Meade Glenn
gehen. Wenn du auf die Idee kommst abzuhauen, hetz ich dir meine Männer auf den Hals.«
»Das würdest du nicht wagen, Ishim.«
»Ich würde es an deiner Stelle nicht darauf anlegen. Aber lassen wir das. Ich hol dir was aus der Küche.« Razan stand auf.
»Dann müssen wir ein ernstes Wort miteinander reden.«
Washington, D. C.
13. November, 8.00 Uhr
Der Präsident hatte kaum geschlafen und fühlte sich wie gerädert. Er betrat mit sorgenvoller Miene das Oval Office. Der FBI-Direktor wartete bereits. Er erhob sich. »Behalten Sie Platz«, sagte der Präsident, der sich hinter seinen Schreibtisch setzte. »Sie wollten mich sprechen.«
»Uns liegen die neuesten Zahlen vor, Sir. Dreizehn Tote, zehn Vermisste, dreißig Verletzte, zehn davon schwer. Der Sprengsatz bestand aus Semtex, Ammoniumnitrat und Heizöl.
Abu Hasim hat die Wahrheit gesagt. Es wurden keine Spuren eines Nervengases gefunden.«
Der Präsident seufzte. »Dafür müssen wir dankbar sein. Was ist mit der Presse?«
»Wir haben den Journalisten lediglich mitgeteilt, dass wir die Ermittlungen aufgenommen haben und eine rechtsextremistische Gruppe verdächtigen.«
Der Präsident nickte. Nach dem Gespräch mit Abu Hasim hatte er fast zwei Stunden mit seinen Ratgebern diskutiert. In den frühen Morgenstunden hatte der Präsident die Sitzung beendet, damit alle ein paar Stunden schlafen konnten. Zuvor waren wichtige Entscheidungen gefallen. Der Nationale Sicherheitsrat hatte beschlossen, die Verantwortung für den Bombenanschlag auf keinen Fall ausländischen Terrorgruppen zuzuschieben, um Öffentlichkeit und Medien nicht hellhörig zu machen.
»Das Attentat löst auch so schon genug Entsetzen und Panik aus. Welche Fortschritte gibt es bei den Ermittlungen?«
»Meinen Sie das Bombenattentat oder die Suche nach den Terroristen?«
»Beides.«
»Wahrscheinlich handelte es sich um einen Einzeltäter. Wir haben den Lieferwagen mit unseren Überwachungskameras aufgenommen, als er kurz vor der Explosion um drei Minuten vor zehn von der Pennsylvania Avenue abbog. Aufgrund der zerfetzten Leichenteile, die wir aus dem Wrack gekratzt haben, können wir nicht mit Sicherheit sagen, ob der Fahrer allein war.«
»Was ist mit dem Lieferwagen?«
»Er wurde vor einer Woche von einem Mann namens Sadim Takik bei einer Ryder-Agentur in Baltimore gemietet. Über ihn liegt nichts vor. Wahrscheinlich ein Deckname. Die Daten aus Takiks Führerschein, die bei der Autovermietung gespeichert wurden, stimmen mit keinen Daten der Kraftfahrzeugbehörden überein. Vermutlich gefälscht. Zur Identität des Fahrers können wir daher zum gegenwärtigen Zeitpunkt nichts sagen. Wir können nur vermuten, dass er zu den gesuchten Terroristen gehörte und offenbar entbehrlich war.«
»Schon eine Spur von den Terroristen?«
Der FBI-Direktor klärte den Präsidenten über den Mord an den beiden Jugendlichen in Maryland auf. »Einer der Terroristen könnte der Killer gewesen sein.«
Der Präsident presste die Lippen aufeinander. »Keine konkrete Spur?«
»Nein, Sir. Wir überprüfen alle Hotels, Mietwohnungen und Mietshäuser sowie Hausbesitzer aus dem Nahen Osten.
Vorläufig haben wir die Suche auf einen Radius von vierzig Kilometern begrenzt, falls der Killer sich in diesem Gebiet versteckt hält. Damit kommt eine weitere gewaltige Aufgabe auf uns zu. Sie wird viel Zeit in Anspruch nehmen, Mr. President.«
»Zeit ist genau das, was wir nicht haben.«
»Ja, Sir.«
Der Präsident legte die rechte Hand auf seine Wange und starrte mit nachdenklicher Miene auf den Rasen vor dem Weißen Haus. Schließlich ließ er die Hand sinken und drehte sich wieder zu Stevens um. »Wie groß ist unsere Chance, die al-Qaida-Terroristen innerhalb der nächsten achtundzwanzig Stunden zu schnappen, Stevens? Mehr Zeit bleibt uns nicht.
Geben Sie mir eine ehrliche Antwort.«
»Sieht nicht gut aus. Mr. President«, entgegnete Stevens betrübt. »Wir tun alles, was in unserer Macht steht. Jeder Mann ist auf den Fall angesetzt. Fakt ist, dass wir noch nicht einmal ein Viertel des Gebietes überprüft haben. Selbst wenn wir die Polizei, das Militär und die Nationalgarde in die Suche einbeziehen, garantiert uns das keinen Erfolg. Das Gebiet ist einfach zu groß. Zu viele Straßen und zu wenig Zeit. Wenn uns ein paar Wochen oder sogar ein Monat zur Verfügung ständen, könnte ich Ihnen sicher eine positivere Antwo rt geben. So wie die Dinge liegen, ist es in achtundzwanzig Stunden einfach
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