Meade Glenn
Codenamen ›A232X‹ hat wahrhaftig eine verheerende Wirkung. Mit dieser Flüssigkeitsme nge, einem winzigen Tropfen, würde sich das Zerstörungspotenzial verzehnfachen. «
Verbatin verstummte, um Kursk Zeit zu geben, die Informationen zu verdauen. »Und Boris Novikov hatte die Formel in seinem Safe?«, fragte Kursk erstaunt.
»Er hatte an einer Reihe von Konferenzen im Verteidigungsministerium teilgenommen, wo über den Stand der Forschung diskutiert wurde. In der Nacht, in der er getötet wurde, kehrte er soeben von einem Treffen mit dem Präsidenten, bei dem es um dasselbe Thema ging, zurück. Er war im Besitz der Formel, weil seine Forschungsgesellschaft einen großen Anteil an der Entwicklung der Chemikalie hatte. Novikov selbst war diplomierter Chemiker, ehe er zum FSB ging, und hat sich für dieses Projekt sehr engagiert.«
Verbatin stellte das Glas wieder auf den Tisch. »Bisher hat noch kein anderes Land einschließlich Amerika eine so wirksame Waffe wie dieses Nervengas entwickelt. Das bedeutet, dass Russland die stärkste chemische Massenvernichtungswaffe der Welt besitzt. Zudem ist die Herstellung vo n A232X relativ einfach, und die einzelnen Bestandteile sind größtenteils problemlos zu beschaffen. Ich wage es gar nicht, mir die Konsequenzen auszumalen, wenn diese Formel in die falschen Hände gerät, womit ich hauptsächlich Terroristen meine.«
»Damit kommen wir zu dem Grund dieses Gesprächs, Major«, sagte Vasily Kuzmin. »Da wir den starken Verdacht hegen, Gorev könnte die Formel gestohlen haben, müssen wir ihn finden. Ihre ehemals enge Beziehung zu ihm kann uns zweifellos einen Einblick in den zerrütteten Geisteszustand dieses Mannes liefern. Diesen Vorteil müssen wir nutzen. Der Direktor des FSB wird eine Spezialeinheit aus seinen Agenten und den Agenten des Dienstes für Gegenaufklärung bilden. Ziel ist es, diesen Terroristen zur Strecke zu bringen, und zwar in unserem Land oder im Ausland. Wir werden unsere muslimischen Agenten in Tschetschenien und im Ausland in Alarmbereitschaft versetzen, damit sie uns unterstützen. Sie, Major Kursk, gehören dieser Spezialeinheit an. Ihre Aufgabe wird sein, diesen Mann um jeden Preis zu ergreifen. Und bringen Sie in Erfahrung, was er mit der Formel gemacht hat.«
»Und dann, Sir?«, fragte Kursk unsicher.
Kuzmin blickte seine beiden Besucher kühl an. »Ich denke, das liegt auf der Hand. Dieser Mann ist ein Verräter und eine Bedrohung. Er muss ausgeschaltet werden.«
Alexei Kursk kam an diesem Morgen um kurz nach zwei zu Hause in Masilovo am westlichen Stadtrand von Moskau an.
Das kleine, zweistöckige Backsteinhaus am Ufer der Moskwa war sein Elternhaus. Es war einfach einge richtet und verfügte über ein Wohnzimmer, eine kleine Küche und zwei Schlafzimmer. Es gefiel ihm hier besser als in den Wohnsilos in den verwahrlosten Vorstädten Moskaus. Kursk war in dieser Woche allein. Seine Frau war mit ihrer achtjährigen Tochter Nadia zu ihrer Schwester nach St. Petersburg gefahren.
Nadia hatte ihm zum Abschied ein paar Zeilen geschrieben, die noch immer auf dem Couchtisch lagen: »Mama und ich werden dich vermissen, Papa. Sie sagt, du sollst nicht vergessen, den Wasserhahn in der Küche zu reparieren. Wir lieben dich, Papa! Nadia!« Das ganze Blatt war mit winzigen Herzen, Blumen und Dutzenden von Küssen übersät, die sie mit einem rosa Marker gemalt hatte. Kursk lächelte. Er liebte seine Tochter und seine Frau Lydia, mit der er seit zehn Jahren verheiratet war, abgöttisch. Am liebsten hätte er Lydia angerufen, um ihr von dem verzwickten Fall zu erzählen, doch das war ihm verboten. Er war noch immer ganz durcheinander, und die Bilder der Vergangenheit gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf.
An den Wänden hingen Familienfotos, auf denen er mit Lydia und Nadia abgebildet war. Ein Foto seiner Eltern hatte einen Ehrenplatz über dem Kamin.
Er ging ins Schlafzimmer, holte das abgegriffene, ledergebundene Fotoalbum und blätterte die zellophangeschützten Seiten durch. Viele der Fotos bedeuteten ihm viel, doch an einem Foto hing er ganz besonders. Es war vor vielen Jahren auf den Stufen der Basilius-Kathedrale in Moskau aufgenommen worden. Nikolai Gorev und er lächelten in die Kamera. Sie waren beide achtzehn Jahre alt und hatten an diesem Tag ihr Abitur bestanden. Der Anblick des Bildes machte ihn so traurig, dass er schnell weiterblätterte.
Er suchte ein ganz bestimmtes Foto, und als er es fand, nahm er es in die Hand. Zwei kleine
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