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Meade Glenn

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Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Achse des Bosen
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vorstellen. Nachdem er mit dem Schreiben seiner Reden begonnen hatte und sie Booth so gut gefielen, dass er sich ihrer bediente, wurden sie Freunde. Schließlich stieg Rapp zum Berater des Präsidenten auf und erhielt nach Booth’ Wahl einen Platz im Nationalen Sicherheitsrat.
    Eine solche Karriere hatte sich Rapp immer gewünscht. Der Zeitungsjob war auf Dauer ziemlich eintönig. Mit der neuen Arbeit im Zentrum der Macht und mit der Möglichkeit, den mächtigsten Mann auf Erden zu beeinflussen, erfüllten sich seine kühnsten Träume. Er hatte zwanzig Jahre lang als Reporter und davon acht als Kriegsberichterstatter gearbeitet. Für seine Berichterstattung wurde er zweimal für den Pulitzer-Preis nominiert. Er war Zeuge der grausamsten von Menschen verübten Gewaltverbrechen geworden: in Nordirland, Angola und im Libanon - und das war die Wende.
    Die Gräueltaten im Libanon waren mit Abstand das Schlimmste, was er je erlebt hatte. Er erinnerte sich noch gut an den Tag, alser nach dem Angriff auf die verarmten palästinensischen Flüchtlingscamps durch Sabra und Chatila lief und fassungslos dem abscheulichen Gemetzel der von den Israelis unterstützten Falangisten-Milizen gegenüberstand. Das Blutbad erschütterte ihn bis ins Mark. Kinder, winzige Babys, Frauen und Männer lagen mit durchgeschnittenen Kehlen in Gassen und Gossen. Einige Leichen waren von den Kugeln oder Bomben vollkommen zerfetztworden. Er ging in ein zerbombtes Haus, in dem zwei jämmerlich zugerichtete Leichen lagen. Ein älterer Mann hielt ein Kind von drei oder vier Jahren in den Armen. Ein Großvater, der versucht hatte, seinen Enkel zu schützen. Vergebens. Die Kehlen der beiden waren durchgeschnitten. An jenem Tag hatte er noch schlimmere Dinge gesehen, Bilder, die er niemals vergessen würde. Noch heute spürte er grenzenlose Bit terkeit und unüberwindbare Trauer, wenn die Erinnerungen daran zurückkehrten.
    Seine Berichte über die Angriffe brachten ihm eine Nominierung für den Pulitzer-Preis ein, doch anschließend warf er alles hin. Er hatte genug vom Krieg und lebte ein Jahr nach seiner Rückkehr aus dem Libanon von Tabletten. Die kleinen weißgelben Pillen halfen ihm, die Albträume durchzustehen.
    Allmählich erholte er sich, und die Bilder verblassten ein wenig, ohne je gänzlich aus seinem Bewusstsein zu verschwinden.
    Rapps Handy klingelte und holte ihn in die Gegenwart zurück. Er schaltete es ein und hörte die vertraute Stimme von Paul Burton. »Rapp, hier ist Burton. Es gibt was Neues. Wir brauchen Sie sofort hier.«
    »Ich bin gerade bei einem Interview mit Jerry Tanbauer.«
    »Mein Gott! Ist er bei Ihnen?«
    »Nein, er ist zur Toilette gegangen.«
    »Sagen Sie dem Kerl auf gar keinen Fall, dass Sie zurück ins Weiße Haus müssen. Sie wissen ja, wie er ist. Er wird sofort misstrauisch werden.«
    »Keine Sorge. Ich werde das Kind schon schaukeln. Bin schon unterwegs.«
    Rapp schaltete das Handy aus. Was hatte der plötzliche Rückruf ins Weiße Haus zu bedeuten? Hoffentlich war nicht der Ernstfall eingetreten. Jerry Tanbauer kehrte mit den Drinks an den Tisch zurück. »Da bin ich wieder. Mineralwasser mit Zitrone. Du wirst dich vergiften, wenn du so einen Scheiß trinkst, Bob.«
    Rapp stand auf und steckte sein Handy in die Tasche. »Jerry, es tut mir Leid, aber wir müssen das Interview verschieben.«
    Tanbauer runzelte die Stirn. »Auf welchen Termin?«
    »Ich ruf dich an. Vielleicht können wir es auch telefonisch machen?«
    »Was ist denn los, Bob? Ärger im Weißen Haus?«
    Rapp schüttelte den Kopf und tischte Tanbauer mit dem passenden Gesichtsausdruck eine saftige Lüge auf. »Wo denkst du hin! Ich hab gerade einen Anruf aus dem George Washington Hospital erhalten. Ein alter Freund von mir ist schwer erkrankt.
    Ich muss sofort hinfahren.«
    Atlantic City, New Jersey
    17.11 Uhr
    Das herrschaftliche Haus mit dem eindrucksvollen Marmorportal und der massiven Eichentür prunkte mit Kirchenfenstern und hohen Steinsäulen. Auf dem gepflegten Rasen plätscherte ein imposanter Brunnen. Die Eichentür wurde geöffnet, und zwei Wachmänner gingen auf den Wagen zu. Der Tschetschene erteilte ihnen Befehle. Als die Männer Gorev aus dem Wagen hoben, ertönte eine andere Stimme: »Seid vorsichtig. Dieser Bursche hat mir mehr als einmal das Leben gerettet.« Karla drehte sich um.
    Vor ihr stand ein stämmiger Mann in den Vierzigern, der einen maßgeschneiderten Anzug trug. Sein linkes Auge war von einer schwarzen Augenklappe

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