Meade Glenn
Nordost-Chaco zur brasilianischen Grenze.
Nach einiger Zeit blickte er wieder hoch.
»Der Bericht von der Radarstation Bahia Negra besagte doch, daß die unbekannte Maschine, die sie auf dem Schirm hatten, in Richtung Corumba nahe der brasilianischen Grenze verschwunden ist.«
»Sí.«
Sanchez glitt erneut mit dem Finger über die Karte. »Von dort ist es nicht weit nach Campo Grande.«
Cavales kratzte sich das Kinn. »Das stimmt.«
»In Campo Grande gibt es einen Flugplatz. Wenn mich nicht alles täuscht, sogar mit einem Shuttle-Service nach São Paulo.«
Cavales runzelte die Stirn. »Worauf wollen Sie hinaus?«
»Denken Sie nach. Von São Paulo gibt es einen Anschlußflug nach Mexico City. Liebers Ziel. Die Leute aus dem Haus im Chaco haben vielleicht auch diese Route genommen. Vielleicht sind auch sie nach Mexico City geflogen. Jetzt steckt Lieber in Schwierigkeiten und muß mit ihnen reden. Und zwar persönlich.«
Cavales grinste.
»Das wäre doch möglich, oder?«
»Sí. Entweder das, oder Lieber macht sich aus dem Staub.«
Sanchez schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht. Leute wie Lieber haben zu viele Beziehungen. Nein, er fürchtet sich vor etwas. Wir haben ihm heute abend Angst eingejagt. Haben Sie seinen Gesichtsausdruck gesehen, als ich das Gespräch auf Band erwähnt habe? Das hat ihn wirklich beunruhigt.« Sanchez dachte einen Moment nach. »Setzen Sie sich mit Chefinspektor Eduardo Gonzales in Mexico City in Verbindung. Informieren Sie ihn von Liebers Ankunft unter dem Namen Monck. Außerdem sollen unsere Leute die Passagierlisten aller Flüge der letzten zehn Tage von São Paulo nach Mexico City überprüfen. Wenn der Name Karl Schmeltz auftaucht, will ich informiert werden. Allerdings bezweifle ich es. Schließlich benutzt unser Freund Lieber auch einen falschen Reisepaß. Schmeltz könnte es genauso gemacht haben. Trotzdem kann eine Überprüfung nicht schaden.«
»Ist dieser Gonzales in Mexico ein Freund von Ihnen?«
Sanchez nickte. »Wir haben uns auf einer Konferenz in Caracas kennengelernt. Faxen Sie ihm ein Bild von Lieber. Dessen Anschlußflüge lauten auf Monck, aber falls er wieder einen anderen Namen benutzt, haben sie dort wenigstens sein Foto. Und setzen Sie sich mit São Paulo in Verbindung. Sie sollen feststellen, wann Lieber dort ankommt und bestätigen, daß er seinen Anschlußflug bekommen hat. Sollte er in einem Hotel absteigen, müssen sie ihn überwachen. Ich will wissen, mit wem er sich trifft. Aber sie sollen äußerst diskret vorgehen und ihre besten Beschatter einsetzen. Der Fall erhält unbedingten Vorrang.
Ich will nicht, daß jemand die Sache vermasselt.«
»Soll Gonzales Lieber hoppnehmen?«
»Nein. Er soll ihn nur beschatten. Ich will wissen, wohin er geht und wen er trifft.«
Cavales erwiderte das Grinsen und nickte.
Sanchez klappte seine Brieftasche auf und betrachtete das Foto der drei Männer, das er aus Liebers Album genommen hatte –
und zwar sehr geschickt. Das war zwar Diebstahl, aber gerechtfertigt. Lieber hatte das ohnehin nicht bemerkt. Dazu war der Kerl viel zu verstört gewesen.
Sanchez legte das Foto auf den Schreibtisch und musterte die beiden Männer neben Lieber. Der eine war jung, dunkelhaarig und untersetzt. Der andere war groß, gutaussehend und grauhaarig. Dem Schnitt der Kleidung nach zu urteilen, hatte Lieber nicht gelogen, als er sagte, die Aufnahme wäre schon vor langer Zeit gemacht worden. Sie mochte etwa zehn Jahre alt sein, aber das war schwer zu sagen. Hinter den drei Männern sah man eine weißgestrichene Veranda. Wie am Haus im Chaco.
Und sein Instinkt sagte ihm, daß es die Hazienda im Chaco war.
Die beiden Gesichter neben Lieber würde er überprüfen lassen. Vielleicht tauchte in den Akten ja etwas auf.
Sanchez seufzte, als er an die Arbeit dachte, die noch vor ihm lag, und fuhr sich mit der Hand durch das gelichtete fettige Haar. Er mußte seine Frau anrufen und ihr von seinen Plänen erzählen. Wenn er Glück hatte, blieb er nur einen oder zwei Tage in Mexico. Er starrte auf das Foto mit den drei Männern, nahm den Telefonhörer und wählte seine Nummer.
Rosaria würde Verständnis haben.
Er tat es für Rudi Hernandez.
Eine persönliche Angelegenheit.
30. KAPITEL
Volkmann nahm den Frühflug nach Amsterdam und ließ seine Reisetasche am Schalter der Gepäckaufbewahrung am Flughafen Schiphol.
In der Ankunftshalle rief er Jakob Fischer beim Berliner Landeskriminalamt an, aber ein Beamter sagte ihm,
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