, bis er im Krisen-Kontrollzentrum
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