Meade Glenn
wären.« Der Präsident stand auf. »Meine Damen und Herren, ich möchte, dass wir sofort mit den Recherchen beginnen. Wir treffen uns in vier Stunden wieder hier - Punkt 14.00 Uhr.« Der Blick des Präsidenten war auf Paul Burton gerichtet, einen dunkelhaarigen, gut aussehenden, sorgfältig gekleideten Mann Anfang vierzig, einen ehemaligen Marineoffizier, der den Präsidenten in Fragen der inneren Sicherheit beriet. »Mr.
Burton, wenn Sie bereits früher interessante Informationen für mich haben, kommen Sie sofort zu mir. Und ich möchte noch einmal für alle betonen, dass kein Sterbenswörtchen nach außen dringen darf. Legen Sie das bitte auch allen Personen, die in Ihren Abteilungen notwendigerweise in den Fall verwickelt werden, ans Herz.«
Der Präsident wartete, bis sich die Anwesenden erhoben und den Raum verlassen hatten. Er gab dem Vizepräsidenten ein Zeichen. Alex Havers war ein rundlicher Mann mit weicher Stimme von knapp sechzig Jahren, der seine Macht im Hintergrund ruhig, aber effektiv ausübte. »Mr. Havers, würden Sie wohl noch einen Augenblick bleiben?«
»Natürlich.«
Als die anderen gegangen waren, senkte sich schaurige Stille auf den Raum. »Begleiten Sie mich bitte ins Oval Office, Mr.
Havers.«
»Ja, Sir.«
Sie wanderten an den Beamten des Geheimdienstes vorbei durch die Gänge. Als sie im Oval Office angekommen waren, ließ sich der Präsident in einen Sessel fallen und blickte durchs Fenster auf das Washington Monument.
Als Pierre L’Enfant 1792 den »Stadtplan für Washington«
präsentierte, hatte er die Stadt von einem Landvermesser in vier Quadrate aufteilen lassen, in dessen Mittelpunkt das Kapitol stand. Diese Aufteilung existierte noch immer. Vor über zweihundert Jahren hatten kaum fünfzigtausend Einwohner hier gelebt. Jetzt waren es über sechshunderttausend. Hinzu kamen zwei Millionen Menschen, die in Fabriken, Geschäften, Schulen, Büros und bei der Regierung beschäftigt waren und werktags zur Arbeit in die Hauptstadt strömten. Die Bevölkerung im gesamten Einzugsgebiet der Metropole mit den umliegenden Städten und Gemeinden der angrenzenden Staaten betrug über sechs Millionen.
»Mein Gott, was ist nur aus unserer Welt geworden? Ein Verrückter will eine ganze Stadt von der Landkarte streichen.
Und wenn Hasims Leuten ein Fehler unterläuft? Was ist, wenn ihre Waffe losgeht und Washington in einen Friedhof verwandelt wird?«
»Darauf habe ich keine Antwort, Sir.«
»Ich muss mit dem Bürgermeister sprechen.«
»Ich glaube, Al Brown ist in London, Sir. Er nimmt dort an einer Konferenz für Städteplanung teil.«
»Rufen Sie ihn zurück. Denken Sie sich eine plausible Erklärung aus. Teilen Sie ihm vorerst nicht den wahren Grund mit. Das würde ich gern selbst übernehmen. Rufen Sie ihn umgehend zurück und achten Sie darauf, dass niemand misstrauisch wird. Mir steht nicht der Sinn danach, neugierige Fragen der Presse zu beantworten.«
»Ja, Mr. President.«
»Denken Sie bitte noch einmal ganz genau über alles nach, Mr. Havers. Überle gen Sie, ob wir etwas übersehen haben.
Außerdem müssen wir dafür sorgen, dass die Regierung dieses Landes im Notfall gewährleistet ist. Bringen Sie sich in großer Entfernung von Washington in Sicherheit. Gott möge es verhüten, aber falls die Sache ein schlimmes Ende nimmt, müssen Sie die Präsidentschaft übernehmen.«
»Ja, Sir. Und wie sollen wir der Presse erklären, dass Sie hier im Weißen Haus eingesperrt sind?«
»Wir werden uns etwas ausdenken. Ein Grippevirus oder eine leichte Erkrankung. Nun, darüber können wir uns später Gedanken machen. Wir treffen uns um Viertel vor zwei hier in meinem Büro.«
Als Havers das Oval Office verlassen hatte, drehte der Präsident sich auf seinem Ledersessel herum und schaute durch das Fenster hinter dem Schreibtisch. Er legte nachdenklich eine Hand auf seine Wange und blickte durch die kugelsicheren, leicht getönten Scheiben. Das, was er und seine Regierung immer am meisten befürchtet hatten, war eingetreten: Eine Terrorgruppe drohte damit, Amerika mit einer Massenvernichtungswaffe anzugreifen. Diese Terror-Gruppe wurde von einem Glaubensfanatiker angeführt, der in der Vergangenheit bereits bewiesen hatte, dass es ihm mit seiner tödlichen Bedrohung bitterernst war.
Letztendlich kam ihm als Präsident die Aufgabe zu, dieses Proble m zu lösen. Die Worte auf Trumans Gedenktafel waren wahrer denn je. Jetzt hatte er den schwarzen Peter. Bei dem Gedanken lief es ihm
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