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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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Schlafzimmer. Er hatte seit Jahren keine neuen Fotos mehr eingeklebt.
    Sanchez nahm es entgegen und blätterte aufmerksam die hauchdünnen Zellophanseiten um. Nach einer Weile spitzte er die Lippen, sah hoch und ging zu Lieber.
    »Gehört das Ihnen?« fragte er und hielt das Album hoch.
    »Ja, das gehört mir«, räumte Lieber widerwillig ein.
    Sanchez beugte sich vor und deutete auf ein Foto. Lieber schluckte.
    »Wo wurde dieser Schnappschuß aufgenommen?« wollte Sanchez wissen.
    Das Foto zeigte ein weißes Haus, vor dem drei Männer standen. Lieber war einer von ihnen. In der rechten Ecke des Bildes sah man Dschungelpflanzen.
    »Daran kann ich mich nicht erinnern«, erwiderte Lieber heiser.
    »Denken Sie nach. Vielleicht im Chaco?«
    »Ich sagte doch, daß ich mich nicht erinnern kann. Das Foto ist sehr alt.«
    Der Capitán sah den Ausdruck auf Liebers fleischigem Gesicht und deutete noch einmal auf das Bild. »Der Mann ganz links sind Sie. Wer sind die beiden anderen?«
    Lieber schüttelte den Kopf, als der Kriminalbeamte auf die beiden anderen Abgebildeten deutete. Die Aufnahme zeigte einen untersetzten, dunkelhaarigen jungen und einen älteren, großen, grauhaarigen und gutaussehenden Mann.
    »Wie gesagt, es ist schon lange her. Ich weiß es nicht mehr.«
    Lieber bemerkte, daß der Kriminalbeamte ihn frustriert ansah, und begriff, daß der Mann sich nicht sicher war: Er suchte, aber er wußte nichts Genaues.
    »Señor Lieber, erinnern Sie sich denn noch, wo Sie am Abend des fünfundzwanzigsten November und am frühen Morgen des sechsundzwanzigsten gewesen sind?«
    »Zu Hause«, erwiderte Lieber stirnrunzelnd.
    »Allein?«
    »Ja, bis auf einen meiner Angestellten.«
    »Wieso wissen Sie das so genau?«
    »Ich mußte mich um wichtige Büroarbeit kümmern.«
    »Zweifellos wird Ihr Angestellter das nötigenfalls bestätigen können?«
    »Zweifellos.«
    Sanchez betrachtete den Mann und bemerkte die Zuversicht in dem harten Blick seiner Augen. Die Antwort war zu sicher, zu gewiß gewesen, als daß er sie hätte anzweifeln können.
    Der Kriminalbeamte, dem Sanchez den Safeschlüssel gegeben hatte, kam zurück und schüttelte den Kopf. Sanchez verzog das Gesicht und legte die Schlüssel vor Lieber auf den Tisch.
    »Sind Ihre Leute fertig?« fragte Lieber.
    »Für den Moment. Sí. «Er bedeutete dem anderen Mann mit einer Handbewegung, das Zimmer zu verlassen.
    »Wollen Sie mich festnehmen?«
    »Nein.«
    Lieber unterdrückte im letzten Moment den Seufzer, der ihm fast entschlüpft wäre. »Dann verlange ich, daß Sie und Ihre Leute meinen Besitz sofort verlassen.« Er richtete sich auf und überragte den kleinen Mann um einen ganzen Kopf. »Ihr Polizeipräsident wird von diesem Eindringen auf mein Privat-eigentum hören. Und jetzt verschwinden Sie. Auf der Stelle.«
    Sanchez legte das Fotoalbum auf den Schreibtisch. Er sagte nichts, sondern blieb einfach nur stehen und starrte Lieber ins Gesicht. Als er schließlich sprach, klang seine Stimme leise, aber bedrohlich. »Señor, ich werde wiederkommen. Immer wieder, so lange es sein muß. Das kann ich Ihnen versichern.«
    »Das ist Schikane.«
    »O nein, Señor.« Sanchez lächelte grimmig. »Es handelt sich um Gründlichkeit, eine schreckliche Angewohnheit von mir.
    Dafür müssen Sie Verständnis haben.«
    Lieber wurde wütend. »Seien Sie versichert, daß der Polizeipräsident von mir hört.«
    Sanchez’ grinste über beide Backen. »Davon bin ich überzeugt.« Nach einer winzigen Pause fuhr er fort: »Sehen Sie, Señor, es gibt da ein bestimmtes Gespräch auf einem bestimmten Tonband. Eine Bandaufzeichnung dieses bestimmten Gesprächs in einem bestimmten Hotel. Und Sie wissen bestimmt, wovon ich rede. Also, seien Sie versichert, Señor, wir sehen uns wieder.«
    Liebers Selbstgefälligkeit war wie fortgewischt. Sanchez hatte ihn überrumpelt. Das Blut schoß ihm in die Wangen. Der dicke Kriminalbeamte blickte ihn, wie er feststellte, aus verhangenen Augen an und lauerte auf seine Reaktion.
    Lieber riß sich zusammen. »Verschwinden Sie!« befahl er heiser.
    Der dicke Capitán drehte sich um und ging.
    Vierzig Minuten später erreichte Lieber die Plaza del Heroes. Er parkte seinen Mercedes und sah sich um. Er hatte unterwegs immer wieder in den Rückspiegel geschaut und war an sich davon überzeugt, daß niemand ihm folgte. Er wollte lieber ein öffentliches Telefon benutzen, falls der Zerhacker nicht mehr sicher war oder man die Telefone in seinem Haus angezapft

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