Meade Glenn
nicht zurückverfolgt werden können. Und es ist ein Kinderspiel, wenn man weiß, wie es geht. Wir brauchen einen Gerichtsbeschluss, um die Rechnungen der beiden von der Mobilfunkgesellschaft zu bekommen. Dann können wir die aufgeführten Telefonate überprüfen und feststellen, ob es weitere Gespräche zwischen unserem Verdächtigen und der Nummer, die er angerufen hat, gibt.«
»Das übernehme ich«, sagte Owens. Trotz der Dringlichkeit mussten sie sich an die Gesetze halten. Amerika war ein demokratisches Land und kein Polizeistaat, obwohl Owens Leute kannte, die etwas anderes behauptet hätten. Um die Telefonrechnungen und Gespräche einer Person zu überprüfen, musste ein Gerichtsbeschluss vorliegen, wenn man sich an das Gesetz hielt.
»Es gibt noch eine gute Nachricht«, sagte Judd. »Wir können mithilfe des Netzwerkbetreibers möglicherweise den Aufenthaltsort des Gesprächspartners ausfindig machen, den er angerufen hat. Dafür brauchen wir ebenfalls einen Gerichtsbeschluss.«
Owens’ Erregung wuchs. Er nickte. »Okay. Fahren Sie fort.«
»Wenn das Handy eingeschaltet ist oder er telefoniert, kann der Netzwerkbetreiber den Anruf zurückverfolgen und den Aufenthaltsort bestimmen. In einer Stadt ist die Genauigkeit ziemlich hoch, weil überall Basisstationen sind. Der Aufenthaltsort des Empfängers kann bis auf eine Straße oder sogar ein Gebäude eingegrenzt werden. Anschließend können wir den Ort mit unserem technischen Gerät noch exakter bestimmen. Wenn unser Verdächtiger jedoch jemanden auf dem Lande anruft, wird die Sache komplizierter. Dort befinden sich nur in Abständen von zwanzig oder dreißig Kilometern Basisstationen. In dem Fall liegt die Genauigkeit bei zwanzig oder dreißig Kilometern. Wenn das Handy ausgeschaltet ist, können wir den Ort erst bestimmen, wenn es wieder eingeschaltet wird.«
»Immerhin eine Spur«, sagte Owens. »Die FBI-Agenten werden Ihnen um den Hals fallen, Judd. Ich kümmere mich sofort um die Gerichtsbeschlüsse.« Er zog die Kassette aus dem Recorder. »Haben Sie eine Kopie gemacht?«
»Klar. Zwei Stück.«
Owens steckte die Kassette in die Hülle und in einen Umschlag. »Wenn Sie die Stimmen verglichen haben, rufen wir im Weißen Haus an. Vorher nicht. Ich will knallharte Beweise.«
Er hielt den Umschlag kopfschüttelnd in die Luft. »Der Präsident wird fassungslos sein. Dieser Kerl gehört zu seinen engsten Vertrauten.«
»Ich weiß.«
Washington, D. C.
3.15 Uhr
Nikki parkte vor der Union Station, stieg aus ihrem Toyota und schloss die Tür ab. Die Lichter in der Bahnhofshalle brannten, aber der Bahnhof lag schaurig verlassen da. Nur ein paar Taxis standen am Taxistand. Der Anruf über ihr Handy um Viertel vor drei hatte sie überrascht.
Ein ihr unbekannter Mann, der sich als Jacobson vorstellte und im Büro des Bürgermeisters arbeit ete, hatte von ihren Recherchen gehört. Er wollte sich mit ihr treffen und ihr interessante Informationen über die Übungen der Polizei und des Militärs liefern. Wenn sie Lust habe, könne sie um Viertel nach drei zum Haupteingang der Union Station kommen, wo er auf sie warten würde. Nikkis Pulsschlag beschleunigte sich.
»Und wie erkenne ich Sie?«, hatte sie gefragt.
»Ich trage einen hellen Regenmantel und einen blauen Schal.
Und, Miss Dean, kommen Sie bitte allein. Ich hab keine Lust auf Pressefotografen. Sagen Sie niemandem etwas von unserem Treffen, denn es ist rein privater Natur, was ich hier tue.
Verstanden? Wenn Sie nicht allein kommen, fällt das Treffen flach.«
»Ich verstehe, aber um was für eine Information handelt… «
Der Anrufer hatte aufgelegt, ehe Nikki den Satz beenden konnte. Die Aussicht auf Informationen war erregend gewesen.
Sie hatte nach ihrer Tasche gegriffen, ein Notizheft eingepackt und war zum Parkplatz des Zeitungsverlages gelaufen.
Als sie auf den Bahnhof zuging, starrte sie auf den Haupteingang. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie den Wagen nicht hörte, der plötzlich vor ihr abbremste und anhielt.
Ein dunkelblauer Crown Victoria. Drei kräftige Kerle stiegen aus. Sie sahen aus wie Geheim- oder FBI-Agenten. Nikki kannte sie nicht. »Nikki Dean?«
Sie war sprachlos. War dies der Mann, mit dem sie sich treffen wollte? Er trug einen hellen Regenmantel und einen blauen Schal. »Wer… wer sind Sie?«
»Mein Name ist Jacobson. Sie sind Nikki Dean, nicht wahr?«
»Ja.«
»Kommen Sie bitte, Miss Dean.«
Nikki musterte die drei Männer ängstlich. Ihr Herz klopfte
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