Meade Glenn
sich hier eine atemberaubende Macht. Hier waren Pläne diskutiert worden, um mit den Operationen Wüstenschild und Wüstensturm die Besatzungstruppen des irakischen Diktators Saddam Hussein in Kuwait zu vernichten. Auf Knopfdruck senkte sich an einer Wand ein riesiger Bildschirm nach unten. Auf einen weiteren Knopfdruck wurden die beiden schweren Vorhänge zur Seite geschoben und ein elektronisches Steuerpult kam zum Vorschein. Neben jedem Sitz war ein abhörsicheres Telefon, dessen Leitung durch die nahe gelegene
Kommunikationszentrale verlief, die das Weiße Haus mittels eines ganzen Arsenals elektronischer Telekommunikations-anlagen mit dem Strategischen Luftkommando, dem Pentagon, der CIA, dem FBI und jedem Nervenzentrum der Regierung, das der Kontrolle des Präsidenten unterstand, verband.
Wenn es die Ratsmitglieder wünschten, konnte die Kommunikationszentrale Bilder von jedem militärischen oder zivilen US-Satelliten, der in der Erdstratosphäre schwebte, übertragen. Man konnte das Gesicht eines Farmers in einer fernen chinesischen Provinz erkennen, der auf den Feldern arbeitete, oder begutachten, wie weit der Bau einer neuen Villa gediehen war, die ein irakischer Befehlshaber sich am Stadtrand von Bagdad bauen ließ.
Ein Anruf aus dem Krisenraum konnte tödliche Feuerkraft von einem amerikanischen Militärbomber, einer Armeebasis oder einem Marineschiff überall in der Welt entfesseln. Der Dienst habende Oberbefehlshaber einer Nuklearraketenbasis, die versteckt in einer unterirdischen Raketenabschussrampe im Mittleren Westen lag, konnte instruiert werden, die tödliche Waffe einzusetzen. Dem Kapitän an Bord eines Zerstörers im Südchinesischen Meer konnte befohlen werden, eine Cruise-Missile auf Ziele innerhalb großer Entfernungen abzuschießen.
Die Männer und Frauen, die sich hier versammelt hatten, verfügten gemeinsam über eine unglaubliche Macht. Zwanzig Minuten nach Beginn der Sitzung hatte der Präsident die Krise skizziert, und sie hatten sich das Video von Abu Hasim auf dem großen Bildschirm hinter dem Präsidenten angesehen. Alle Anwesenden standen unter Schock. Ihre Angst und ihr Grauen enthüllten das Ausmaß einer in dieser Form noch nie da gewesenen Katastrophe.
Der Präsident wandte sich an den FBI-Direktor Douglas Stevens, dessen Organisation die Verantwortung trug, Amerika vor Terroranschlägen zu schützen. »Direktor Stevens, würden Sie die Herrschaften bitte aufklären, was passiert ist, seitdem wir das Paket heute Morgen erhalten haben.«
»Ja, Mr. President.« Stevens räusperte sich und wandte sich an die versammelten Ratsmitglieder. »Die Videokassette wurde in einer deutschen Fabrik hergestellt. Sie gehört zu einer Großlieferung, die an mindestens ein Dutzend Länder im Nahen Osten exportiert wurde. In unserem Labor wurde eine Aufnahme unter nicht professionellen Bedingungen festgestellt. Es sind zahlreiche Nebengeräusche im Hintergrund zu vernehmen, die nicht zu hören wären, wenn die Aufnahme in einem schalldichten Studio aufgenommen worden wäre. Leider konnten die Hintergrundgeräusche nicht näher bestimmt werden.
Es gibt keine Fingerabdrücke. Alles ist vollkommen sauber. Die handschriftliche Notiz und die beiden maschinengeschriebenen Seiten mit den Namen der Häftlinge werden vom Geheimdienst analysiert. Unsere Papier- und Tintenexperten gehören zu den besten des Landes. Wenn es irgendetwas herauszufinden gibt, werden wir es herausfinden. Wir haben bisher noch keinerlei Hinweise darauf, warum der saudiarabische Diplomat als Mittelsmann für Hasims Botschaft ausgewählt wurde. Der Inhalt des Paketes, das wir in dem Schließfach in der Union Station gefunden haben, wird noch untersucht, Mr. President. Ich rechne innerhalb der nächsten Stunde mit den Ergebnissen. Wenn die Ergebnisse vorliegen, werde ich sofort benachrichtigt.«
»Haben wir einen Hinweis darauf, wer das Paket am Bahnhof hinterlegt hat?«
»Uns liegen die Videoaufnahmen der Bahn vor, auf denen wir jemanden sehen, der das Paket in dem Schließfach 02-08 am Gate C um etwa 20.00 Uhr gestern Abend hinterlegt hat.« Alle Anwesenden wurden hellhörig. »Leider trug die betreffende Person einen dunkelblauen Parka mit Kapuze und einen Schal, der das Gesicht verdeckte. Eine Identifizierung war nicht möglich. Die Person trug Handschuhe, und es liegen keine Fingerabdrücke vor.«
»Wissen Sie, ob es ein Mann oder eine Frau war?« Rebecca Joyce, eine große dunkelhäutige Frau, die zu den beiden
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