Meade Glenn
anzukommen, wo wir gestartet sind? Und dadurch entdecken, wer wir sind?«
»Ja.«
»Er hat Unrecht. Wir können nicht dort anknüpfen, wo wir angefangen haben. Und wenn wir weise sind, wissen wir schon lange, bevor die Reise zu Ende ist, wer wir sind. Tu mir einen Gefallen, Karla.«
»Welchen?«
»Diese Sache ist bald zu Ende. Wenn unsere Operation gelingt und Josef freigelassen wird, bleib bei mir. Wir können nicht dort anknüpfen, wo wir aufgehört haben, aber wir können zusammen sein und alles nachholen, was wir versäumt haben.
Josef muss noch viel lernen, und ich könnte ihm viel beibringen.
Er soll nicht sein halbes Leben verschwenden, indem er in unsere Fußstapfen tritt.«
»Das ist dein Ernst?«
»Ja, Karla, das ist mein Ernst.«
Ihre Lippen bebten, und plötzlich fing sie an zu weinen. Wie eine Ertrinkende schlang sie die Arme um seinen Nacken und klammerte sich an seine Brust. Sie schloss die Augen, presste ihre Lippen auf seinen Mund und flüsterte: »Schlaf mit mir, Nikolai. Ich möchte, dass es noch einmal so wird wie damals in Moskau, als wir uns zum letzten Mal geliebt haben. Ich möchte dieses Gefühl noch einmal erleben.«
Gorev schaute ihr in die Augen und streichelte ihre Wange. Er hob die Hand und strich ihr mit dem Finger über die Lippen.
Dann küsste er sie zärtlich, bis sie im Rausch der Leidenschaft versanken.
Maryland
4.30 Uhr
Sergeant Jimmy Nash, der sich in Ford Mead, im Hauptquartier der Nationalen Sicherheitsbehörde, aufhielt, runzelte die Stirn, als er auf die elektronischen Daten auf seinem Monitor starrte.
Nachdem er auf eine Tastatur gehämmert und einige Berechnungen angestellt hatte, griff er fünf Minuten später zum Telefon und rief den verantwortlichen Officer der Nachtschicht an. »Major Sheehan? Nash hier. Erinnern Sie sich an die Blitz-Mail, die wir kürzlich abgefangen haben? Die verschlüsselte Nachricht, die unsere Jungs nicht knacken konnten?«
»Was ist damit?«
»Ich habe vor fünfundzwanzig Minuten auf derselben Frequenz wieder eine Nachricht von knapp zwei Sekunden aufgeschnappt.«
»Konnten Sie den Standort diesmal bestimmen?«
»Ja, Sir.«
»Von wo wurde die Nachricht gesendet?«
»Südlich von Plum Point an der Chesapeake Bay.«
Washington, D. C.
5.05 Uhr
In der Zentrale des Geheimdienstes arbeiteten alle auf Hochtouren. Rob Owens, der hochgradig erregt und kalkweiß war, ging es aber nicht schnell genug. Er hatte sich die Aufzeichnung des Gesprächs mehrmals angehört und traute seinen Ohren nicht. »Wann wurde der Anruf getätigt?«, fragte er Harry Judd.
»Um zwei Uhr sechsundfünfzig.«
»Von wo?«
»Aus der Wohnung des Verdächtigen oder aus der Nähe. Wir können die Etage exakt bestimmen, aber nicht die Wohnung.«
»Sind Sie sicher, dass er es war? Nicht vielleicht ein Nachbar?«
»Um jeden Zweifel auszuschließen, werden wir einen Stimmenvergleich vornehmen. Wir haben ein Interview angefordert, dass er vor einem Monat auf NBC gegeben hat. Es müsste in einer Stunde hier sein. Ich bin sicher, wir haben unseren Mann gefunden.«
»Was hat er für ein Telefon benutzt?«
»Wir haben die ESN und die MIN kopiert, als wir den Anruf abgefangen haben.« Judd müsste seinem Chef nicht erklären, dass er die elektronische Seriennummer und die Mobile Identifikationsnummer meinte, die im Schaltkreis des Handys gespeichert waren. Rob Owens wusste über das Abhören von Telefonaten genauso gut Bescheid wie er. »Das Handy ist offiziell auf einen Arzt in Georgetown registriert. Das ist noch nicht mal in der Nähe des Verdächtigen.«
»Und die Nummer, die er angerufen hat?«
»Offiziell registriert auf einen IBM-Ingenieur, der in Crystal City lebt. Ich habe sie beide überprüft. Beide sind gebürtige Amerikaner, und es bestehen keine Verbindungen zu Terrororganisationen. Der Ingenieur ist ein pensionierter US-Marineoffizier mit zahlreichen ehrenvollen Auszeichnungen.
Der Arzt ist blitzsauber, ein Kinderarzt, über den noch nicht mal ein Strafzettel für falsches Parken vorliegt. Ein aufrechter Bürger, der in einem Baptistenchor singt. Trotzdem werden die beiden beschattet und abgehört. Und wir recherchieren in ihrer Vergangenheit. Notfalls können wir auch Durchsuchungsbefehle anfordern und sie zum Verhör vorladen.«
»Was meinen Sie?«
»Mein Gefühl? Geklonte Handys. Jemand hat ihre Serien- und Identifikationsnummer kopiert. Ein geklontes Handy ist ein perfektes Kommunikationsgerät für einen Terroristen, weil die Gespräche
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