Meade Glenn
des Verrats angeklagt. Dieser erneute verräterische Akt verheißt nichts Gutes.«
»Ein anderes Motiv haben wir nicht gefunden. Wir haben sorgfältig ermittelt.«
»Wir wissen nicht, wohin das führen kann. Über diese Sache darf kein Wort nach außen dringen. Haben wir uns verstanden?«, sagte Kuzmin in strengem Ton.
»Herr Präsident«, widersprach Verbatin, »die westlichen Sicherheitsdienste müssen informiert werden. Die Formel ist eine Zeitbombe, wenn sie in die falschen Hände gerät.«
»Kein einziges Wort, habe ich gesagt. Unsere Lage könnte nicht schlimmer sein. Ein ehemaliger russischer Armeeoffizier wird zum Verräter und stiehlt direkt vor unserer Nase die Formel eines tödlichen Nervengases. Können Sie sich ausmalen, was die Presse schreibt, falls sie Wind davon bekommt? Die Regierung würde zur Zielscheibe des Gespötts. Die Pressefritzen würden behaupten, wir seien unfähig, unsere Militärgeheimnisse zu wahren. Nein, zuerst einmal müssen wir uns selbst um den Fall kümmern. Wir müssen diesen Gorev um jeden Preis finden, und zwar schnell. Bringen Sie in Erfahrung, was er vorhat und für wen er arbeitet. Erzählen Sie mir von diesem Offizier, Major Kursk, den Sie erwähnt haben.«
»Er ist einer unserer besten Geheimagenten. Er und Gorev standen sich in der Vergangenheit sehr nahe. Für Major Kursk war Gorev fast so etwas wie ein Bruder. Sie sind zusammen aufgewachsen und waren beide Stabsoffiziere beim KGB.«
»Sie sind zusammen aufgewachsen?«
»Nikolai Gorev war zwölf Jahre alt, als sein Vater starb. Zu dem Zeitpunkt war seine Mutter bereits tot. General Gorev war der Vorgesetzte von Major Kursks Vater. Er war ein treuer Freund und sah es als seine Pflicht an, den Jungen zu sich zu nehmen.«
»Und wo ist Kursk jetzt?«
»Er wartet draußen.«
»Weiß er, was wir vorhaben?«
»Noch nicht. Er ist über einige Fakten im Bilde, weiß aber nichts von unseren Plänen.«
»Dann bringen Sie ihn herein.«
Alexei Kursk wurde ins Büro geführt und ging auf Kuzmin zu.
Verbatin stellte die beiden einander vor. »Präsident Kuzmin, das ist Major Kursk.«
Kursk schüchterte der Ort ein wenig ein. »Sie haben mich hierher bestellt, Präsident Kuzmin.«
»Major«, begann Kuzmin, »ich habe von Ihrer engen Beziehung zu diesem Terroristen, Nikolai Gorev, erfahren.«
»Es ist schon einige Jahre her, seitdem ich Nikolai Gorev zum letzten Mal gesehen habe.« Kursk war es sichtlich unbehaglich zumute. »Unsere Wege haben sich vor langer Zeit getrennt.«
»Sie sind davon überzeugt, dass der Mann auf den Fotos Gorev ist.«
»Ja, es sieht ganz danach aus.«
»Wir vermuten, dass Gorev wertvolle Staatsgeheimnisse stehlen wollte, die in Boris Novikovs Besitz waren. Ich muss Sie warnen. Was Sie jetzt hören werden, ist streng geheim.«
Kuzmin wandte sich an Verbatin. »Fahren Sie bitte fort.«
»Wie Sie wissen, Major, hängt die wirksame Verteidigung eines Landes von seinen Waffen und ihrer Leistungsfähigkeit ab. Durch die Abrüstungsverträge mit den USA sind unsere Möglichkeiten begrenzt. Daher gibt es kaum Handlungsspielraum, um offiziell neue Verteidigungsstrategien zu entwickeln, durch die wir unser Land wirksam schützen können. Auch die Kosten-Nutzen-Rechnung spielt dabei eine große Rolle. Die Forschung in diesem Bereich und die Entwicklung neuer Waffen kosten ein Vermögen. Eine Ausnahme stellen chemische Waffen dar. Sie gehören in der Herstellung zu den preiswertesten Waffen. Bestimmt haben Sie schon von gewissen Nervengasen gehört, die sich in unserem Arsenal befinden, wie zum Beispiel VX und Sarin. Diese Nervengase bergen ein unglaubliches Vernichtungspotenzial.
Ich gebe Ihnen ein Beispiel.«
Verbatin goss aus der Karaffe Wasser, die auf Kuzmins Schreibtisch stand, einen Tropfen in ein Glas, hielt es hoch und schüttelte die winzige Flüssigkeitsmenge. »Stellen Sie sich vor, das wäre VX. Die Kosten für diese Menge belaufen sich etwa auf fünfzigtausend Rubel. Das sind fünfhundert US-Dollar. Das ist keine große Summe. Vor allem wenn ich Ihnen sage, dass eine solche Menge VX bei effektiver Verbreitung tausend feindliche Soldaten vernichten kann. Unsere im militärischen Bereich tätigen Wissenschaftler, die mit einer privaten Forschungsgesellschaft zusammenarbeiten, deren Leiter Boris Novikov war, sind einen Schritt weitergegangen. Sie haben kürzlich eine neue, streng geheime Waffe entwickelt, die das Zerstörungspotenzial jeder anderen Waffe übertrifft. Die Substanz mit dem
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