Meade Glenn
einfach unmöglich, den Sprengsatz rechtzeitig zu finden. Haben Sie Familie, Kursk.«
»Ja, ich bin verheiratet. Wir haben eine Tochter. Warum?«
»Nehmen Sie es nicht persönlich, aber vielleicht wäre es das Beste für Sie, schleunigst aus dieser Stadt zu verschwinden.«
Das Weiße Haus
2l.15 Uhr
Dieselbe Frage konnten sich die Mitglieder des Nationa len Sicherheitsrates, die sich sechs Häuserblocks entfernt im Konferenzsaal versammelten, stellen.
Sie hatten wie Kursk die Wahl, vor Ablauf des Ultimatums aus der Stadt zu fliehen. Diese Wahl hatte der Präsident nicht.
Kurz nach Beginn der Sitzung schnitt Mitch Gains dieses Thema an.
»Was sagen Sie da, Gains?«, fragte der Präsident. »Ich soll die Stadt verlassen?«
»Sir, der Direktor des Geheimdienstes hat mich auf das Risiko eines Aufenthaltes im Bunker hingewiesen. Wir wissen nicht, ob das Filtersystem im Bunker das Nervengas hundertprozentig zurückhält. Selbst wenn Sie einen Schutzanzug tragen und mit einem Sauerstoffgerät ausgestattet sind, gibt es keine Garantie, dass Sie hier unversehrt herausgebracht werden können.«
»Was schlagen Sie vor?«
»Sie sollten den Geheimdienst anweisen, Sie vor Ablauf des Ultimatums an einen sicheren Ort zu bringen, Sir.«
»Ich muss im Weißen Haus bleiben. Diese Bedingung hat Abu Hasim gestellt.«
»Zum Teufel mit ihm. Sie haben alles getan, was er verlangt…«
»Wenn ich das Weiße Haus verlasse, setze ich Sie und diese Stadt einem unnötigen Risiko aus. Zu diesem Zeitpunkt steht das nicht zur Debatte.«
»Wie sollte Abu Hasim es erfahren, Sir? Der Geheimdienst kann Sie hier wegzaubern, ohne dass es jemand bemerkt.«
Charles Rivermount meldete sich zu Wort. »Mr. President, Mr. Gains hat Recht. Niemand würde es erfahren. Ich will die Sache nicht an die große Glocke hängen, aber wir alle sind über die Eskapaden eines gewissen Expräsidenten im Bilde. Er hat es immer wieder geschafft, mithilfe seiner engsten Mitarbeiter das Weiße Haus zu verlassen, ohne dass die Presse Wind davon bekam. Der Mann fuhr, versteckt unter einer weißen Decke, in einem Toyota-Lieferwagen, bei Tag und Nacht hier raus, um sich heimlich mit einer jungen Dame zu treffen.«
Die Anwesenden, denen diese Geschichte eine willkommene Abwechslung bot, fingen an zu lachen. Der Präsident schaute sich mit ernster Miene um und ließ seinen Blick über die vier Verdächtigen gleiten: Charles Rivermount, Mitch Gains, General Horton und Bob Rapp. Alle vier amüsierten sich köstlich. Der Präsident dachte fassungslos: Einer von ihnen ist der Verräter.
War Charles Rivermount oder Mitch Gains der Verräter?
Warum rieten sie ihm, das Weiße Haus zu verlassen? Um ihn auf die Probe zu stellen, ob er sein Wort hielt, und ihn dann zu verraten? Oder wollte einer von ihnen von eventuellen Verdachtsmomenten gegen seine Person ablenken? Auf jeden Fall hatte der Präsident nicht die Absicht, das Weiße Haus zu verlassen. Der Grund dafür war keineswegs die Angs t vor einer Denunziation. Hier gehörte er hin, und dabei spielte es keine Rolle, ob Abu Hasim dies forderte oder nicht. Er würde nicht wie ein Feigling fliehen und Millionen amerikanischer Bürger ihrem Schicksal überlassen. Ein anderer Gedanke schoss ihm durch den Kopf: Selbst wenn er den Verräter fand, würde Washington noch immer mächtig in der Klemme stecken.
»Es tut mir Leid, aber mein Platz ist hier im Weißen Haus, und das ist mein letztes Wort. Wenn wir bitte fortfahren könnten. Es müssen schwer wiegende Probleme besprochen werden…«
Chesapeake
23.15Uhr
Gorev und Karla fuhren in die Einfahrt zum Cottage. Mohamed Rashid stieg die Veranda hinunter und stellte sich neben den Transporter, als Gorev ausstieg. »Und, alles gut gelaufen?«
»Bestens.«
»Keine Tricks?«
»Keineswegs.« Gorev erklärte Rashid, was sich zugetragen hatte.
Rashid gefiel das gar nicht. »Wir könnten großen Ärger bekommen.«
»Ich glaube, da irrst du dich. Glaubst du wirklich, er erzählt den Gesetzeshütern, dass er mit Polizeiuniformen und Waffen handelt? Der würde doch sofort in den Knast wandern. Visto wird wie jeder Verbrecher versuchen, selbst mit uns abzurechnen, und uns nicht verpfeifen. Bis er in der Lage ist, uns zu suchen, sind wir längst über alle Berge.«
»Musstest du auf ihn schießen?«
»Eine andere Sprache versteht er nicht. Wenn ich mich nicht klar genug ausgedrückt hätte, wäre er uns mit Sicherheit sofort gefolgt.«
»Woher weißt du, dass er euch nicht
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